Samsung Galaxy S III im Test: Attacke auf das HTC One X
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Einen weiteren Anstoß zur Diskussion stellte neben dem Design nach der ersten Vorstellung des SGS III auch das Display dar. Bei diesem handelt es sich um ein 4,8 Zoll großes, so genanntes „Super-HD-AMOLED“-Display, das eine Auflösung von 720 × 1.280 Pixeln bietet.
Die Ursache für die besagte Diskussion ist darin zu finden, dass Samsung hier – anders als beim Vorgänger – auf eine PenTile-Matrix setzt, sodass die tatsächlich Auflösung um ein gutes Viertel verringert wird.
Die Entscheidung für eine PenTile-Matrix begründete Samsung bereits im Vorfeld des Verkaufsstarts damit, dass man sicherstellen müsse, dass das Display über den gesamten Nutzungszeitraum hinweg eine gleichbleibende Qualität bietet. Dafür sei es aber notwendig, auf die PenTile-Matrix mit ihrer ungleichmäßigen Subpixel-Verteilung zu setzen. Denn ein Nachteil der OLED-Technik sei das deutlich unterschiedliche Alterungsverhalten – insbesondere die blauen Subpixel würden schnell an Qualität verlieren. Bei der klassischen RGB-Anordnung, wie sie beispielsweise bei Super-AMOLED-Plus-Displays des SGS II verwendet wird, komme es so zu einer sichtbaren Verschlechterung, teilweise bereits nach wenigen Monaten.
Tatsächlich ist die weitere Argumentation, wonach die Nachteile wie die auflösungsbedingte Unschärfe der PenTile-Matrix im Vergleich im Vergleich zur RGB-Matrix bei zunehmend hohen Auflösungen mit bloßem Auge nicht mehr wahrnehmbar wären, zutreffend: Auch bedingt durch die Display-Größe, die dazu beiträgt, dass man das Gerät verhältnismäßig weit von den Augen weg hält, lassen sich die besagten Unschärfen faktisch nicht erkennen. Dies gilt allerdings nur solange, wie man es nicht drauf anlegt: Zoomt man maximal ein und sieht genau hin, sind beispielsweise noch immer leichte Ausfransungen bei schwarzer Schrift auf weißen Grund zu erkennen, auch wenn dies unserem Eindruck nach beim Testkandidaten nicht so eindeutig ausfällt wie bei manch anderem AMOLED-PenTile-Vertreter.
Auch wenn man der Argumentation von Samsung durchaus etwas abgewinnen kann, handelt es sich hierbei wohl nur um einen Teil der Wahrheit. Hinzu kommt neben der chronischen Knappheit der entsprechenden Displays auch die technische und ökonomische Herausforderungen, die mit dem Versuch verbunden gewesen wären, dem SGS-III-Display den entscheidenden „Plus“-Zusatz zu verpassen. Gut möglich, dass auch vor diesem Hintergrund die Entscheidung für die Verwendung einer PenTile-Matrix fiel.
In Summe wiegen die Nachteile der Technologie jedenfalls wie erwähnt nicht so schwer wie vielerorts befürchtet. Dies gilt im Übrigen auch für einen anderen Aspekt, der AMOLED-Displays gerne zugeschrieben wird: Eine übermäßige, unrealistische Farbdarstellung ist dem Testkandidaten nicht zu unterstellen. Im Gegenteil: Selten hat man einen entsprechenden Bildschirm gesehen, der ein derart angenehmes Farbklima aufweist. Hier hat Samsung offenbar noch mal einige Zeit investiert, um zur S-LCD-Konkurrenz aufzuschließen, auch wenn uns das Display des HTC One X in dieser Hinsicht dennoch ein gutes Stück besser gefällt.
Als optimalen Weißpunkt sehen wir D65 an, also eine Farbtemperatur von 6.500 Kelvin (K). Dies entspricht nach gängiger Definition einem mittlerem Tageslicht und ist der Weißpunkt der gängigen Farbräume sRGB und AdobeRGB. Eine Abweichung von einigen hundert bis etwa 1000 K ist bei Mobiltelefonen als noch akzeptabel anzusehen, einige Displays – bauartbedingt vor allem OLED-Modelle – liegen allerdings beim Weiß und noch mehr bei Grautönen oft im Bereich um 10.000 K, was bereits als deutlicher Blaustich wahrnehmbar ist. Sehr viele Displays von Smartphones und Notebooks treffen zwar den Weißpunkt von 6.500 K relativ genau, weichen aber bei Grautönen und anderen mittleren Farbtönen deutlich mit einem Blaustich ab. Vor allem bei gleichzeitigem Auftreten von Grau und Weiß ist diese ungleichmäßige Graubalance wahrnehmbar.
