HTC One X im Test: Das neue Flaggschiff nach dem Desire
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Wer gute Fotos mag, wird das One X lieben: Selten ist uns ein Smartphone untergekommen, das so gute Bilder produziert. Dazu verfügt das Gerät über eine 8-Megapixel-Kamera mit F2.0-Blende und einem Objektiv mit 28mm Brennweite – eine Kombination, mit der selbst bei mäßigem Umgebungslicht noch ordentliche Schnappschüsse gelingen.
Auch die Videos gelingen in bis zu 1.080p und mit Stereo-Audio in sehr guter Qualität, wobei dank Doppel-Chip während der Aufnahme auch Fotos geschossen werden können. Zwecks Videochat und ähnlichem verfügt das Gerät zudem über eine 1,3-Megapixel Frontkamera.
Sehr angenehm ist dabei auch die Arbeitsgeschwindigkeit: Ist der Auslöser gedrückt, dauert es nur den Bruchteil einer Sekunde, bis das Bild verarbeitet und die Kamera wieder bereit ist. So schnell ist nach unserem subjektiven Eindruck derzeit kein anderes Gerät. Die einzigen minimalen Ruckler machen sich in den ersten zwei Sekunden nach dem Start einer 1.080p-Aufnahme bemerkbar, wobei bei den ersten Versuchen kurzzeitig aufgrund der Hänger unklar ist, ob die Videoaufnahme gestartet wurde – ein verzeihbares Manko.
Per MHL können unter anderem die auf diesem Wege gewonnen Inhalte auch an HDMI-Bildschirmen und -Fernsehgeräten ausgegeben werden. Dazu wird allerdings wie immer ein optional erhältliches Kabel benötigt, das derzeit mit rund 25 Euro zu Buche schlägt. Eine solche Anwendung macht an einem entsprechenden Monitor bzw. TV-Gerät natürlich vor allem mit 1.080p-Material Spaß, sodass erwähnenswert ist, dass dieses vom One X ruckelfrei ausgegeben wird. Wer auf die Auflösung verzichten kann, kann das Material auch in 720p per DLNA auf entsprechend zertifizierte Geräte streamen oder entsprechendes Material gleich in nativer Auflösung auf dem Smartphone anschauen.
Auch wenn man den Testkandidaten aufgrund der Größe kaum ausschließlich als MP3-Player nutzen wird, bietet sich neben den anderen Anwendungsfeldern natürlich auch eine dahingehende Verwendung an. Dazu ist das One X mit Beats Audio ausgestattet, dem wir bereits im Rahmen unseres Tests zum Sensation XL nachgefühlt haben. Entsprechende Kopfhörer liegen allerdings nicht bei. Die Ausgabe-Qualität kann aber in jedem Fall überzeugen, sodass die meisten Audio-Anforderungen ordentlich bedient werden.
Einziger Wermutstropfen ist dabei, dass der interne Speicher von 32 Gigabyte nicht optional per microSD-Karte erweitert werden kann. Auch wenn viele Nutzer hier kaum in kritische Bereiche gelangen dürften, ist eine solche Konzeption immer wieder – und nicht zu unrecht – Gegenstand einiger Kritik. HTC begegnet diesem Begehren vor allem mit dem Hinweis auf die bereits erwähnte Dropbox-Integration, über die bis zu 25 Gigabyte in der Cloud gespeichert werden können. Dennoch findet sich an dieser Stelle für echte Power-User mit Cloud-Phobie ein wichtiger Kritikpunkt, der erwähnt werden muss.
Das Surfen im Web geht gewohnt zügig und sehr flüssig vonstatten. Während bei den Messungen zumindest beim Sunspider-Benchmark deutlich wurde, dass der Testkandidat in puncto Browser-Geschwindigkeit zur gegenwärtigen Speerspitze zu zählen ist, macht sich dies in der täglichen Anwendung kaum bemerkbar. Hier ist die Leistung einfach „schön schnell“ und auch beim Zoomen sehr flüssig, ohne dass man einen krassen Unterschied zu anderen bzw. älteren Geräten feststellen würde.
Hinzu kommen die großzügigeren, von der Auflösung herrührenden Platzverhältnisse, die zusätzlich zu einem sehr guten Surf-Erlebnis beitragen. Ebenfalls angenehm: Über Sense lässt sich sowohl Flash direkt deaktivieren als auch die (hoffentlich vorhandene) mobile Version einer Webseite aufrufen. Angenehm flink geht schließlich auch die GPS-Navigation vonstatten. Das Modul ist außerhalb von Räumen in circa fünf Sekunden bereit und ermittelt Positionen gut 10 Meter genau.
