ARM zu Windows-8-Tablets, AMD und anderem
Einer der größten Profiteure des Smartphone- und Tablet-Booms ist sicherlich die britische Chip-Schmiede ARM. So wurden allein im vierten Quartal 2011 mehr als 2,2 Milliarden Chips mit ARM-Technik von den zahlreichen Lizenznehmern ausgeliefert.
Grund genug, im Gespräch mit Lance Howarth – Executive Vice President of Marketing bei ARM – nach den Entwicklungen der nächsten Monate und Jahre zu fragen. Mittelfristig ist hierbei insbesondere Windows 8 ein wichtiges Thema, schließlich werde erstmals ganz offensiv ein Microsoft-Betriebssystem für die ARM-Plattform entwickelt, dementsprechend selbstbewusst sei man im Unternehmen, so Howarth. Man sei sich sicher, dass die Kunden bei der Tablet-Variante mehrheitlich zu Modellen mit ARM-basierten SoCs greifen werden, realistisch sei hier ein Anteil von 60 Prozent. Denn entscheidend sei die Laufzeit, so der Marketingexperte. Hier sieht er die x86-Produkte von AMD und Intel im Nachteil.
Gerade letzteres Unternehmen habe in der Vergangenheit zu sehr auf die reine Leistung geachtet, man habe „Leistung um jeden Preis“ erreichen wollen. Im Gegensatz dazu setze man bei ARM genau am anderen Ende an, hier stehe der sparsame Umgang mit Energie an erster Stelle. Dennoch sollen laut Howarth aber auch Tablets mit ARM-Technik eine gute „User Experience“ bieten, insbesondere durch die dann eingesetzten Cortex-A15-Kerne, die im Vergleich zu ihren Vorgängern deutlich mehr Leistung bei geringerem Verbrauch bereitstellen sollen.
Positiv bewertet man auch die Diversität in Bezug auf die immer größer werdende Zahl an Lizenznehmern. Dadurch entstehe ein positiver Konkurrenzdruck, von dem am Ende die Verbraucher profitieren würden. Aus rein wirtschaftlicher Sicht sei es zudem erfreulich, dass man insbesondere in China neue Partner wie Huawei gefunden hat. Die Zahl der ausgelieferten Chips dürfte sich so in den kommenden Jahren weiter steigern. Dass Intel jedoch erst vor wenigen Wochen die Partnerschaft mit Motorola Mobility bekannt gegeben hat, nimmt man „respektvoll“ zur Kenntnis.
Eine Bedrohung sieht man den Worten Howarths zufolge darin allerdings nicht. Angesichts des geringen Anteils Motorolas am Smartphone-Markt seien die Auswirkungen auf ARMs Marktanteil eher gering, zudem müsse sich erst noch zeigen, ob die Kunden wirklich zu den mit der Medfield-Plattform ausgestatteten Modellen greifen würden.
Auf die Frage, ob AMD demnächst zu den Kunden ARMs gehören würde, wollte oder durfte Howarth nicht direkt antworten. Der Chip-Hersteller wäre „der letzte fehlende Partner“, weshalb man die Hoffnung auf eine Zusammenarbeit nicht aufgibt. Ob mit oder ohne AMD: An den zukünftigen Eckdaten der ARM-basierten SoCs wird sich seiner Auffassung nach nicht viel ändern, die aktuell eingeleitete Entwicklung mit den sogenannten Companion-Chips wie bei Nvidias Tegra 3 oder den kommenden OMAP-5-Modellen werde zumindest mittelfristig erfolgreich sein. In Tablets wird es so bei vier „großen“ Kernen bleiben, für weniger leistungsfordernde Aufgaben stünden dann ebenfalls mehrere „kleine“ CPUs bereit.