Stuttgarts PetaFLOPS-Supercomputer „Hermit“ für Nutzer freigegeben
Bereits Ende Oktober 2011 trat Deutschlands schnellster Supercomputer „Hermit“ am Höchstleistungsrechenzentrum Stuttgart (HLRS) seinen Dienst an und belegt in der aktuellen Weltrangliste der schnellsten Supercomputer den 12. Rang. Nun fiel der offizielle Startschuss für die Inbetriebnahme.
Am gestrigen Freitag gaben Bundesforschungsministerin Annette Schavan und Ministerpräsident Winfried Kretschmann zusammen mit Prof. Wolfram Ressel, dem Rektor der Universität Stuttgart, in einer feierlichen Zeremonie das Rechnersystem für die Nutzer frei. Das nationale Höchstleistungsrechenzentrum Gauss Centre for Supercomputing, mit welchem Hermit verbunden ist, wird somit weiter ausgebaut. Fortan steht Hermit Wissenschaftlern und zahlenden Forschern der Industrie zur Verfügung und soll beispielsweise in Anwendungsbereichen der Ingenieurswissenschaften, Medizin, Mobilität oder Umwelt für wissenschaftlichen Fortschritt sorgen.
In Europa ist Hermit nach Angaben der Betreiber der schnellste zivil genutzte Supercomputer. Zwar ist das Tera-100 System von CEA France mit 1,25 PetaFLOPS noch etwas schneller unterwegs, jedoch ist dieses nicht öffentlich verfügbar. Im Ranking der industriell genutzten Supercomputer liege Hermit weltweit sogar auf Platz Nummer Eins.
Der Superrechner mit dem vollen Namen „Cray XE6 Hermit“ soll eine Spitzenleistung von 1,045 PetaFLOPS, also über eine Billiarde Berechnungen in der Sekunde, erreichen. Auf einer Aufstellfläche von 136 m² finden in 38 Schränken jeweils 96 Server Platz, die über insgesamt 3.552 Rechenknoten verfügen. Jeder dieser Rechenknoten besitzt zwei AMD Opteron 6.276-Prozessoren („Interlagos“) deren 16 in 32 nm gefertigte „Bulldozer“-Cores mit 2,3 GHz arbeiten. Daraus ergibt sich eine Gesamtzahl von 113.664 CPU-Kernen, wobei die Kerne der „Bulldozer“-Architektur bekanntlich eigentlich nicht als vollwertige Kerne zu bezeichnen sind, da sie sich zu zweit in einem Modul zusammengefasst einen Großteil der Ressourcen teilen müssen. Damit den Kernen nicht allzu schnell die Daten ausgehen, stehen 126 Terabyte Arbeitsspeicher zur Verfügung, die Festplattenkapazität wird mit insgesamt 2,7 Petabyte angegeben.
Die Rechenknoten kommunizieren über die Hochgeschwindigkeitsschnittstelle Gemini des US-amerikanischen Supercomputer-Herstellers Cray. Die Verbindung soll laut HLRS rund 50.000 Mal schneller als DSL sein. Bei einem Gesamtgewicht von 60 Tonnen soll Hermit einen durchschnittlichen Strombedarf von 1,55 Megawatt besitzen, womit man die Top 10 der enerigeeffizientesten Superrechner verfehlt, unter denen sich im November 2010 noch vier deutsche Systeme befanden.
Die Rechenleistung von Hermit soll in einem für 2013 geplanten Ausbauschritt von rund einem PetaFLOPS um vier bis fünf weitere PetaFLOPS gesteigert werden. Die aktuell schnellsten Superrechner aus Japan, China und den USA könnte man somit zum Teil ein- respektive überholen, sofern sich deren Leistung im gleichen Zeitraum nicht ebenfalls erhöht. Der japanische K computer, der mit 705.024 SPARC64-Kernen und einer Spitzenleistung von über 11 PetaFLOPS momentan alle anderen in den Schatten stellt, wird wohl dennoch unerreichbar bleiben.