Obama soll Cyberattacken gegen Iran angeordnet haben

Maximilian Schlafer
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Laut eines nun in Auszügen erschienenen Buches des Korrespondenten der New York Times in Washington D.C., David E. Sanger, soll US-Präsident Obama Cyberattacken gegen den Iran angeordnet haben. Diese sollen im Rahmen des schon unter der Bush-Administration initiierten „Olympic Games“-Programmes durchgeführt worden sein.

Das Programm soll laut Autor seine Ursprünge im Jahr 2006 haben, als die damalige US-Regierung einen Weg suchte, das iranische Atomprogramm zu behindern. Da ein eigener Militärschlag – unter anderem aufgrund der Ereignisse und Behauptungen der USA vor Beginn des Irakkrieges – ein Glaubwürdigkeitsproblem gehabt hätte, soll beschlossen worden sein, den damals noch relativ neuen Weg der Nutzung von Cyberwaffen zu gehen. Zwar seien Anfangs die Erfolgsprognosen sehr verhalten gewesen, aber angesichts des Mangels anderer Optionen wurde der eingeschlagene Weg beibehalten.

Dabei wurde angeblich auch Israel eng eingebunden, um so einen einsamen israelischen Waffengang zu verhindern. Das sei letztlich nur deswegen gelungen, weil man die Israelis in jeden Schritt des Programmes involvierte und so ihr Vertrauen in dessen Wirksamkeit erlangte. Gemeinsam mit einer geheimen israelischen Einheit für Cyberkriegsbelange soll sodann die N.S.A., nachdem man eine Blaupause der Konzeption und Vernetzung der Gerätschaften in der Uran-Anreicherungsanlage Natanz erstellt hatte, mit der Entwicklung eines Wurmes – er ist heute unter dem Namen Stuxnet bekannt – begonnen haben.

Der Wurm wurde in Folge seiner Erstellung an Testexemplaren der Zentrifugen verwendet, die auch in Natanz Verwendung fanden. Damit erstellte man eine Art Replika der Anlagenkonstellation in Natanz, an der der Wurm zur Überraschung seiner Erschaffer nach Ausmerzung einiger Fehler ausgesprochen effektiv sein destruktives Werk verrichtete. Dieses bestand darin, die Steuerungscomputer der Zentrifugen – die auf einem Design des deutschen Siemens-Konzernes basieren – zu infiltrieren und sodann empfindliche Teile der Zentrifuge, die mit Überschallgeschwindigkeit arbeiten, durch abrupte Geschwindigkeitsänderungen einer Selbstzerstörung zuzuführen.

Sodann wurde mittels Spionen, aber auch unwissenden Mitarbeitern der Anlage der Wurm eingeschleust. Eine Quelle des Autors meinte dazu, dass „sich herausstellte, dass es immer einen Idioten gibt, der sich nicht allzu viele Gedanken über den USB-Stick in seiner Hand macht". Besagte USB-Sticks waren vor allem in der ersten Phase der Verbreitung von Relevanz, später wurden dann komplexere Methoden der Verbreitung angewendet.

Als der Virus vor Ort seiner Aufgabe nachging, herrschte zuerst große Verwirrung, da die Ausfallmuster der Geräte immer unterschiedlich waren und zudem die Kontrollanzeigen derart manipuliert waren, dass im Kontrollraum selbst nichts auf die Maschinenschäden hindeutete. Der Iran reagierte damit, dass neben jeder Zentrifuge ein Mitarbeiter mit einem Funkgerät stehen musste, der an den Kontrollraum melden musste, was er sah. Aber auch Entlassungen sowie umfassende Sabotageuntersuchungen wurden vorgenommen. Schäden in größerem Ausmaß wurden aber letztendlich in dieser Zeit, in der auch die Administration Bush endete, noch keine verursacht. Bei der Amtsübernahme durch Obama wurde das Programm beibehalten und die Bemühungen noch intensiviert. Er soll andauernd informiert und jeder Schritt durch ihn autorisiert worden sein. Unter seiner Ägide wurden, so das Buch, die wesentlichsten Schäden in Natanz herbeigeführt.

Allerdings trug es sich im Sommer 2010 zu, dass sich Stuxnet durch einen Programmierfehler auf einem mit dem dortigen Netzwerk verbundenen Computer eines Ingenieurs einnistete. Als sich dieser mit dem Internet verband, versagte der Virus bei der Erkennung der geänderten Umwelt und verbreitete sich weltweit. Welcher Teil des Entwicklerteams dafür verantwortlich war, verblieb laut Autor unklar. Obama entschied sich trotz dieses Malheurs dafür, die Operationen weiterzuführen. Eine Woche später setzte eine neue Version des Wurmes fast 1.000 Zentrifugen in Natanz außer Funktion.

In dem Buch wird weiterhin angeschnitten, dass der Fokus der USA bei der Cyber-Kriegsführung derzeit vor allem auf dem Iran liege, jedoch von verschiedenen Personen auch andere Ziele angedacht werden. Darunter fallen Nordkorea, China, Syrien und Al-Kaida. Bei all diesen Zielen verspreche man sich die Möglichkeit von nachhaltigen operativen Störungen durch einen Einsatz solcher Cyber-Waffensysteme.

Obama soll sich allerdings auch der Risiken dieser neuen Waffen bewusst sein und im Zuge dessen seine Berater mehrmals darauf hingewiesen haben, dass gerade die USA selbst ausgesprochen anfällig für derartige Attacken sein könnten. Diese Ansicht teilen laut der New York Times auch viele Experten, die es nur mehr für eine Frage der Zeit halten, bis sich eine solche Attacke auch gegen die USA richtet. Zudem wird davon ausgegangen, dass die Nutzung dieser Angriffsmethode in Zukunft rapide zunehmen wird.

Das Buch hört auf den Namen „Confront and Conceal: Obama’s Secret Wars and Surprising Use of American Power“, die Recherche dafür soll 18 Monate in Anspruch genommen haben. Sanger hat dabei nach eigenen Angaben vor allem mit aktuell und ehemalig involvierten Personen aus den USA, Israel und Europa gesprochen.

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