Insider über Ungleichbehandlung im Mobilfunknetz
Wie Technology Review unter Berufung auf Insider berichtet, ist die Kundendifferenzierung im Bereich der Mobilfunkbetreiber weit fortgeschritten. Flatrate-Kunden werden nicht nur schlechter behandelt als der Rest, die Nutzer mit den teuersten Tarifen genießen überdies eine Bonusbehandlung.
Es ist nicht verwunderlich und auch nicht exklusiv nur für diesen Bereich gültig, doch die Entwicklung im Mobilfunk der jüngeren Vergangenheit lässt zumindest aufhorchen. So sei eine zunehmende Entstehung einer Klassengesellschaft zu beobachten, glaubt man Insidern, die die Methoden zumindest der US-amerikanischen Netzbetreiber kennen sollen. Demnach werden Kunden, die ein Smartphone samt Flatrate-Tarif besitzen und darüber hinaus zu den „Heavy Usern“ – also Kunden mit hohem Datenaufkommen – zählen, deutlich schlechter gestellt als der Durchschnittskunde. Immer öfter werden auch Flatrate-Verträge mit einer Drosselung der Downloadgeschwindigkeit bei Überschreitung einer festgesetzten Grenze versehen. Kunden mit einem besonders hohen Datenaufkommen werden dadurch ausgebremst. Das allein ist nicht wirklich neu und aus Sicht der Netzbetreiber, die für ein stabiles Mobilfunknetz sorgen müssen, nachvollziehbar.
Interessant ist hingegen, dass auch eine Vorzugsbehandlung von gut zahlenden Kunden bereits Status quo sein soll. Dabei wenden die Netzbetreiber umfassende Datenanalysen an, um etwa festzustellen, ob Vorzugskunden mit Netzproblemen zu kämpfen haben, um diese dann besser stellen zu können. Sollten sich Kunden mit teuren Tarifen beschweren, winken Preisnachlässe. In Europa, so Chris Lynch, CEO von Vertica – einer Firma im US-Bundesstaat Massachusetts, die Datenanalysen für Mobilfunkbetreiber durchführt – sei die Differenzierung noch größer. Hier würden Heavy User als erstes in ein anderes Mobilfunknetz umgebucht werden, wenn Engpässe im Netz entstehen. Dort würden sie dann besonders mit den Auswirkungen von Datenstaus belastet werden, so es dazu kommt.
Aus Kundensicht ergeben sich hingegen zwei Probleme. Zum einen dürfte es den wenigsten gefallen, dass sie im selben Mobilfunknetz unter Umständen schlechter behandelt werden als andere. Bei weitgehenden Einschränkungen kann von einer echten „Flatrate“ oft nicht mehr die Rede sein. Zum anderen ist fraglich, wie weit die Mobilfunkbetreiber das Spiel mit der Datenanalyse treiben sollten. Wenn jeder Mobilfunkbetreiber die vorliegenden Datenmassen immer detaillierter durchforstet, wird jeder Kunde – welchen Tarif er auch wählt – immer gläserner.
Andererseits ist die unterschiedliche Behandlung von Kunden dabei nur ein Baustein in der Gesamtkonstruktion. Denkbar ist etwa auch, wie Nokia Siemens Networks kürzlich auf dem Mobile World Congress in Barcelona beschrieben hat, mithilfe der Netzwerkanalyse die Mobilfunknetze zu verbessern. Übertragen Kunden an bestimmten Orten etwa weniger Daten als üblich, könnte dort ein Engpass vorliegen, den der Betreiber dann schließt.