Millionen deutsche Rezeptdatensätze illegal gehandelt?
Wie einem Artikel von Spiegel Online zu entnehmen ist, beschuldigt ein ehemaliger Mitarbeiter der Firma pharmafakt/Gesellschaft für Datenverarbeitung diverse deutsche Rechenzentren, rechtswidrig mit Millionen Datensätzen von Apothekenrezepten gehandelt zu haben. Dabei sollen mehrere Größen der Pharmaindustrie involviert sein.
In einer eidesstattlichen Erklärung legt der Informant dar, dass besagte Daten von den Rechenzentren gespeichert und ausgewertet worden seien, um sie an Unternehmen der Pharmabranche weiterverkaufen zu können. Er selbst habe laut Spiegel Online auf Weisung der Geschäftsführung der Gesellschaft für Datenverarbeitung (GFD) über mehrere Jahre hinweg nicht anonymisierte, unverschlüsselte Rezeptdaten von den zwei größten deutschen Apothekenrechenzentren bezogen. Thilo Weichert, der Leiter des unabhängigen Datenschutzzentrums in Schleswig-Holstein, erklärte gegenüber den Reportern, dass die Auszüge der ihm zugespielten Unterlagen „valide“ zu sein scheinen.
Dass Pharmafirmen Rezeptdaten erhalten, ist an sich nicht ungewöhnlich. Normalerweise sollte dies jedoch in einer anonymisierten und verschlüsselten Form erfolgen, sodass sie zwar Marktforschung betreiben können, dabei aber auch die Schutzrechte Einzelner gewahrt bleiben. Genau diese sollen hier aber verletzt worden sein, da mit den Datensätzen nachvollziehbar ist, welcher Arzt welche Medikamente verschrieben hat. Für Firmen ist das insofern interessant, da sie so eruieren können, inwieweit ihre Werbemaßnahmen bei einzelnen Ärzten Wirkung zeigen. Als Kunden der GFD werden unter anderem Bayer, GlaxoSmithKline, Novartis, Ratiopharm und Sanofi genannt.