Nokia Lumia 800 im Test: Das erste Kind der exklusiven Partnerschaft
3/6Bedienung & Display
Zur Bedienung verfügt das Lumia 800 neben der Standard-WP-7-Knopfreihe im Softtouch-Format über ein 3,7 Zoll großes AMOLED-Display, was Freunde von kontrastreichen Darstellungen freuen dürfte und zugleich eine Abgrenzung zu einem Großteil des sonstigen verfügbaren WP-Portfolios bedeutet.
Die Auflösung fällt WP-typisch mit 480 × 800 Pixel nur noch durchschnittlich aus; bei ordentlichen 252 ppi sollte die Darstellung theoretisch aber dennoch nicht leiden. Die ab und an durchaus erkennbaren Unschärfen rühren daher nicht von der Auflösung, sondern von der AMOLED-Technologie her. Da auch beim Lumia 800 eine PenTile-Matrix zum Einsatz kommt, lassen sich auch hier kleinere Unschärfen bei stark eingezoomten Inhalten – insbesondere bei schwarzer Schrift auf weißem Grund – erkennen. Hier hat man es aber wie bei anderen AMOLED-Geräten mit Kritik auf eher hohem Niveau zu tun, die nur dann wirklich auffällt, wenn man danach sucht.
Abseits davon bewirbt Nokia den Testkandidaten mit der sogenannten ClearBack-Technologie, die nicht nur für ein noch satteres Schwarz, sondern auch für eine ordentliche Lesbarkeit bei Sonneneinstrahlung sorgen soll. In dieser Hinsicht lässt sich festhalten, dass sich Inhalte bei direkter Einstrahlung tatsächlich noch sehr ordentlich lesen lassen. Ob dies aber an der besagten Technologie oder der mäßigen Kraft der winterlichen Sonne liegt, sei dahingestellt.
Als optimalen Weißpunkt sehen wir D65 an, also eine Farbtemperatur von 6.500 Kelvin (K). Dies entspricht nach gängiger Definition einem mittlerem Tageslicht und ist der Weißpunkt der gängigen Farbräume sRGB und AdobeRGB. Eine Abweichung von einigen hundert bis etwa 1000 K ist bei Mobiltelefonen als noch akzeptabel anzusehen, einige Displays – bauartbedingt vor allem OLED-Modelle – liegen allerdings beim Weiß und noch mehr bei Grautönen oft im Bereich um 10.000 K, was bereits als deutlicher Blaustich wahrnehmbar ist. Sehr viele Displays von Smartphones und Notebooks treffen zwar den Weißpunkt von 6.500 K relativ genau, weichen aber bei Grautönen und anderen mittleren Farbtönen deutlich mit einem Blaustich ab. Vor allem bei gleichzeitigem Auftreten von Grau und Weiß ist diese ungleichmäßige Graubalance wahrnehmbar.
Gegenüber der LCD-Technik weisen OLED-Bildschirme einige Besonderheiten auf, die sich teilweise in unseren Messungen niederschlagen und erklärungsbedürftig sind. Zum einen ist das der bekanntermaßen hohe Kontrast, der bei OLED durch die selbstleuchtenden Pixel möglich ist – es gibt hier kein Backlight, welches durch das Panel mehr oder weniger stark abgedunkelt wird, sondern ein schwarz angesteuerter Pixel ist tatsächlich komplett schwarz und leuchtet nicht. Da das Kontrastverhältnis den Quotienten zwischen der Helligkeit von Weiß und Schwarz angibt, ergibt die Kontrastmessung bei OLED-Displays theoretisch eine Division durch Null und damit ein nicht definiertes Ergebnis – in der Praxis gibt es bei der Schwarzmessung immer eine gewisse Resthelligkeit durch Streulicht und ein Signalrauschen beim Messgerät, sodass Kontrastergebnisse im fünfstelligen Bereich entstehen. Da die Darstellung dieser Kontrastwerte im Balkendiagramm den irreführenden Eindruck erzeugen, der Kontrast wäre bei OLED sichtbar um viele Größenordnungen besser, haben wir uns entschieden als Kontrast maximal 5000:1 darzustellen und auf diese Erklärung zu verweisen. Im Alltag ist der Unterschied allenfalls in sehr dunklen Umgebungen deutlich wahrnehmbar, bei Tageslicht sind Faktoren wie die Reflexionen der Displayoberfläche wesentlich wichtiger.
Die zweite Besonderheit ist die beim derzeitigen Stand der Technik verhältnismäßig geringe Lebensdauer der blauen Leuchtelemente bei OLED-Displays. Dies veranlasst die Hersteller dazu, zur Steigerung der Lebensdauer bei einigen Displays die klassische RGB-Subpixelmatrix durch alternative Anordnungen abzulösen. Bekannt ist dabei beispielsweise Samsungs „PenTile“-Matrix, deren Hauptmerkmal die Vergrößerung der blauen und roten Subpixel ist – allerdings bei gleichzeitiger Halbierung ihrer Anzahl. Das bedeutet, dass bei gleicher Nennauflösung diese Displays eine geringere Anzahl von Subpixeln aufweisen als Displays mit der bewährten RGB-Matrix. Jeder Pixel verfügt weiterhin über seinen eigenen grünen Subpixel, teilt sich aber den jeweiligen roten und blauen Subpixel mit seinem Nachbarpixel. Das ganze führt bei gleicher Nennauflösung zu einer geringeren tatsächlichen Auflösung und an Kontrastkanten zu Farbsäumen, die vor allem die Lesbarkeit von Text deutlich verringern können.
Beim Blick auf die konkreten Werte des Displays wird deutlich, dass es in puncto Helligkeit nicht gerade für Bestwerte reicht. Hier belegt das Lumia 800 nur einen etwas enttäuschenden Platz im unteren Mittelfeld und hinkt damit der starken WP-7-Konkurrenz wie dem separat markierten HTC Titan deutlich hinterher. Dafür kann das Gerät dank AMOLED-Display bei den Kontrastwerten punkten – dennoch hätten wir uns bei der Betrachtung des Displays etwas mehr erhofft.