Kommunikation
Sieht man von der hierzulande fehlenden LTE-Unterstützung ab, bietet das One X in puncto Kommunikation den State-of-the-Art. Dementsprechend verfügt das Gerät über WLAN-n und Bluetooth 4.0 sowie HSPA+ (bis zu 5,76 Mbit/s Up-, bis zu 21 Mbit/s Download). Auch Tethering ist Android-typisch problemlos möglich. Komplettiert wird die Ausstattung von der NFC-Unterstützung, deren konkreter Nutzen aktuell noch überschaubar ist, mit der Zeit aber zulegen dürfte.
Die Qualität der Telefonie fällt selbst in lauten Umgebung sehr ordentlich aus. Einzig die Freisprechfunktion ist nicht so grandios, wie man es sich wünschen könnte: Wer blecherne Stimmen nicht mag, sollte das Gerät bei Telefonaten lieber am Ohr führen oder Kopfhörer verwenden.
Laufzeiten
Ein 4,7 Zoll großes Display, eine ordentliche Helligkeit und eine neue, wenn auch theoretisch insgesamt durchaus sparsame Hardware-Ausstattung, die auf einer Viereinhalb-Core-CPU basiert – die Verblüffung war insbesondere mit Blick auf die gute aber nicht bahnbrechende Akku-Kapazität von 1.800 mAh nicht allzu groß, als sich im direkten Umfeld zum Verkaufsstart des One X die Berichte mehrten, in denen von einer mäßigen Akku-Laufzeit die Rede war.
Dabei muss zunächst wieder angemerkt werden, dass unser Test-Gerät mit dem letzten OTA-Firmware-Update ausgestattet war, das neben leichten Performance-Verbesserungen auch eine bessere Laufzeit ermöglichen sollte.
Auch bei den von uns ermittelten Akku-Laufzeiten gilt, dass diese nur als Richtwert angesehen werden sollten. Zudem darf nicht vergessen werden, dass sich die hier präsentierten Geräte teils deutlich unterscheiden. Ob bei der Größe und Helligkeit des Displays oder bei der Größe des Akkus: Es handelt sich um heterogenes Testfeld, sodass eine direkte Vergleichbarkeit nur selten möglich ist.
Zur Methode: Die Werte wurden bei maximaler Display-Helligkeit und aktiviertem WLAN ermittelt. Bluetooth und GPS waren deaktiviert. Sofern das Gerät über 3G verfügte (Smartphones, Tablets in der 3G-Version), war die entsprechende Verbindung aktiviert.
In unserem Standard-720p-Dauertest zeigt sich auf dieser Basis, dass in diesem Anwendungsszenario von einer unterirdischen Laufzeit kaum die Rede sein kann. Zwar erreicht das One X keine herausragenden Zeiten – rund viereinhalb Stunden Wiedergabe dürfte aber die allermeisten Nutzer durchaus zufriedenstellen. Zudem bewegt sich der Testkandidat hier etwas über dem Niveau des ebenfalls auf Android 4.0 laufenden Samsung Galaxy Nexus, was ebenfalls ein Indiz dafür ist, dass das One X sich keine Ausreißer nach unten erlaubt.
Dieser Eindruck bestätigt sich auch in der alltäglichen Anwendung. Nutzt man das One X wie jedes andere Smartphone auch, kommt man bis zu anderthalb Tage ohne Boxenstopp aus – kein toller, aber ein akzeptabler und gängiger Wert.
Problematisch wird es erst dann, wenn man sich anschickt, tatsächlich und dauerhaft die technischen Möglichkeiten des Gerätes auszureizen. Versteht man das One X nämlich vor allem auch als portable Spielekonsole und verwendet man es dementsprechend enthusiastisch für anspruchsvolle Spiele aller Art, kann man förmlich dabei zusehen, wie die Akkuladung Stück für Stück abnimmt.
Für eine lange Reise voller Daddelei ist das One X also nur bedingt geeignet, was zugleich beweist, dass es auch im mobilen Bereich weiterhin eine Daseinsberechtigung für dezidierte Spielekonsolen gibt. Dieser Umstand ist für das Gros der potentiellen Nutzer allerdings nicht weiter tragisch – Freunde von anhaltender mobiler Bespaßung finden hier aber eine wichtige Information.