Apple und Google vor Einstieg in das Provider-Geschäft?
Geht es nach dem Berater und Branchenkenner Whitey Bluestein, werden Apple und Google mittelfristig in das Provider-Geschäft einsteigen. Auf einer Fachtagung in Barcelona erklärte er, warum dieses für beide Unternehmen der nächste logische Schritt sei.
Demnach würde Apple über die wesentlichen Patente verfügen, die für den Aufbau eines solchen Geschäftsbereichs notwendig wären. Erst im Herbst 2011 habe der kalifornische Hersteller eine entsprechende, bereits 2006 beantragte Schutzschrift ausgeweitet. Diese beschreibt laut Bluestein ein Verfahren, wie die Netze mehrerer Anbieter für das eigene Angebot genutzt werden können.
Daraus geht hervor, dass Apple kein eigenes Netz aufbauen, sondern als sogenannter Mobile Virtual Network Operator (MVNO) auftreten wolle. Ein solcher Anbieter verfügt über kein eigenes Netz, sondern kauft umfangreiche Kontingente bei verschiedenen Anbietern ein und nutzt diese für eigene Angebote. Die dafür notwendige Infrastruktur ist dem Berater zufolge bereits im Wesentlichen vorhanden, unter anderem in Form der mehreren hundert Apple Stores sowie des Online-Shops in Verbindung mit iTunes und den Support-Abteilungen.
Mit diesem Schritt könnte das Unternehmen einen direkteren Kontakt zu seinen Kunden aufbauen und gleichzeitig die eigene Marge erhöhen. Der Vertriebsumweg über Zwischen- und Einzelhändler würde entfallen, gleichzeitig könnte man aus den verkauften Mobilfunkverträgen zusätzliche Einnahmen generieren. Eine der größten Hürden stellt laut Bluestein aber die Gerätesubventionierung dar. Bislang wird insbesondere beim iPhone der Gerätepreis von den jeweiligen Providern gestützt, in den USA durchschnittlich mit gut 380 US-Dollar pro Gerät. Der Einstieg in das Provider-Geschäft wäre demnach mit hohen Kosten verbunden, die erst im Laufe der Vertragslaufzeit amortisiert werden würden. Dafür könnten aber die hohen Barreserven Apples Verwendung finden.
Nach Ansicht Bluesteins würde Google einem solchen Schritt Apples nicht tatenlos zusehen. Im Gegensatz zum Konkurrenten müsste der Suchmaschinenbetreiber den größten Teil des Know-Hows einkaufen. Immerhin existiert bereits eine virtuelle Vertriebsplattform, die seit kurzem nicht nur für Apps und Videos, sondern auch für das Verkaufen von Hardware genutzt wird.
Mit einem solchen Schritt würden beide Unternehmen bei den traditionellen Providern sicherlich für Unmut sorgen. Bereits beim Bekanntwerden der Spekulation, das Apple über eine neuartige SIM-Karte die Mobilfunkanbieter umgehen wolle, liefen zahlreiche Provider Sturm.