HTC One S im Test: Der heimliche Star vom Mobile World Congress

Performance & Oberfläche

Der Verkaufsstart der One-Familie sorgte auch deswegen für jede Menge Wirbel, weil mit diesem zugleich auch ein Wettkampf der System-on-Chip-Hersteller initiiert wurde. Die grundlegende, im Web kolportierte Behauptung lautete dabei, dass die im One X zum Einsatz kommende Quad-Core-CPU-Lösung von Nvidia (Tegra 3) dem im One S verbauten MSM8260A-S4-SoC mit einer Dual-Core-CPU (1,5 GHz) von Qualcomm unterlegen sei.

Sieht man davon zunächst ab, lässt sich festhalten, dass die Ausstattung des One S für sich betrachtet keinerlei Wünsche offen lässt. Der besagten, sehr aktuellen Dual-Core-CPU stehen eine vergleichsweise potente Adreno-225-GPU sowie 1 Gigabyte Arbeitsspeicher zur Seite – eine Kombination, die locker eine absolut flüssige Verwendung ermöglicht und gleich wieder die Frage aufkommen lässt, wie sich das One S im Vergleich mit der Verwandtschaft und der Konkurrenz schlägt.

Bei der Betrachtung der ermittelten Benchmark-Werte wird deutlich, dass das vorab von einigen Technik-Webseiten suggerierte Bild, wonach der im One X zum Einsatz kommende Tegra-3-SoC der S4-Dual-Core-Lösung aus dem Hause Qualcomm eindeutig unterlegen ist, unhaltbar ist. Stattdessen gestaltet sich die Performance differenziert: Während das One S (S4) bei CPU-lastigen (aber nicht sehr praxisnahen) Tests wie Linpack eindeutig die Nase vorn hat, dominiert das One X (Tegra 3) immer dann, wenn in die Wertung auch die Grafikleistung einfließt (Smartbench 2011 und CF-Bench) bzw. primär diese zählt (GLBench). Abseits von relevanten aber ziemlich müßigen Optimierungsüberlegungen im Linpack-Kontext liegt deswegen der Schluss nahe, dass sich Tegra 3 in den realitätsnäheren, kumulativen Benchmarks besser schlägt, als die im One S verbaute Qualcomm-Konkurrenz.

Die ziemlich hochstilisierte Frage nach der besseren Performance wäre demnach wie folgt zu beantworten: Gehört eine Anwendung zur bisher noch eher übersichtlichen Riege der für Quad-Core-SoCs optimierten Applikationen und wird zudem im Besonderen die GPU-Lösung gefordert, hat Nvidias in 40 nm gefertigter Tegra 3 trotz der sehr guten Leistung des in 28 nm gefertigten, modernen S4 (überraschend vor allem auch die ordentliche Performance der Adreno-225-GPU) anders als mancherorts vorab suggeriert durchaus die Nase vorn. Einschränkend muss dazu aber auch festgehalten werden, dass sich der effektive Nutzen nach wie vor in einem engen Rahmen bewegt.

Die Quintessenz lautet deswegen zum einen, dass auch im Frühling 2012 aufgrund des Entwicklungsabstands zwischen Hard- und Software eine aktuelle Dual-Core-Lösung locker für einen absolut flüssigen, die allermeisten Anwendungsszenarien zur Gänze abdeckenden Betrieb ausreicht. Zum anderen wird deutlich, dass Nvidias Tegra 3 die aktuelle Konkurrenz keinesfalls locker hinter sich lässt – der konstruierte Skandal um die vermeintliche „Tegra-Lame-Duck“ ist allerdings ebenfalls an den Haaren herbeigezogen.

Softwareseitig kommt beim One S übrigens genauso wie beim One X die altbewährte Kombination aus Android und der HTC-eigenen Benutzeroberfläche Sense (jeweils in der aktuellsten Version 4) zum Einsatz. Da diese bereits im Rahmen unseres Tests zum One X besprochen wurde, sei an dieser Stelle auf den entsprechenden Abschnitt verwiesen.