AMD Radeon HD 7770 und HD 7750 im Test: Enttäuschende Mittelklasse

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Wolfgang Andermahr
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Fazit

Die Radeon-HD-7700-Serie ist für AMD wahrscheinlich die wichtigste Klasse der Southern-Island-Produkte, da sich die direkten Vorgänger laut AMD am besten verkauft haben. Wer dabei allerdings gehofft hat, dass die neuen Karten eine Konkurrenz zur Radeon HD 6850 werden, der wird leider enttäuscht. Stattdessen bleibt es beim Duell gegen die direkte Vorgängergeneration(en) Radeon HD 5700/Radeon HD 6700 (beide Serien unterscheiden sich nur beim Namen), die mittlerweile immerhin schon mehr als zwei Jahre auf dem Buckel haben.

Bei der Radeon HD 7770 gibt es aufgrund der sehr hohen GPU-Taktrate dabei noch klare Unterschiede zum Vorgänger; je nach Qualitätseinstellung kann sich die Karte immerhin um 14 bis 20 Prozent von der Radeon HD 5770/6770 absetzen. Und die Sapphire Radeon HD 7770 OC zeigt, dass es noch besser geht, und verrichtet ihre Arbeit um weitere elf bis 13 Prozent schneller. Die Zugewinne der Radeon HD 7750 zum Vorgängermodell liegt dagegen nur bei zehn bis 15 Prozent, weswegen die Karte langsamer als die Radeon HD 6770 ist.

AMD Radeon HD 7770
AMD Radeon HD 7770

Auf das Referenzdesign der Radeon HD 7750 wollen wir in Sachen Kühlung nicht weiter eingehen, da dieses so nicht auf den Markt kommen wird. Das Kühlsystem der Radeon HD 7770 wird dagegen erhältlich sein und macht glücklicherweise schon in der Referenz einen besseren Eindruck. Unter Windows agiert dieses hörbar, bleibt aber dennoch relativ leise, und unter Last hält sich der Lüfter zurück, ohne aber für Rekordwerte zu sorgen.

Die Sapphire Radeon HD 7770 OC zeigt, wie es (noch) besser geht: Im Desktop-Betrieb ist der 3D-Beschleuniger so gut wie nicht hörbar und im 3D-Modus dreht der Lüfter zwar ein wenig auf, bleibt aber immer noch problemlos vor dem Referenzdesign und stört beim Spielen nicht. In einem Atemzug sind die Temperaturen sehr niedrig – weswegen schlussendlich sogar noch ein wenig Potenzial verschenkt wird.

Bei der Leistungsaufnahme unter Windows wissen alle Testkandidaten zu überzeugen. Die Radeon HD 7750 geht dabei sehr energiesparend zu Werke und schiebt sich mit Abstand auf den ersten Platz im Testfeld – selbst die in der CPU integrierte Grafikeinheit ist nicht mehr allzu weit entfernt. Und die Radeon HD 7770 ist bei den Messreihen nicht viel schlechter, sodass beide Referenz-Karten nicht nur sparsamer als eine Radeon HD 6670 sind, sondern zusätzlich den Vorgängerkarten weit enteilt sind. Das Sapphire-Modell liefert sehr ähnliche Werte ab.

Und selbst unter Last ziehen die neuen Produkte trotz einer höheren Geschwindigkeit weniger Leistung aus der Steckdose als die alten Varianten. Die Radeon HD 7750 ist kaum hungriger als die Radeon HD 6670 und selbst die Radeon HD 7770 ist sparsamer als die Radeon HD 6770, obwohl der Geschwindigkeitsunterschied 20 Prozent beträgt. Der Sapphire-Proband ordnet sich auf demselben Niveau ein, wobei die Radeon HD 7770 OC etwas mehr Strom benötigt, da diese schneller taktet. Bei den Temperaturen liegen alle Grafikkarten im grünen Bereich.

Schlussendlich weiß vor allem die Radeon HD 7770 zu gefallen. Die Karte kommt zwar nicht an die Radeon HD 6850 heran, arbeitet aber immerhin spürbar schneller als die Radeon HD 6770 und paart dies mit einem zwar verbesserungsfähigen, aber dennoch ganz ordentlichen Kühler und einer niedrigen Leistungsaufnahme. Die Features sind identisch zu denen der Radeon-HD-7900-Serie geblieben, sodass es dort nichts zu meckern gibt. Wer gerne in 1920x1080 spielt, auf Anti-Aliasing meistens verzichten kann und durchaus auch mal bereit ist, die Auflösung oder die Detailstufe zu verringern, macht mit der Radeon HD 7770 nichts verkehrt.

