Sony Xperia S im Test: Das erste Smartphone nach zehn Jahren
3/7Bedienung & Display
Wie bei Android üblich erfolgt die Bedienung des Xperia S weitestgehend über den 4,3 Zoll großen Touchscreen sowie die bekannten drei Tasten Zurück, Home und Menü. Letztere hat Sony als Sensorelemente direkt unterhalb des Displays verbaut, man verzichtet also auf die „echten“ Tasten des Xperia Arc S. Während dadurch kaum Vorteile entstehen, sind die Nachteile im alltäglichen Einsatz omnipräsent. Denn die Kontaktfläche ist derart klein ausgefallen, dass gerade in der Anfangszeit das Blindbedienen nahezu unmöglich ist. Und auch nach der Eingewöhnungsphase ertappt man sich dabei, dass man sich an den Kerben der transparenten Leiste unterhalb der Sensoren orientiert.
Deutlich angenehmer fällt da die Bedienung und vor allem die Betrachtung des großen Displays aus. Mit seinen 1.280 × 720 Pixeln und den 342 ppi bietet das Xperia S ein scharfes Bild. Insbesondere bei hochaufgelösten Bildern und Videos trumpft das Smartphone auf. Zwar wirkt Schwarz bei Weitem nicht so dunkel wie auf AMOLED-Displays, dafür werden Farben deutlich weniger stark überzeichnet wiedergegeben. Zur Steigerung des Kontrastes und der Farbsättigung lässt sich die „Mobile Bravia Engine“ aktivieren, die zuvor bereits von Sony Ericsson in einigen Geräten verwendet wurde. Die Unterschiede fallen allerdings minimal aus.
Anmerkungen zur Display-Betrachtung:
Als optimalen Weißpunkt sehen wir D65 an, also eine Farbtemperatur von 6.500 Kelvin (K). Dies entspricht nach gängiger Definition einem mittlerem Tageslicht und ist der Weißpunkt der gängigen Farbräume sRGB und AdobeRGB. Eine Abweichung von einigen hundert bis etwa 1000 K ist bei Mobiltelefonen als noch akzeptabel anzusehen, einige Displays – bauartbedingt vor allem OLED-Modelle – liegen allerdings beim Weiß und noch mehr bei Grautönen oft im Bereich um 10.000 K, was bereits als deutlicher Blaustich wahrnehmbar ist. Sehr viele Displays von Smartphones und Notebooks treffen zwar den Weißpunkt von 6.500 K relativ genau, weichen aber bei Grautönen und anderen mittleren Farbtönen deutlich mit einem Blaustich ab. Vor allem bei gleichzeitigem Auftreten von Grau und Weiß ist diese ungleichmäßige Graubalance wahrnehmbar.
Gegenüber der LCD-Technik weisen OLED-Bildschirme einige Besonderheiten auf, die sich teilweise in unseren Messungen niederschlagen und erklärungsbedürftig sind. Zum einen ist das der bekanntermaßen hohe Kontrast, der bei OLED durch die selbstleuchtenden Pixel möglich ist – es gibt hier kein Backlight, welches durch das Panel mehr oder weniger stark abgedunkelt wird, sondern ein schwarz angesteuerter Pixel ist tatsächlich komplett schwarz und leuchtet nicht. Da das Kontrastverhältnis den Quotienten zwischen der Helligkeit von Weiß und Schwarz angibt, ergibt die Kontrastmessung bei OLED-Displays theoretisch eine Division durch Null und damit ein nicht definiertes Ergebnis – in der Praxis gibt es bei der Schwarzmessung immer eine gewisse Resthelligkeit durch Streulicht und ein Signalrauschen beim Messgerät, sodass Kontrastergebnisse im fünfstelligen Bereich entstehen. Da die Darstellung dieser Kontrastwerte im Balkendiagramm den irreführenden Eindruck erzeugen, der Kontrast wäre bei OLED sichtbar um viele Größenordnungen besser, haben wir uns entschieden als Kontrast maximal 5000:1 darzustellen und auf diese Erklärung zu verweisen. Im Alltag ist der Unterschied allenfalls in sehr dunklen Umgebungen deutlich wahrnehmbar, bei Tageslicht sind Faktoren wie die Reflexionen der Displayoberfläche wesentlich wichtiger.
Die zweite Besonderheit ist die beim derzeitigen Stand der Technik verhältnismäßig geringe Lebensdauer der blauen Leuchtelemente bei OLED-Displays. Dies veranlasst die Hersteller dazu, zur Steigerung der Lebensdauer bei einigen Displays die klassische RGB-Subpixelmatrix durch alternative Anordnungen abzulösen. Bekannt ist dabei beispielsweise Samsungs „PenTile“-Matrix, deren Hauptmerkmal die Vergrößerung der blauen und roten Subpixel ist – allerdings bei gleichzeitiger Halbierung ihrer Anzahl. Das bedeutet, dass bei gleicher Nennauflösung diese Displays eine geringere Anzahl von Subpixeln aufweisen als Displays mit der bewährten RGB-Matrix. Jeder Pixel verfügt weiterhin über seinen eigenen grünen Subpixel, teilt sich aber den jeweiligen roten und blauen Subpixel mit seinem Nachbarpixel. Das ganze führt bei gleicher Nennauflösung zu einer geringeren tatsächlichen Auflösung und an Kontrastkanten zu Farbsäumen, die vor allem die Lesbarkeit von Text deutlich verringern können.
Deshalb verwundert es nicht, dass es bei unseren Messungen leider keinen Unterschied zwischen ein- und ausgeschalteter „Mobile Bravia Engine“ gab. Leider deshalb, da das Display in beiden Modi ein Kontrastverhältnis von nur 415:1 erreicht. Die im Xperia Arc verwendete Anzeige konnte hier einen um mehr als 40 Prozent höheren Wert erreichen. Deutlich besser sieht es da schon bei der maximalen Helligkeit aus. Mit 449 Candela pro Quadratmeter ist das Gerät selbst bei direkter Lichteinstrahlung noch nutzbar, wenn auch mit leichten Einbußen.