Gegenüber der LCD-Technik weisen OLED-Bildschirme einige Besonderheiten auf, die sich teilweise in unseren Messungen niederschlagen und erklärungsbedürftig sind. Zum einen ist das der bekanntermaßen hohe Kontrast, der bei OLED durch die selbstleuchtenden Pixel möglich ist – es gibt hier kein Backlight, welches durch das Panel mehr oder weniger stark abgedunkelt wird, sondern ein schwarz angesteuerter Pixel ist tatsächlich komplett schwarz und leuchtet nicht. Da das Kontrastverhältnis den Quotienten zwischen der Helligkeit von Weiß und Schwarz angibt, ergibt die Kontrastmessung bei OLED-Displays theoretisch eine Division durch Null und damit ein nicht definiertes Ergebnis – in der Praxis gibt es bei der Schwarzmessung immer eine gewisse Resthelligkeit durch Streulicht und ein Signalrauschen beim Messgerät, sodass Kontrastergebnisse im fünfstelligen Bereich entstehen. Da die Darstellung dieser Kontrastwerte im Balkendiagramm den irreführenden Eindruck erzeugen, der Kontrast wäre bei OLED sichtbar um viele Größenordnungen besser, haben wir uns entschieden als Kontrast maximal 5000:1 darzustellen und auf diese Erklärung zu verweisen. Im Alltag ist der Unterschied allenfalls in sehr dunklen Umgebungen deutlich wahrnehmbar, bei Tageslicht sind Faktoren wie die Reflexionen der Displayoberfläche wesentlich wichtiger.
Die zweite Besonderheit ist die beim derzeitigen Stand der Technik verhältnismäßig geringe Lebensdauer der blauen Leuchtelemente bei OLED-Displays. Dies veranlasst die Hersteller dazu, zur Steigerung der Lebensdauer bei einigen Displays die klassische RGB-Subpixelmatrix durch alternative Anordnungen abzulösen. Bekannt ist dabei beispielsweise Samsungs „PenTile“-Matrix, deren Hauptmerkmal die Vergrößerung der blauen und roten Subpixel ist – allerdings bei gleichzeitiger Halbierung ihrer Anzahl. Das bedeutet, dass bei gleicher Nennauflösung diese Displays eine geringere Anzahl von Subpixeln aufweisen als Displays mit der bewährten RGB-Matrix. Jeder Pixel verfügt weiterhin über seinen eigenen grünen Subpixel, teilt sich aber den jeweiligen roten und blauen Subpixel mit seinem Nachbarpixel. Das ganze führt bei gleicher Nennauflösung zu einer geringeren tatsächlichen Auflösung und an Kontrastkanten zu Farbsäumen, die vor allem die Lesbarkeit von Text deutlich verringern können.
Doch wie sieht es abseits von Eindrücken und Erwägungen rund um Technologie-Vor- und Nachteile aus? Beim Blick auf die ermittelten Display-Werte wird deutlich, dass sich der Testkandidat in puncto maximaler Display-Helligkeit nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Im Gegenteil: Bei einer Leuchtdichte von unter 300 cd/m² reicht es nur für einen Platz im unteren Teil des Testfelds.
Auch wenn sich die Lesbarkeit bei einigermaßen direkter Sonneneinstrahlung dennoch in akzeptablen Gefilden bewegt, ist die Helligkeit für ein prestigeträchtiges und entsprechend kostspieliges Oberklasse-Smartphone durchaus enttäuschend, zumal die besagte Lesbarkeit nur für die maximale Helligkeit gilt. Die automatische Regulierung der Beleuchtung dürfte dagegen von vielen Nutzern abgewählt werden, da sie in helleren Umgebungen häufig eine nicht ausreichende Ausleuchtung liefert. Als kleine Einschränkung muss dazu vermerkt werden, dass die Maximalhelligkeit wie schon beim Galaxy Nexus bei maximal eingezoomtem weißen Hintergrund durchaus bei Werten von bis zu 340 cd/m² liegen kann – hierbei handelt es sich aber nicht nur um eine eher praxisferne Messung, sondern auch um einen weiterhin nicht sehr berauschenden Wert.
Dafür spielt das SGS III immerhin bei den Kontrastwerten die Stärken der AMOLED-Technologie aus: Schwarz ist hier tatsächlich rabenschwarz. Dennoch fällt die Betrachtung des Displays unterm Strich zweigeteilt aus. Auch wenn die Nachteile der PenTile-Matrix nennenswert weniger wiegen, als zu befürchten stand und die Darstellung obendrein mit einem angenehmen Farbklima punkten kann: Ein absoluter Überflieger ist das Display des Samsung Galaxy S III nicht.