Wie eine „richtige“ Radeon HD 7770 aussehen hätte sollen, zeigt indes die Sapphire Radeon HD 7770 OC: Etwas mehr als zehn Prozent schneller als das Referenzdesign und die Lautstärke ist in allen Disziplinen uneingeschränkt gut. Der Energiehunger steigt unter 3D nur geringfügig an (ist im Desktop-Betrieb dafür geringer), was aber aufgrund der höheren Taktraten zu erwarten gewesen ist. Und der Preis soll mit 165 Euro nur sechs Euro teurer als das Referenzdesign sein – womit die Sapphire-Entwicklung diesem ganz klar vorzuziehen ist!

AMD Radeon HD 7750
AMD Radeon HD 7750

Die Radeon HD 7750 hat dagegen einen etwas schwereren Stand, da sie (überraschend) deutlich langsamer als der größere Bruder arbeitet und selbst hinter einer Radeon HD 5770/6770 zurück bleibt. Auf der Haben-Seite stehen dagegen eine sehr gute Leistungsaufnahme und Effizienz, die derzeit ihres Gleichen sucht. Wer mehr als nur ein (wenig anspruchsvoller) Gelegenheitsspieler ist, sollte also lieber mindestens zu einer Radeon HD 7770 greifen. Wem die Geschwindigkeit nur zweitrangig ist, der erhält eine sehr energieeffiziente Karte.

Abschließend noch einige Anmerkungen zur Preisgestaltung: Bei der Radeon-HD-7900-Serie wurde es bereits ersichtlich und die Radeon-HD-7700-Serie bestätigt die These: AMD möchte offensichtlich die Preise der neuen Southern-Island-Produkte anheben und versucht auf ein ähnliches Niveau zu kommen wie vor dem großen „Preissturz“, den die Radeon-HD-3000-Serie aus demselben Hause ausgelöst hat.

Und dementsprechend wird die Radeon HD 7750 mit 109 Euro wohl mehr als eine schnellere Radeon HD 6770 kosten und die Radeon HD 7770 schlägt gar mit 159 Euro zu Buche: Das ist deutlich mehr als eine Radeon HD 6850 und gar mehr als eine Radeon HD 6870! Neutral betrachtet sind die Preise dabei noch nicht einmal unbegründet, jedoch werden es die Produkte im Markt schwer haben, solange die alte Generation noch lieferbar ist. Immerhin sieht es aber aktuell danach aus, als würde der Marktpreis etwas geringer ausfallen.

AMD Radeon HD 7750 (Referenzdesign)
  • Meistens schnell genug für 1680x1050
  • Sehr niedrige Leistungsaufnahme unter Windows und unter Last
  • ZeroCore-Power-Feature
  • Eyefinity für Office-Betrieb
  • DirectX 11.1 und PCIe 3.0
  • Details müssen manchmal reduziert werden
  • Für qualitätssteigernde Features zu langsam
  • Für zukünftige Spiele zu langsam
AMD Radeon HD 7770 (Referenzdesign)
  • Öfters schnell genug für 1920x1080
  • AA/AF manchmal möglich
  • Leise unter Windows
  • Hörbar, aber nicht störend unter Last
  • Niedrige Leistungsaufnahme unter Windows und unter Last
  • ZeroCore-Power-Feature
  • Eyefinity für Office-Betrieb
  • DirectX 11.1 und PCIe 3.0
  • Details müssen manchmal reduziert werden
  • Performance in zukünftigen Spielen könnte kritisch werden
Sapphire Radeon HD 7770 OC
  • Öfters schnell genug für 1920x1080
  • AA/AF manchmal möglich
  • Sehr leise unter Windows
  • Leise unter Last
  • Sehr niedrige Leistungsaufnahme unter Windows
  • Niedrige Leistungsaufnahme unter Last
  • ZeroCore-Power-Feature
  • Eyefinity für Office-Betrieb
  • DirectX 11.1 und PCIe 3.0
  • Details müssen manchmal reduziert werden
  • Performance in zukünftigen Spielen könnte kritisch werden

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Ergänzungen aus der Community

  • Thaquanwyn 15.02.2012 08:17
    ... es ist nicht zu übersehen, dass AMD momentan ein Preisproblem zu haben scheint!

    Konnte sich der Kunde in den letzten Jahren für teilweise recht günstiges Geld bei dem Unternehmen eindecken, scheint sich die Welt mit Erscheinen der neuen 7000er-Generation generell geändert zu haben.

