Google-Gründer sieht Freiheit des Internets in Gefahr
Google-Mitgründer Sergej Brin hat in einem Interview mit dem Guardian beklagt, dass die Offenheit des Internets bedroht sei. Entgegen seiner früheren Einschätzung sei es durchaus möglich, das eigentlich als offen und jedermann zugänglich konzipierte weltweite Informationsnetz einzuschränken.
Brin nannte dabei gleich mehrere Gründe, weshalb er der Ansicht ist, dass die Freiheit im Internet immer weiter beschränkt werde. Er kritisierte dabei unter anderem Staaten, die den Zugang zum Internet einschränken wollen und dies teilweise auch durchaus erfolgreich bereits tun. Vor fünf Jahren, so Brin, hätte er etwa nie für möglich gehalten, dass China den Zugang zum Internet für seine Bürger tatsächlich wirksam einschränken könnte. Heute ist er da anderer Meinung: „Ich dachte es gäbe keinen Weg, um den Genie wieder zurück in die Flasche zu sperren, aber heute sieht es so aus, als wäre der Flaschengeist tatsächlich in einigen Gegenden wieder in die Flasche verfrachtet worden.“
Neben Ländern und Regierungen trügen aber auch Unternehmen wie Facebook und Apple dazu bei, den Internetnutzer in seiner Freiheit zu begrenzen. Durch die von Apple und Facebook etablierten „umzäunten Gärten“ – gemeint sind abgeschlossene Ökosysteme – würden derartige Konzerne den Informationsfluss kontrollieren, Innovationen einschränken und das Internet fragmentieren, so Brin. Ganz uneigennützig wirkt diese Kritik allerdings nicht, da Brin weiterhin bemerkt, dass Googles Freiheit als Suchmaschine dadurch eingeschränkt werde. Informationen aus Apps seien etwa nicht auslesbar und könnten damit verloren gehen. Zudem mache es etwa Facebook seinen Nutzern nicht leicht, mit ihren Daten in andere soziale Netzwerke zu wechseln – etwa zu Google+. Auf der anderen Seite habe Facebook über Jahre GMail-Kontakte „leergesaugt“, so Brin. Mehr noch: Google hätte nie entwickelt werden können, wenn das Internet seinerzeit von Facebook dominiert worden wäre, so Brin. „Der Grund, weshalb wir Google als Suchmaschine haben entwickeln können, war, weil das Netz offen war. Ab dem Zeitpunkt, ab dem zu viele Restriktionen gelten, werden Innovationen erstickt.“
Sergej Brin räumte aber auch ein, dass Googles Server selbst ein Spielplatz für die Informationsgelüste der US-Regierung sein können. So könne er die Sorge vieler Nutzer verstehen, die über die riesigen Datenmengen, die Google speichert, verunsichert sind, weil diese sich in der Reichweite der US-Regierung befinden. Tatsächlich gebe es regelmäßige Anfragen, denen Google nachkommen müsse und bei denen der Suchmaschinenbetreiber teilweise durch rechtliche Restriktionen nicht einmal befähigt ist, betroffene Nutzer über die Herausgabe sie betreffender Daten zu informieren. Brin versicherte aber, dass man alles Denkbare tue, um die Daten von Nutzern zu schützen und nicht jeder Anfrage nachkommen zu müssen.