Jagged Alliance: Back in Action im Test: Nur für waschechte Nostalgiker

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Sasan Abdi
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BiA auf einen Blick (Forts.)

Insgesamt liest sich die Beschreibung von BiA bisher trotz mancher Unterschiede wie ein Klon des Vorgängers. Sucht man nach handfesten, sofort sichtbaren Unterschieden, stößt man schnell auf das Kampfsystem. Statt auf eine rundenbasierte Spielmechanik zu setzen, kommt in BiA nämlich das neue System „Plan & Go“ zum Einsatz, wobei der Spieler selbst entscheiden kann, ob er in Echtzeit oder in einer Art beschnittenem Runden- bzw. Planungsmodus vorgehen möchte.

Kampfsystem „Plan & Go“ im Herstellervideo

Per Leertastendruck lässt sich in letzterem Fall zur Planung des Vorgehens das Spiel pausieren. In einem nächsten Schritt kann dann für jedes Mitglied der Einheit festgelegt werden, welche Aktionen ausgeführt werden soll. Auf diesem Wege kann man automatisch einen Angriff ablaufen lassen, bei dem beispielsweise ein Scharfschütze seine vorstürmenden Mitstreiter von hinten deckt. Doch nicht nur Bewegungen und Positionierungen, sondern auch der Einsatz der Waffen lässt sich so vergleichsweise minutiös vorbereiten (siehe Video oben).

Das System funktioniert, ausreichend Muße vorausgesetzt, ziemlich ordentlich, sodass man mit ein wenig Übung und Geduld sehr effektive Abläufe planen kann. Grundsätzlich ist die Implementierung von „Plan & Go“ also durchaus geglückt, sodass jene Spieler, die nicht bedingungslos auf die rundenbasierte Konzeption der Vorgänger wert legen, ordentlich bedient werden.

Getrübt wird der gute Eindruck – nicht nur in dieser Hinsicht, sondern insgesamt – durch einige grobe Schnitzer. Da ist beispielsweise die KI, die mit einem manchmal kaum nachvollziehbaren Verhalten dafür sorgt, dass alle Planung ad absurdum geführt wird: Gegner entdecken Eindringlinge und steigen erstmal in aller Ruhe im Sperrfeuer eine Leiter hinunter oder bleiben einfach auf der Stelle rennend stecken, um sich dann überhaupt nicht zu wehren.

Verkompliziert wird das Ganze auch durch eine Steuerung, die in vielen Situationen zu ungenau ist. Dies gilt vor allem im Echtzeitmodus, in dem das Anvisieren von in Bewegung befindlichen Gegnern zur echten Nervensache wird, aber auch für das Einsammeln von Gegenständen (alles einzeln!) und öffnen von Türen. Kurzum: Flüssig sieht anders aus!

Hinzu kommt eine de facto nicht vorhandene Einführung: Per Trial-and-Error fuchst man sich in die Funktionen und Möglichkeiten ein, was gerade in den ersten Missionen richtig nerven kann – seltsam, dass die Entwickler den Spieler hier nicht stärker an die Hand nehmen, zumal „Back in Action“ doch gerade für Neulinge leichter zugänglich sein soll.

JA: Back in Action – Echtzeit-Angriff: Hakelig, aber funktioniert
JA: Back in Action – Echtzeit-Angriff: Hakelig, aber funktioniert

Einen weiteren Minuspunkt in puncto Komfort stellt die fehlende Automatisierung dar. So müssen lokale Milizionäre nicht nur händisch einer nach dem anderen auf der Karte ausgemacht, aufgesucht und ausgerüstet werden; auch die in die Startregion eingeflogenen Ausrüstungsgegenstände müssen per pedes abgeholt und dann Stück für Stück ausgerüstet werden.

Für derlei, je nach Situation nicht ungefährliche, Botengänge bieten sich weniger talentierte Rekruten an – für den Spieler bedeutet dies aber, dass man sich immer wieder mit inhaltlich unnötigem, eintönigem Mikromanagement beschäftigen muss. Davon gibt es auch so schon genug, denn die von den Gegnern liegen gelassene Ausrüstung muss nicht nur eingesammelt, sondern aufwändig unter den Söldnern aufgeteilt werden, was im späteren Verlauf des Spiels schon alleine einigen Aufwand bedeutet.

Zusammengefasst handelt es sich bei den besagten Problemen um Komfort-Macken, die für sich genommen verzeihbar wären, in der Summe aber insbesondere in den ersten Stunden, in denen man sich erstmal in das System einfinden muss, wirklich nerven.

Immerhin: Gravierende inhaltliche Bugs und Abstürze mussten wir nicht verzeichnen. Und auch grafisch bewegt sich BiA für das Genre und den Hintergrund auf einem noch akzeptablen Niveau, wobei man keine besonderen Effekte und keine besonders liebevoll gestalteten Karten erwarten sollte. Dafür werden dürften aber selbst Mittelklasse-Systeme bestens klarkommen: Auf unserem praxisnahen Testsystem lief das Spiel bei maximalen Details und in einer Auflösung von 1680 x 1050 stets flüssig.

In Sachen Sound- und Sprachumsetzung ist dagegen einige Kritik angebracht. Musik kommt nur sehr spärlich zum Einsatz und wirkt zumeist wie aus der Konserve und die deutschen Synchronsprecher machen überwiegend einen nur mäßigen Job – das geht besser!