Cisco-Router: Firmware-Update erzwingt Cloud-Nutzung
Seit Dienstag verteilt Cisco ein Firmware-Update für den WLAN-Router EA4500, nach dessen Installation jener erst dann wieder Änderungen an der Konfiguration zulässt, nachdem man sich in der „Cisco Connect Cloud“ registriert hat und Cisco Vollzugriff auf den Router gewährt hat.
Der Cisco EA4500 ist derzeit das Topmodell der von Cisco angebotenen WLAN-Router für den Heimgebrauch, was auch die unverbindliche Preisempfehlung von rund 180 Euro verdeutlicht. Seit dessen Vorstellung Anfang des Jahres hat Cisco diesen und weitere Router damit beworben, dass man ab Sommer 2012 die Cisco-Cloud nutzen könne, um von überall auf den Router zugreifen zu können. Ob dieses Versprechen für die Kunden kaufentscheidend war, sei dahingestellt. Seit Dienstag wird das entsprechende Firmware-Update auf Version 2.1.38 ausgeliefert, doch die Reaktion der Kunden im eigenen Supportforum dürfte Cisco weniger gefallen.
Nach der Installation der neuen Firmware – was je nach Konfiguration automatisch geschieht – ist das übliche Web-Interface für die Konfiguration des Routers nicht mehr existent. Stattdessen wird der Nutzer bei Eingabe der IP-Adresse des Routers im Web-Browser dazu aufgefordert, sich in der „Cisco Connect Cloud“ mit E-Mail-Adresse und Passwort einzuloggen – ohne jegliche Vorwarnung. Die Suche nach einem noch so klein gedruckten Link zu dem bekannten Konfigurations-Interface endet vergebens. Verwirrte Nutzer fragen im Supportforum von Cisco nach dem Konfigurations-Interface. Andere Kunden riechen den Braten und beschweren sich lautstark.
Dem Anwender bleibt zunächst scheinbar und – wie sich später herausstellen wird – auch tatsächlich keine andere Wahl, als sich einen Cisco-Connect-Cloud-Account zu erstellen, sollte er nach dem Firmware-Update noch Zugriff auf die Konfiguration seines Routers haben wollen. Bei der Registrierung muss man Vorname und Nachname angeben sowie eine E-Mail-Adresse bestätigen. Fortan kann der Router via Internet über die Cisco-Connect-Cloud-Website konfiguriert werden, welche durch einmalige Eingabe des Router-Passworts permanenten Remote-Zugriff auf jenen erhält. Anwender, die auf Sicherheit und Privatsphäre bedacht sind und zuvor die Datenschutzerklärung eventuell noch leichtfertig einfach abgenickt haben, beschleicht spätestens jetzt ein mulmiges Gefühl.
Eine naheliegende Frage ist zudem, wie die Konfiguration des Routers via Cloud erfolgen kann, sollte noch gar keine Internetverbindung bestehen. In diesem Fall besteht der Router nicht mehr auf den Cloud-Zwang, sondern präsentiert dem Anwender ein abgespecktes Konfigurations-Interface. Für den üblichen Gebrauch eignet jenes sich leider auch abgesehen von dem beschnittenen Funktionsumfang nicht, da der Zugriff darauf ausschließlich bei unterbrochener Internetverbindung – also durch Ziehen des Netzwerkkabels – möglich ist.
Alte Firmware-Versionen bietet Cisco nicht zum Download an, weshalb auch der Rückweg derzeit versperrt ist. Zumal sich die Frage stellt, ob Cisco alte Firmware-Versionen noch mit (Sicherheits-)Updates versorgen würde. Bislang scheint nur der Router EA4500 von dem Firmware-Update mit Cloud-Zwang betroffen zu sein, Cisco hat die Verfügbarkeit der Cloud-Features jedoch auch für die Modelle EA3500 und EA2700 in Aussicht gestellt. Cisco war für eine Stellungnahme bislang leider nicht zu erreichen.
Cisco hat eine Anleitung zum Wiederherstellen der alten Firmware veröffentlicht.