iPad 3: Drei Meinungen zu Apples neuem Tablet
3/8Bedienung & Display
Die Neuerung schlechthin ist im Vergleich zur ersten iPad-Generation das neue Display. Mit 2.048 × 1.536 Pixeln hat Apple die bisher verwendete Auflösung auf einen Schlag vervierfacht und dürfte der Konkurrenz so zumindest für einige Monate deutlich enteilt sein. Denn in Kombination mit der Diagonalen von nach wie vor 9,7 Zoll ergibt sich eine Bildpunktdichte von 263 ppi. Zum Vergleich: Das iPad 2 erreicht ebenso wie das erste Modell lediglich 131 ppi, Tablets mit 1.920 × 1.200 Bildpunkten bei 10,1 Zoll wie beispielsweise Huaweis MediaPad 10 FHD oder Acers Iconia Tab A700 auf 224 ppi.
Damit ist das neue iPad zwar immer noch ein gutes Stück von einem iPhone 4S mit seinen 330 ppi oder einem Samsung Galaxy Nexus mit 316 ppi entfernt, die Schärfe der neuen Anzeige ist aber dennoch mehr als überzeugend. In erster Linie profitiert davon die Darstellung von Schriften oder feinen Strukturen, für die bei gleicher Größe nun deutlich mehr Pixel zur Verfügung stehen. Auffällig ist dies insbesondere beim direkten Vergleich zwischen dem neuen Apple-Tablet und einer Vorgängergeneration: Schon Applikations-Icons sehen besser aus, bei hochauflösenden Bildern wird die „Leistung“ dann vollends deutlich. Gleichzeitig werden Farben auch bei extremen Betrachtungswinkeln kaum verfälscht – wie beim iPad 1 und iPad 2 setzt Apple hier auf ein IPS-Panel. Aber nicht nur bei den Pixeln setzt Apple auf mehr: Die neue Anzeige erreicht dem Hersteller zufolge eine um etwa 40 Prozent höhere Farbraumabdeckung. Auch dies wird beim direkten Vergleich sprichwörtlich ersichtlich. Denn Farben wirken deutlich realistischer, insbesondere Fotos „lebendiger“.
Als optimalen Weißpunkt sehen wir D65 an, also eine Farbtemperatur von 6.500 Kelvin (K). Dies entspricht nach gängiger Definition einem mittlerem Tageslicht und ist der Weißpunkt der gängigen Farbräume sRGB und AdobeRGB. Eine Abweichung von einigen hundert bis etwa 1000 K ist bei Mobiltelefonen als noch akzeptabel anzusehen, einige Displays – bauartbedingt vor allem OLED-Modelle – liegen allerdings beim Weiß und noch mehr bei Grautönen oft im Bereich um 10.000 K, was bereits als deutlicher Blaustich wahrnehmbar ist. Sehr viele Displays von Smartphones und Notebooks treffen zwar den Weißpunkt von 6.500 K relativ genau, weichen aber bei Grautönen und anderen mittleren Farbtönen deutlich mit einem Blaustich ab. Vor allem bei gleichzeitigem Auftreten von Grau und Weiß ist diese ungleichmäßige Graubalance wahrnehmbar.
Gegenüber der LCD-Technik weisen OLED-Bildschirme einige Besonderheiten auf, die sich teilweise in unseren Messungen niederschlagen und erklärungsbedürftig sind. Zum einen ist das der bekanntermaßen hohe Kontrast, der bei OLED durch die selbstleuchtenden Pixel möglich ist – es gibt hier kein Backlight, welches durch das Panel mehr oder weniger stark abgedunkelt wird, sondern ein schwarz angesteuerter Pixel ist tatsächlich komplett schwarz und leuchtet nicht. Da das Kontrastverhältnis den Quotienten zwischen der Helligkeit von Weiß und Schwarz angibt, ergibt die Kontrastmessung bei OLED-Displays theoretisch eine Division durch Null und damit ein nicht definiertes Ergebnis – in der Praxis gibt es bei der Schwarzmessung immer eine gewisse Resthelligkeit durch Streulicht und ein Signalrauschen beim Messgerät, sodass Kontrastergebnisse im fünfstelligen Bereich entstehen. Da die Darstellung dieser Kontrastwerte im Balkendiagramm den irreführenden Eindruck erzeugen, der Kontrast wäre bei OLED sichtbar um viele Größenordnungen besser, haben wir uns entschieden als Kontrast maximal 5000:1 darzustellen und auf diese Erklärung zu verweisen. Im Alltag ist der Unterschied allenfalls in sehr dunklen Umgebungen deutlich wahrnehmbar, bei Tageslicht sind Faktoren wie die Reflexionen der Displayoberfläche wesentlich wichtiger.
