Kommentar: Der radikale Wechsel mit Assassin's Creed III ist genau richtig
AC III: Maximaler Mut, bitte!
Ubisofts offizielle Ankündigung zu „Assassin's Creed III“ (AC) sorgte nicht nur für euphorische Reaktionen: Zu abgedreht, zu sehr an den Haaren herbeigezogen, so lautete manch kritischer Kommentar zur Verlagerung der Handlung in die Neue Welt. Doch schadet das neue Setting wirklich?
Das neue AC-Setting ist in der Tat nicht nur gewagt, es ist auf den ersten Blick tatsächlich auch ziemlich fragwürdig, denn immerhin strapazierte die Reihe zuletzt den Meta-Kampf zwischen Assassinen und Templern storytechnisch ohnehin schon mit einigen Wendungen, die sich das Prädikat „aberwitzig“ verdienen.
Vor einem solchen Hintergrund kann durchaus kritisch diskutiert werden, ob der Settingwechsel – zuletzt vom Europa des Mittelalters in die Gründerjahre der Vereinigten Staaten von Amerika – nun nicht die finale Absurdität bedeutet. Gleitet die Reihe damit endgültig ab?
Die Antwort lautet: Eindeutig nein! Ubisoft macht – im Gegenteil – auf dem Papier alles richtig, denn genau das ist es, was „Assassin's Creed“ nun braucht: Einen radikalen Tapetenwechsel.
Der Grund hierfür ist, dass die Verantwortlichen die Toleranz gegenüber der Reihe langsam aber sicher ausgereizt haben. Ja, „Assassin's Creed“ hat vom ersten über den zweiten Teil bis hin zu den Ablegern „Assassin’s Creed: Brotherhood“ und „Assassin's Creed: Revelations“ vor allem inhaltlich eine passable Wandlung durchgemacht, sodass durchaus so etwas wie ein epischer Flair und zugleich eine international renommierte Marke entstanden sind.
Dafür hat sich – insbesondere bei den besagten Ablegern – auf dem Level der Spielmechanik zu wenig getan. Auch wenn immer wieder einige neue Elemente eingeführt wurden: Die Bewegungsabläufe, das Missionsdesign, die spielerischen Möglichkeiten und ja, auch der viel zu einfache Schwierigkeitsgrad sind über die Zeit weitgehend unverändert geblieben.
Vor diesem Hintergrund wäre ein simples „weiter so“ für die nächste echte Fortsetzung fatal gewesen, denn ein neues, in vielerlei Hinsicht konventionelles „Assassin's Creed“ kann kein Mensch mehr sehen. Hätte man weiterhin alles beim Alten belassen und hätte man sich nur eine neue Metropole in einer etwas anderen Zeit gesucht, die „Markenmüdigkeit“ wäre höchstwahrscheinlich voll durchgeschlagen.
Insofern ist es nur richtig, dass die Verantwortlichen schon beim Setting und beim Protagonisten einen verhältnismäßig radikalen Wechsel vollziehen. Mit diesem sind zahlreiche neue Möglichkeiten verbunden, die das Spielerlebnis komplett verändern können und den Entwicklern jede Menge Optionen an die Hand geben, um aus „Assassin's Creed III“ eine wirklich erfrischende, attraktive Fortsetzung zu machen.
Schon die personelle Neu-Fokussierung – weg vom glaubwürdig-markigen aber irgendwie ausgelutschten Ezio, hin zu einem hoffentlich vielschichtigen neuen Helden mit indigenen Wurzeln – bringt einige Ansatzpunkte mit, um ein komplexes, weitreichendes Spielerlebnis zu erschaffen, das sich von dem zuletzt ein wenig angestaubten „Revelations“-Flair angenehm absetzen könnte.
Worauf es nun also ankommt, ist die effektive, wirklich mutige Umsetzung dieser Möglichkeiten. „Assassin's Creed III“ sollte nicht nur mit Blick auf das Setting und den Helden, sondern in jeder nur denkbaren Weise mit neuen Inhalten, Funktionen und Möglichkeiten aufwarten und das volle Potential des mancherorts heftig kritisierten Wechsels ausschöpfen.
Sollte den Entwicklern dies gelingen, könnte sich „Assassin's Creed III“ für Ubisoft nicht nur auf der Ausgabenseite als „größtes Projekt in der Firmengeschichte“ entpuppen.
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