iPad 3: Drei Meinungen zu Apples neuem Tablet
4/8Performance & Gaming
Die zweite wichtige Neuerung des iPad 3 ist neben dem hochauflösenden Display der aufgebohrte SoC. Dieser heißt nun A5X und soll auf Basis einer PowerVR SGX 543MP4-GPU insbesondere mit einer Grafik-Mehrleistung punkten.
Für viele Enthusiasten war die entsprechende Ankündigung eine kleine Enttäuschung. Denn statt einem neuen SoC samt Quad-Core-CPU steckt im neuen iPad wieder der altbekannte, in 45 nm gefertigte A5. Dennoch hat man es durchaus mit einer handfesten Überarbeitung zu tun: Mit 1 Gigabyte Arbeitsspeicher und der besagten Quad-Core-GPU verdient sich der iPad-3-SoC den Zusatz „X“ durchaus, zumal auch die Architektur vom Fertiger Samsung umgestellt werden musste, sodass der Chip ein wenig größer ausfällt, als der Vorgänger.
So positiv die Integration des neuen A6-SoCs – dieser wird wohl erstmals im iPhone 5 zum Einsatz kommen – auch gewesen wäre: Die verfolgte Strategie, bei der die CPU-Performance im Vergleich zum Vorgänger gleich bleibt, leuchtet ein. So reicht die Leistung des A5X dank der aufgebohrten Grafiklösung locker dazu aus, die vom neuen Display herrührenden Anforderungen zu bedienen. Auf dieser Basis kommt es bei der Nutzung des iPad 3 erwartungsgemäß – und wie schon bei den Vorgängern – in keiner Situation zu nennenswerten Rucklern oder Hängern. Die hardwaretechnische Weiterentwicklung ist also primär an die Weiterentwicklung des Displays angelehnt, was aufgrund des nach wie vor überschaubaren Nutzens von maximaler Rechenkraft auf Tablets und Smartphones durchaus sinnvoll erscheint.
Grundsätzlich sei dazu auch in diesem Fall zunächst vermerkt, dass wir dem Thema „Benchmarks“ im Bereich der Smartphones mit Skepsis gegenüberstehen und das nicht nur, weil die Aussagekraft von (synthetischen) Benchmarks selbst in einer homogenen Geräte-Gruppe mit gleichem Betriebssystem zumindest diskussionswürdig ist. Hinzu kommt, dass eine effektive Messung über die unterschiedlichen Plattformen methodisch schwierig ist – ein weiterer Faktor, der verstärkend zu der Feststellung beitragen, dass die hier wie anderswo präsentierten Ergebnisse nur als Richtwert, nicht aber als ultimativ-objektive Darstellung der Realität angesehen werden sollten.
Beim Blick auf die im plattformübergreifenden, im Browserbereich ermittelten Benchmark-Werte wird deutlich, dass das iPad 3 in diesem Kontext das derzeit schnellste Gerät ist. Zugleich deutet das Kopf-an-Kopf-Verhältnis mit dem Galaxy Nexus abseits von Hardware-Erwägung darauf hin, dass sich iOS 5 und Android 4 hier mittlerweile auf Augenhöhe bewegen. Da auch das iPhone 4S bereits über iOS 5 verfügt, zeigt sich zudem, dass Unkenrufe, wonach das neue iPad beim Surfen im Web keine neuen Rekordmarken setzen würde, unbegründet sind.
Auch abseits von Browser-Benchmarks erreicht das iPad 3 sehr solide Werte – rund 750 Punkte in Geekbench beispielsweise. Allerdings zeigt sich bei diesem prozessorlastigen Benchmark, dass sich in dieser Hinsicht tatsächlich nichts getan hat: Das iPad 2 dringt mit circa 730 Punkten in ähnliche Sphären vor. Deutlicher werden die Unterschiede beim grafiklastigen GL-Egypt-Benchmark: Hier liegt das iPad 3 mit knapp 150 Bildern pro Sekunde deutlich vor seinem Vorgänger (92 Bilder pro Sekunde).
Diese neue Grafik-Leistung bekommt man natürlich vor allem bei Spielen zu spüren, auch wenn die Riege der Titel, die auf die neue Auflösung optimiert wurden (beispielsweise „Infinity Blade: Dungeons“, siehe Video oben) bisher noch sehr übersichtlich ausfällt. Doch selbst älteres Material wie „Infinity Blade 2“ ist ein kleiner Augenschmaus, wobei die gefühlt flüssigere Darstellung sicher auch dem Mehr an Arbeitsspeicher geschuldet ist. Grundsätzlich hängt das Ausmaß des Nutzens bei älteren Titeln aber vor allem mit der Aktivität der Entwickler zusammen, da diese ihre Titel neu Rendern müssen, um abseits von Vorteilen wie einer flüssigeren Darstellung (dies gilt nur, sofern man bereits an den technischen Möglichkeiten des iPad 2 kratzte) von der neuen Auflösung profitieren zu können.
Für die nähere Zukunft darf aber in jedem Fall davon ausgegangen werden, dass immer mehr neue Titel für das neue iPad erhältlich sein werden – ein Umstand, der mittel- und langfristig für passionierte iPad-2-Gamer einen von wenigen handfesten Argumenten für den Wechsel auf das „neue iPad“ darstellen könnte. Allerdings dürfte der Leistungsschub die Entwickler auch vor Probleme stellen, da die Entwicklung von Spielen nicht nur komplexer wird, sondern man durch die Nutzung der Möglichkeiten des iPad 3 zugleich die Millionen Besitzer eines iPad und iPad 2 ausschließt, weswegen der mancherorts prognostizierte (quantitative) Boom bei iPad-3-Spielen mit einiger Skepsis gesehen werden muss.
Trotz dieser Einschränkung zeigt sich an dieser Stelle wieder, dass Tablets und Smartphones über die Zeit zu ernsthaften Konkurrenten von echten Spielehandhelds werden, auch wenn für Core-Gamer weiterhin das berechtigte Argument gilt, dass derlei Geräten notwendige Bedienelemente wie Knöpfe und Sticks fehlen.
Übrigens: Von einem vermeintlichen Hitzeproblem bekamen wir im Rahmen unseres Tests nichts zu spüren. Unter Last – beispielsweise bei der andauernden Wiedergabe von 1.080p-Material oder bei Spielen – wird das Gerät durchaus wärmer; problematische Gefilde werden dabei aber nicht erreicht. Allerdings: Wärmer als der Vorgänger wird das neue iPad definitiv.
Softwareseitig basiert der Testkandidat auf der neuesten iOS-Version 5.1 (näheres dazu im Abschnitt „Software“). Damit sind die letzten wichtigen inhaltlichen Neuerungen wie die Nachrichten-App iMessage, der Zeitungskiosk, die Integration der Cloud-Dienste und die überarbeiteten Notifications von Werk ab vorhanden. Die Bedienung unterscheidet sich dabei – von den Größenverhältnissen abgesehen – kaum von der beim iPhone 4S. Doch selbst wenn der Nutzer die typische iOS-Oberfläche nicht kennen sollte: Dank der nach wie vor sehr intuitiven Bedienung findet sich wirklich jeder schnell zurecht.