Die zweite Besonderheit ist die beim derzeitigen Stand der Technik verhältnismäßig geringe Lebensdauer der blauen Leuchtelemente bei OLED-Displays. Dies veranlasst die Hersteller dazu, zur Steigerung der Lebensdauer bei einigen Displays die klassische RGB-Subpixelmatrix durch alternative Anordnungen abzulösen. Bekannt ist dabei beispielsweise Samsungs „PenTile“-Matrix, deren Hauptmerkmal die Vergrößerung der blauen und roten Subpixel ist – allerdings bei gleichzeitiger Halbierung ihrer Anzahl. Das bedeutet, dass bei gleicher Nennauflösung diese Displays eine geringere Anzahl von Subpixeln aufweisen als Displays mit der bewährten RGB-Matrix. Jeder Pixel verfügt weiterhin über seinen eigenen grünen Subpixel, teilt sich aber den jeweiligen roten und blauen Subpixel mit seinem Nachbarpixel. Das ganze führt bei gleicher Nennauflösung zu einer geringeren tatsächlichen Auflösung und an Kontrastkanten zu Farbsäumen, die vor allem die Lesbarkeit von Text deutlich verringern können.
Die hohe Pixeldichte hat aber auch mehrere Nachteile. Durch den geringen Zwischenraum muss die Hintergrundbeleuchtung entsprechend leistungsfähiger ausfallen, berichten zufolge hat Apple die Zahl der dafür notwendigen LEDs in etwa verdoppelt. Dennoch bleibt das neue iPad in diesem Punkt hinter seinem Vorgänger zurück. In der Spitze wird eine Maximalhelligkeit von 325 Candela pro Quadratmeter erreicht, beim iPad 2 sind es gut zehn Prozent mehr. Diese Differenz dürfte auf den ersten Blick gering ausfallen, bei Verwendung des Tablets in hellen Umgebungen können Spiegelungen so weniger effektiv ausgeglichen werden. Zudem bieten Konkurrenzprodukte wie beispielsweise das Motorola Xoom 2 Werte von mehr als 400 Candela pro Quadratmeter. Und auch beim Kontrast können zahlreiche Mitbewerber vorbeiziehen, ein Verhältnis von 805:1 ist nur als befriedigend zu bezeichnen.
Die unmittelbar nach dem Verkaufsstart aufgekommenen Beschwerden bezüglich eines Gelbstichs konnten im Test nicht nachvollzogen werden. Unklar ist immer noch, ob es sich hierbei um Schwankungen in der Fertigungsqualität bedingt durch mehrere Produzenten oder nicht ganz ausgehärtete Kleberrückstände handelt.
An der Bedienung hat sich trotz des neuen Displays nichts verändert. Haupteingabeweg ist nach wie vor der Touchscreen, der wie auch schon bei den Vorgängern Eingaben präzise erkennt und umsetzt. Eine fettabweisende Schutzschicht soll dabei verhindern, dass Schlieren und ähnliches die Nutzung behindern oder das Gerät bei direkter Sonneneinstrahlung in den sprichwörtlichen Schminkspiegel verwandeln. Anders als beim iPad 2 kann dieser Schutzmechanismus hier halbwegs überzeugen, Abdrücke bleiben aber nicht aus.