Sony Xperia Sola & U im Test: Zwei ungleiche Zwillinge für die Mittelklasse
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Gänzlich unterschiedlich und doch gleich sind die beiden Displays. Beide Xperias teilen sich sowohl die Auflösung von 854 × 480 Pixeln als im Wesentlichen auch die maximale Helligkeit sowie den Kontrast. In beiden Kategorien können die Testkandidaten sich im Mittelfeld platzieren. Ebenfalls bei beiden anzufinden ist Sonys Mobile-Bravia-Engine, die bei Fotos und Videos für eine bessere Farbdarstellung und einen höheren Kontrast sorgen soll. Im direkten Vergleich sind die Unterschiede deutlich erkennbar, in der Praxis macht es bei den üblichen Anwendungsbereichen allerdings keinen Unterschied.
Der erste große Unterschied betrifft die Größe des Displays, auch wenn dieser nur minimal ausfällt. Während das Xperia U mit 3,5 Zoll in der Diagonalen auskommen muss, stehen beim Xperia Sola 3,7 Zoll zur Verfügung. Während letztgenanntes Handy mehr Bildschirmfläche bietet, erreicht erstgenanntes mit 279 zu 264 ppi eine leicht schärfere Darstellung. Beide Anzeigen punkten jedoch mit einer guten Farbdarstellung sowie großen Blickwinkeln. Anders als beim Xperia S hat Sony den beiden Mittelklassegeräten eine automatische Helligkeitsregulierung spendiert. Dadurch kann die Laufzeit positiv beeinflusst werden. Allerdings neigt die Automatik dazu, die Hintergrundbeleuchtung eher zu dunkel zu lassen.
Als optimalen Weißpunkt sehen wir D65 an, also eine Farbtemperatur von 6.500 Kelvin (K). Dies entspricht nach gängiger Definition einem mittlerem Tageslicht und ist der Weißpunkt der gängigen Farbräume sRGB und AdobeRGB. Eine Abweichung von einigen hundert bis etwa 1000 K ist bei Mobiltelefonen als noch akzeptabel anzusehen, einige Displays – bauartbedingt vor allem OLED-Modelle – liegen allerdings beim Weiß und noch mehr bei Grautönen oft im Bereich um 10.000 K, was bereits als deutlicher Blaustich wahrnehmbar ist. Sehr viele Displays von Smartphones und Notebooks treffen zwar den Weißpunkt von 6.500 K relativ genau, weichen aber bei Grautönen und anderen mittleren Farbtönen deutlich mit einem Blaustich ab. Vor allem bei gleichzeitigem Auftreten von Grau und Weiß ist diese ungleichmäßige Graubalance wahrnehmbar.
Gegenüber der LCD-Technik weisen OLED-Bildschirme einige Besonderheiten auf, die sich teilweise in unseren Messungen niederschlagen und erklärungsbedürftig sind. Zum einen ist das der bekanntermaßen hohe Kontrast, der bei OLED durch die selbstleuchtenden Pixel möglich ist – es gibt hier kein Backlight, welches durch das Panel mehr oder weniger stark abgedunkelt wird, sondern ein schwarz angesteuerter Pixel ist tatsächlich komplett schwarz und leuchtet nicht. Da das Kontrastverhältnis den Quotienten zwischen der Helligkeit von Weiß und Schwarz angibt, ergibt die Kontrastmessung bei OLED-Displays theoretisch eine Division durch Null und damit ein nicht definiertes Ergebnis – in der Praxis gibt es bei der Schwarzmessung immer eine gewisse Resthelligkeit durch Streulicht und ein Signalrauschen beim Messgerät, sodass Kontrastergebnisse im fünfstelligen Bereich entstehen. Da die Darstellung dieser Kontrastwerte im Balkendiagramm den irreführenden Eindruck erzeugen, der Kontrast wäre bei OLED sichtbar um viele Größenordnungen besser, haben wir uns entschieden als Kontrast maximal 5000:1 darzustellen und auf diese Erklärung zu verweisen. Im Alltag ist der Unterschied allenfalls in sehr dunklen Umgebungen deutlich wahrnehmbar, bei Tageslicht sind Faktoren wie die Reflexionen der Displayoberfläche wesentlich wichtiger.
Die zweite Besonderheit ist die beim derzeitigen Stand der Technik verhältnismäßig geringe Lebensdauer der blauen Leuchtelemente bei OLED-Displays. Dies veranlasst die Hersteller dazu, zur Steigerung der Lebensdauer bei einigen Displays die klassische RGB-Subpixelmatrix durch alternative Anordnungen abzulösen. Bekannt ist dabei beispielsweise Samsungs „PenTile“-Matrix, deren Hauptmerkmal die Vergrößerung der blauen und roten Subpixel ist – allerdings bei gleichzeitiger Halbierung ihrer Anzahl. Das bedeutet, dass bei gleicher Nennauflösung diese Displays eine geringere Anzahl von Subpixeln aufweisen als Displays mit der bewährten RGB-Matrix. Jeder Pixel verfügt weiterhin über seinen eigenen grünen Subpixel, teilt sich aber den jeweiligen roten und blauen Subpixel mit seinem Nachbarpixel. Das ganze führt bei gleicher Nennauflösung zu einer geringeren tatsächlichen Auflösung und an Kontrastkanten zu Farbsäumen, die vor allem die Lesbarkeit von Text deutlich verringern können.
Eine Besonderheit bietet zudem das Xperia Sola, bei dem Sony ein sogenanntes Floating-Touch-Display verbaut hat. Dabei handelt es sich nicht um eine neue Bildschirmtechnik, sondern die Kombination zweier unterschiedlicher Touch-Sensoren. Während üblicherweise ein Mutual-Capacitance-Sensor verbaut wird, der Multitouch-Gesten erkennt, setzt Sony zusätzlich auf einen Self-Capacitance-Sensor. Dieser ist aufgrund eines anderes Aufbaus zwar nicht für Mehrfingerkommandos ausgelegt, kann dafür aber bereits auf relativ große Entfernung präzise den Standort eines Fingers erkennen.
Im Falle des Xperia Solas bedeutet dies, dass bereits ab einer Entfernung von 20 Millimetern der Finger erkannt wird. In kompatiblen Anwendungen kann so „navigiert“ werden – der Finger dient laut Hersteller so als Mausersatz. Derzeit steht diese Funktion allerdings nur im Standard-Browser sowie auf dem Homescreen zur Verfügung. Beim Surfen können so Links markiert und vorausgewählt werden, per Display-Berührung wird dieser dann aufgerufen. Dies funktioniert aber nicht auf allen Seiten, insbesondere bei Mobilseiten steht die Floating-Touch-Technik häufig nicht zur Verfügung. Das Scrollen per Finger oder andere Kommandos werden nicht unterstützt. Mit dem angekündigten Update auf Android 4.0 soll diese Art der Steuerung auch in Apps Einzug halten.