HTC One S im Test: Der heimliche Star vom Mobile World Congress
2/6One S im Überblick
Design & Verarbeitung
Schon beim ersten Kontakt mit dem One S wird deutlich, dass das Gerät in einer Ahnenlinie mit dem One X steht. Dementsprechend schöpfen die Produktdesigner hier aus einem ähnlichen Pool an Elementen und Details, setzen dabei aber durchaus auch eine eigene Note, sodass das Gerät nicht wie ein plumper Klon wirkt.
Auffällig ist zunächst, dass der Testkandidat deutlich schlanker daher kommt, als sein großer Bruder. Bei Maßen von 130,9 x 65 x 7,95 mm ist das One S bei einem 4,3 Zoll großen Display ziemlich kompakt – und dank AMOLED-Technologie zudem sehr, sehr dünn. Und auch das Gewicht von sehr akzeptablen 119,5 Gramm trägt zu einem Eindruck bei, der mit „filigran“ am besten beschrieben ist.
Ermöglicht wird diese für HTC-Geräte nicht unbedingt gewöhnliche, neue Leichtigkeit auch in diesem Falle maßgeblich durch die Materialwahl. Diese wurde im Vorfeld des Verkaufsstarts für das One S auch von HTC immer wieder thematisiert. Demnach kommt bei dem Gerät je nach Farbvariante ein unterschiedliches Herstellungsverfahren zum Einsatz: Während das Gehäuse in der grauen Variante in einem Wasserbad unter Strom gesetzt wird, kommt für das schwarze ein neues Verfahren namens „Micro Arc Oxidation“ zum Einsatz, bei dem das Case mit 10.000 Volt bearbeitet wird (siehe Herstellervideo unten).
Dieses Verfahren soll dazu beitragen, die Schale deutlich stabiler zu machen, wobei in letzterem Fall ein keramikartiges Material erzeugt wird, das im Vergleich zu Edelstahl um den Faktor drei widerstandsfähiger sein soll.
Ohne die Innovativität und den effektiven Nutzen des Verfahrens objektiv bewerten zu wollen: Das One S wirkt tatsächlich robust und liegt zugleich haptisch sehr angenehm mit einer kühlen Note in der Hand. Außerdem gefällt die Konzeption auch optisch: Während die Front mit Display samt Klavierlack-Umrahmung, Logo, Frontkamera, dezenter Hörmuschel und der gängigen Softtouch-Knopfreihe absolut klassisch ausfällt, ist die Rückseite inklusive zentraler, farbiger Kamerafassung durchaus ein gefälliger Hingucker.
Allerdings darf nicht unerwähnt bleiben, dass in den einschlägigen Foren von einigen Nutzern vom Abplatzen der Oxidschicht berichtet wurde. Diese Meldungen wurden von HTC ernstgenommen und sogar in einem offiziellen Statement kommentiert, was als ein Indiz dafür gewertet werden kann, dass die Verbreitung dieses Phänomens über den suggerierten Einzelfallcharakter hinausreichen könnte.
Da es jedoch nicht Sinn und Zweck dieses Tests ist, mögliche Materialmängel einfließen zu lassen, beschränken wir uns neben einer Erwähnung der Problematik in der Bewertung und Auseinandersetzung auf die Erfahrungen, die wir mit unserem Testgerät machten. Bei diesem verdient sich die Verarbeitung im Rahmen einer gut zweiwöchigen Nutzung wie schon beim großen Bruder ein großes Lob, das wiederum mit gängigen Kritikpunkten zusammenhängt: Durch das Fehlen eines microSD-Kartenslots und aufgrund des festverbauten Akkus wirkt das Gehäuse des One S wie aus einem Guss. Unschöne, auffällige Spaltmaße, lommelnde Komponente oder sonstige Fauxpas sucht man unter anderem deswegen vergebens.
Aus diesem Grund muss man schon mit der Lupe ans Werk gehen, um an dem Testkandidaten Schwachpunkte zu entdecken. Einen weiteren triftigen, von manchen Nutzer vorgebrachten Kritikpunkt müssen wir an dieser Stelle aber zunächst – zumindest für unser Testgerät – ebenfalls entkräften: Die um die Kamerafassung gelegte Blende für den microSIM-Kartenslot ist weder zu fest verbaut noch ist ein unsauberer Schließmechanismus zu beklagen und selbst bei mehrmaliger Nutzung blieben bei unserem Gerät keine unschönen Spaltmaße zwischen Blende und Hauptschale zurück. Die Blende leierte bei uns also nicht aus und das obwohl wir durch mehrfaches Abnehmen versuchten, das Problem zu provozieren.
Durchaus richtig ist aber, dass der besagte Mechanismus, bei dem die Blende über winzige, wirklich nicht sehr vertrauenserweckende Plastikfedern an den Hauptteil gedrückt wird, bei echten Power-SIM-Kartenwechslern, die vielleicht auch mal etwas gröber ans Werk gehen, über die Zeit an Zugkraft verlieren könnte (Stichwort: „ausleiern“). Absolut ideal ist die altbekannte Konstruktion also nach wie vor nicht, sodass man sich hätte wünschen können, dass HTC auch hier – wie beim One X – auf die „Methode Apple“ zurückgreift. Doch auch der dort zum Einsatz kommende Mechanismus kann über die Zeit an Zuverlässigkeit einbüßen, sodass wir hier keinen echten Minuspunkt vermerken möchten.
Sucht man letztere mit aller Vehemenz, lassen sich schließlich zwei kleine Aspekte finden. Erstens wird das Display wie beim One X auch in diesem Fall nicht durch hochgezogene Ränder geschützt. Aus diesem Grund sollte man das Gerät möglichst nicht auf dem Display ablegen, auch wenn theoretisch kratzfestes Gorilla-Glas zum Einsatz kommt. Zweitens sorgt auch hier die Kameralinse mit einer obendrein minimal abstehenden Fassung dafür, dass das Gerät auf dem Rücken liegend minimal kippeln kann, wenn man es darauf anlegt und bei der Nutzung deutlichen Druck auf die Display-Ränder ausübt. Da dieser Effekt bei einer konventionellen Nutzung kaum Auftritt, ist dieser Umstand aber locker zu verzeihen; etwas störender ist da schon, dass sich zwischen Linsenfassung und Linsenglas gerne Fussel verfangen, die mit ein wenig Pech ziemlich mühsam zu entfernen sind.
Hierbei handelt es sich jedoch abermals um Kritik auf hohem Niveau, sodass festzuhalten gilt: In puncto „Design & Verarbeitung“ macht das One S eine sehr gute Figur.