    Doch was bei den 7900er-Versionen noch relativ leicht nachvollziehbar ist, da beide Karten derzeit unangefochten an der Spitze der Single-Grafikkarten stehen, haben die Mid-Range-Modelle HD 7750 und HD 7770 schon eindeutig größere Probleme, ihre derzeitigen Preise zu rechtfertigen.

    Nun rächt sich möglicherweise das Vorgehen von AMD, in der jüngsten Vergangenheit fast schon mit Dumpingpreisen auf den Markt gekommen zu sein. Und ob der Kunde tatsächlich bereit ist, für ein neues Modell mehr Geld zu zahlen, obwohl es auch noch genügend schnellere und preisgünstigere Karten der alten Generation gibt, steht wohl in den Sternen ...
  • Aza* 15.02.2012 09:30
    Die 5770 war damals mit 140 € angedacht und lag leistungsmäßig hinter der 4870, die damals 115 € gekostet hat. Also gleiches Bild wie damals. Bitte wieder abregen...

    Die alte Technik wird abverkauft, für neue wird ein Early-Adopter-Aufschlag verlangt. War schon immer so und wird auch immer so bleiben. Man schaue sich die allgemeingültige Preiskurve, die in der Marktwirtschaft für technische Produkte angelegt wird an.

    Im Moment bekommt man also eine 7770 zu einem ähnlichen Anfangspreis wie die 5770, für mehr Leistung (15-20%) unter weniger Leistungsaufnahme. Also kein Rückschritt. Dazu kommt noch Inflation von ca. 5%...
  • nanoworks 15.02.2012 10:19
    Die Karten sind für Gamer komplett uninteressant, aber dafür sind die wohl auch nicht gedacht. "Yoshi1982, post: 11529142
    Bitte was?

    Mein Bruder nutzt eine HD 5770 zum Zocken in 1680x1050 und die Karte ist absolut spieletauglich. Battlefield 3 läuft damit auf mittleren Einstellungen auf der genannten Auflösung und für den ganzen Rest reicht sie sowieso.

    Die HD 7770 ist noch mal 20% schneller, bietet DX11.1 Support, hat die bessere Bildqualität und überhaupt mehr Features und verbraucht obendrein noch ~10% weniger Strom UND DAS (!) obwohl sie eine Gewichtsklasse unter der HD 5770 anzusiedeln ist, denn für deren Segment folgt ja wie gesagt noch die HD 7870.

    Ich glaube manche lassen sich hier viel zu sehr von irgendwelchen Balken täuschen. Auch wenn ihr es nicht glauben wollt: Eure Grafikkarte muss nicht immer unter den Top-3 sein, um moderne Videospiele flüssig darzustellen. Karten wie die GTX 580 mögen zwar in diesem Forum sehr beliebt sein, aber tatsächlich haben sie nur einen verschwindend geringen Marktanteil.

    Zu den Preisen wurde mitlerweile schon genügend gesagt: Die werden sowieso fallen. Spätestens wenn die neuen Nvidias verfügbar und konkurrenzfähig sind, wird der Preis für alle 7000er Karten fallen.
  • white6855 15.02.2012 14:11
    Weil hier so viel über die Grafikkartengenerationen gesprochen wird, hier meine Meinung dazu:

    HD4870 --> HD5870 --> HD6970 --> HD7970
    HD4850 --> HD5850 --> HD6950 --> HD6950
    [ da war nix ] --> HD6870 --> HD7870
    HD4770 --> HD5770 --> HD6770 --> HD7700

    Meiner Meinung nach wurde nicht "oben" ein Klasse hinzugefügt, sondern unten.. die HD6970 ist doch ca. 20% schneller als die HD5870 .. also kann man nicht von einer neuen Premiumklasse sprechen, sondern eben "nur" vom Nachfolger.

    auf nvidia umgelegt:

    GTX 285 --> GTX 480 --> GTX 580
    GTX 260 --> GTX 470 --> GTX 570
    GTS 250 --> GTX 460 --> GTX 560 (Ti oder nicht, egal)
    GTS 240 --> GTX 450 --> GTX 550 (Ti oder nicht, egal)

    Wisst ihr was ich meine?
    .. nvidia hatte eben schon immer ein durchgehendes Portfolio, AMD/ATI hat sich mit der sehr guten HD58XX Serie ein Loch nach unten gerissen, dass dann künstlich gefüllt wurde indem man "oben" die HD69XX Serie platziert hat...

    Ich finde es schade, dass nicht wenigstens mal eine HD4870 oder eine GTX285 mit in die Tests aufgenommen wird.. würde mich echt interessieren wie sich die 3,5 Jahre alte HD4870 gegen die neue HD7770 schlägt.. rechnerisch ist da nicht mehr als 20% um...

    lg Daniel