Ubisoft zweifelt an DRM und sehnt sich nach „Mehrwert“
Der französische Publisher Ubisoft ist bekannt für die in der jüngeren Vergangenheit sehr strikten DRM-Maßnahmen bei seinen Titeln. Nicht selten setzt man bei Produkten wie etwa Anno 2070 eine permanente Internetverbindung voraus, was oft zu Spielproblemen führte. Nun scheint der Publisher über einen Kurswechsel nachzudenken.
In einem Interview mit Eurogamer äußerte sich Chris Early, Ubisofts digital game chief, selbstkritisch gegenüber dem bisherigen Weg Ubisofts. Demnach sei der Publisher daran interessiert, Kopierschutzmaßnahmen zu implementieren, die den Nutzer weniger gängeln. Stattdessen sollen Spiele, die legal erworben werden, einen hohen Mehrwert bieten, den man durch Piraterie so nicht erhalten kann. Damit sollen wirklich interessierte Spieler von illegalen Quellen abgezogen werden. Beispielhaft dafür, wie solch ein Mehrwert aussehen könnte, nannte Early etwa die kontinuierliche Entwicklung und Veröffentlichung von Spielinhalten zusätzlich zum Spiel selbst und eine bessere Betreuung der Spielerschaft. Early schielt dabei auf den MMO-Markt, der mithilfe dieser Zutaten ein schmackhaftes – und profitables – Süppchen kocht, und glaubt daran, dass sich das Rezept auch auf andere Spiele übertragen lässt.
Darüber hinaus sieht er Chancen in der Entwicklung von Cloud-Games und dem, was Ubisoft unter „Companion Games“ versteht. Dabei handelt es sich um die plattformübergreifende Nutzung von Spiele-Franchises, etwa Assassins Creed, die dann sowohl auf dem PC, der Konsole als auch in sozialen Netzwerken oder auf dem Tablet/Smartphone anzutreffen sind. Spieler können dabei Errungenschaften von einer Plattform auf eine andere übertragen.
Allerdings plant Ubisoft vorerst keine Abkehr von DRM-Maßnahmen. Chris Early beschreibt viel mehr, dass die Franzosen bisher keinen Königsweg sehen, der das Problem lösen könnte, dass immer ein Teil der Spiele illegal bezogen wird. Ubisoft will auch weiterhin die eigenen Titel vor Piraterie schützen, dabei allerdings wieder mehr darauf achten, diejenigen, die tatsächlich für das Produkt zahlen, nicht mehr so sehr einzuschränken. Chris Early dazu: „Während wir den Spieler weiterhin im Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit halten wollen, wollen wir Wege finden, die nicht zu Unannehmlichkeiten für den Spieler führen, der dafür bezahlt. Dabei hatten wir unterschiedlichen Erfolg. Unser Plan, ja unsere Hoffnung ist es, auf der weniger aufdringlichen und schwerfälligen Seite des Weges zu bleiben.“ Konkrete Maßnahmen, die mit dieser Einsicht verknüpft sind, nannte Early allerdings noch nicht. Es bleibt also abzuwarten, ob zukünftige Titel der Franzosen deutlich anders geschützt werden.