HTC One X im Test: Das neue Flaggschiff nach dem Desire
4/7Performance (Tegra 3)
Das One X ist das erste Smartphone, auf dem sich Nvidias Tegra-3-SoC in freier Wildbahn zeigt. Umso gespannter durfte man auf die Performance des Gerätes sein, denn immerhin handelt es sich hierbei um die neueste SoC-Lösung der Grafik-Experten, die sich auch in den kommenden Monaten immer wieder mit der Konkurrenz wird messen müssen.
Tegra 3 verfügt über vier Rechenkerne, die auf der Cortex-A9-Architektur von ARM basieren. Darüber hinaus gibt es noch einen fünften Kern, den „Companion“-Kern, der für weniger rechenintensive Anwendungen optimiert wurde und damit eine geringe Leistungsaufnahme ermöglichen soll. In diese Kategorie gehören beispielsweise die Audio- oder Videowiedergabe. In dem Fall werden die vier „Performance-Kerne“ vollständig deaktiviert. Der „Companion“ arbeitet mit maximal 500 MHz, kann sich aber stufenlos heruntertakten.
Dasselbe gilt für die vier Performance-Kerne, die sich genauso abschalten können. Im Mehrkernbetrieb arbeiten diese maximal mit 1,4 GHz, ist nur ein Kern aktiv sind 1,5 GHz möglich. Der gemeinsame L2-Cache ist 1 MByte groß, für jeden Kern stehen wie beim Vorgänger-SoC 32 KB zur Verfügung.
GPU-seitig verfügt die ULP-GeForce-Lösung über 12 Recheneinheiten, wodurch die Grafiklösung des Vorgängers (8 Recheneinheiten) um den Faktor drei überboten werden soll. Theoretisch kann die Plattform mit einem Hauptspeicher von 2 Gigabyte arbeiten – im One X kommt 1 Gigabyte zum Einsatz.
Beim Blick auf diese Ausstattung durfte vorab als ausgemacht gelten, dass der Testkandidat zu keiner Zeit mit Rucklern und Hängern zu kämpfen haben würde – eine Erwartungshaltung, die sich nach gut einer Woche mit dem One X vollends bestätigt hat. Doch wie schlägt sich das Gerät fernab der Praxis in Benchmarks?
Grundsätzlich sei dazu auch in diesem Fall zunächst vermerkt, dass wir dem Thema „Benchmarks“ im Bereich der Smartphones mit Skepsis gegenüberstehen und das nicht nur, weil die Aussagekraft von (synthetischen) Benchmarks selbst in einer homogenen Geräte-Gruppe mit gleichem Betriebssystem zumindest diskussionswürdig ist. Hinzu kommt, dass eine effektive Messung über die unterschiedlichen Plattformen methodisch schwierig ist – ein weiterer Faktor, der verstärkend zu der Feststellung beitragen, dass die hier wie anderswo präsentierten Ergebnisse nur als Richtwert, nicht aber als ultimativ-objektive Darstellung der Realität angesehen werden sollten.
Die Auswahl der Benchmarks leitet sich wie gewohnt nicht nur von der Beliebtheit, sondern auch von den Schwerpunkten ab: Während Smartbench und CF-Bench auf die Gesamt-Performance abzielen, ermittelt Linpack die pure Rechenpower und SunSpider und BrowserMark zielen auf die Performance des Browsers ab, sodass alle relevanten Aspekte abgedeckt werden. Gelistet werden fast ausschließlich Geräte, die einem Test unterzogen wurden.
Gemessen wurde gleich nach der ersten Geräte-Einrichtung, wobei aus jeweils drei Messungen je Benchmark der schnellste Wert in die Wertung einfließt. Nach der Installation der Benchmarks wurde das Gerät neugestartet und für einige Minuten im Idle belassen; zwischen den Durchläufen je Benchmark wurde das Gerät ebenfalls jeweils neugestartet.
Beim Blick auf die ermittelten Werte wird zweierlei deutlich: Zum einen zeigt sich eindrucksvoll, dass sich Tegra 3 im – an wirklich neuen SoCs wohlgemerkt noch sehr übersichtlichen – Testfeld eindeutig absetzt und deswegen häufig mit Abstand den ersten Platz belegt.
Zum anderen wird aber auch ersichtlich, dass Nvidias Konzeption eine Power mitbringt, die dieser Tage von vielen Anwendungen noch nicht so richtig ausgenutzt werden dürfte. Ein gutes Beispiel hierfür ist die „Games“-Wertung des nicht mehr ganz frischen Smartbench 2011, in dem das One X – unter anderem hinter dem Motorola Razr – einen enttäuschenden vierten Platz belegt.
Findet sich hier also ein Indiz für die mäßige Performance der Tegra-3-GPU? Zieht man den aktuelleren GLBench (720p, offscreen) in der Version 2.1.4 hinzu, zeigt sich, dass einem hier offenbar die Optimierung ein Schnippchen schlägt: Während das Razr auf Werte von rund 30 FPS kommt, liegt das One X mit circa 65 FPS deutlich vor dem Motorola-Gerät. Auch wenn die Spitzenwerte eines Apple iPhone 4S (circa 70 FPS) nicht erreicht werden, hat man es hier mit einer potenten Grafiklösung zu tun.
Dennoch bleiben einige Fragezeichen. So lässt sich fabelhaft diskutieren, warum sich insbesondere die Grafikleistung – zumindest im Rahmen der in GLBench ermittelten Werte – nicht deutlicher von jener des bereits seit Sommer letzten Jahres erhältlichen Samsung Galaxy S II (Exynos 4210 SoC, ebenfalls circa 65 FPS) absetzt und dann doch knapp hinter der vom iPhone 4S zurückbleibt. Nebenbei bestätigt sich auch die Behauptung Apples, wonach der im iPad 3 verbaute A5X-SoC von Samsung doppelt so schnell ist wie Tegra 3 – die GLBench-Werte (rund 140 FPS für das iPad 3) können hierfür zumindest als Indiz gewertet werden.
Wer dachte, dass die Diskussion um den derzeit schnellsten und besten SoC mit der Verfügbarkeit von entsprechenden Geräten endet, wird also eines Besseren belehrt. Fest steht an dieser Stelle auf Grundlage der ermittelten Werte, dass Tegra 3 eine sehr gute Performance bietet, die Konkurrenz vor dieser aber nicht erzittern muss.
Ganz gleich, wer nun aber letztlich über den potentesten SoC verfügt, einen Vorteil kann Nvidia stets sein Eigen nennen: Bei den über die TegraZone bereitgestellte Titeln handelt es sich um ein wachsendes Arsenal an Spielen, das für Tegra optimiert wurde, was sich über die Zeit tatsächlich zu einem Aspekt im Wettbewerb entwickeln könnte.
Abgesehen davon findet sich hier aber zugleich auch der letzte, für diesen Abschnitt relevante Punkt: Bei andauernder Nutzung des One X als portable Spielekonsole wird das Gerät tatsächlich wie in einschlägigen Foren berichtet etwas wärmer, als man es erwarten dürfte. Dies gilt insbesondere für den Case-Bereich um die Kamera-Fassung. Zwar ist dieses Phänomen auffällig – problematisch ist die merkliche Erwärmung aber nicht.