Nokias Absatz bricht ein
Gerade einmal 14 Monate ist es her, als Nokia den Wechsel zu Windows Phone 7 und somit den Weg aus der Krise präsentierte. Von der damaligen Aufbruchstimmung ist zuletzt nicht mehr viel zu spüren gewesen, im Gegenteil. Konzernchef Stephen Elop dürfte der Wind spätestens ab heute hart ins Gesicht blasen.
Denn wie angekündigt hat das finnische Unternehmen deutliche Einbußen bei Umsatz und Gewinn für das erste Quartal 2012 vermeldet. Ersterer hat mit 7,354 Milliarden Euro den tiefsten Stand seit Jahren erreicht. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum gingen die Einnahmen um 29 Prozent zurück, gegenüber dem vierten Quartal 2011 um 26 Prozent. Zurückzuführen ist dies in aller erster Linie auf die wichtigste Unternehmenssparte, Devices & Services. Hier ging der Umsatz um 40 Prozent von 7,087 auf 4,246 Milliarden Euro zurück.
Der Grund dafür: Mit 82,7 Millionen ausgelieferten Handys wurde ebenfalls ein Langzeittief erreicht. Vor einem Jahr lag diese Zahl mit gut 108 Millionen Stück noch um knapp ein Viertel höher. Als dramatisch ist dabei insbesondere der Absturz bei Smartphones zu bezeichnen. Hier wurden lediglich noch 11,9 Millionen Exemplare abgesetzt, gegenüber dem Vorjahreszeitrum ein Rückgang um 51 Prozent. Gleichzeitig sank hier zusätzlich der durchschnittliche Verkaufspreis von 146 auf 143 Euro.
Wenig überraschend fällt deshalb das Quartalsergebnis aus. Der Verlust beläuft sich auf insgesamt 929 Millionen Euro. Anfang 2011 konnte hingegen noch ein Gewinn in dreistelliger Millionenhöhe ausgewiesen werden.
Ernüchternd ist insbesondere, dass Nokia auch in etablierten Märkte deutlich Einschnitte hinnehmen musste. So gingen die Einnahmen in Europa um 35 Prozent zurück, im asiatisch-pazifischen Raum um 28 Prozent, in China sogar um 70 Prozent. In Nordamerika, wo man sich mit den neuen Lumia-Modellen große Hoffnungen macht, brach das Geschäft um 34 Prozent auf nur noch 93 Millionen Euro ein. Zum Vergleich: Der gesamte Bereich Devices & Services hat 4,246 Milliarden Euro erwirtschaftet.
Laut Nokia spielen aber auch die bei der Tochter Nokia Siemens Networks immer noch anhaltenden Umstrukturierungen eine große Rolle in der Quartalsbilanz. Branchenkenner hatten aber bereits vor einigen Tagen die nur rund zwei Millionen ausgelieferten Lumia-Smartphones als eines der großen Probleme bezeichnet. Verschiedenen Mobilfunkanbietern zufolge sei die Nachfrage allerdings verschwindend gering, was in erster Linie dem Betriebssystem und dessen mangelnder Bekanntheit zugeschrieben wird.
Fraglich ist, wie lange die Anteilseigner den von Elop Anfang 2011 eingeschlagenen Kurs weiter mittragen werden. Der Kanadier hatte bereits in den vergangenen Monaten immer wieder auf Durchhalteparolen zurückgegriffen und auf das zweite und dritte Quartal des Jahres verwiesen. Aktuell steht das Unternehmen schlechter da, als vor der Partnerschaft mit Microsoft.