Bei Smartphones geht es längst nicht mehr nur um Laufzeiten, Speichermöglichkeiten oder das Display. Stattdessen steht zunehmend auch die Leistung im Vordergrund, auch wenn diese dem effektiven Nutzen bei der alltäglichen Anwendung meilenweit voraus ist. Auch wenn man die Fähigkeiten eines Oberklasse-Gerätes aus der ersten Jahreshälfte 2012 wohl in diesem Jahr nie ganz ausnutzen wird, ist dennoch naheliegend, dass ein regelrechter Krieg der SoC-Lösungen tobt, schließlich möchte der ambitionierte potentielle Käufer bei einer Investition von 400 bis 600 Euro auch ein ordentliches Stück Technik erhalten.
Vor diesem Hintergrund ist zu erklären, dass auch Samsung sich zuletzt intensiv in den besagten Krieg um den schnellsten SoC eingemischt hat. Die Grundlage dessen stellt der erstmals im SGS III zum Einsatz kommende, in 32 nm gefertigte Exynos 4412 SoC dar, der über eine Quad-Core-CPU mit 1,4 GHz (ARM Cortex A9) und eine nicht mehr taufrische Mali-400-Quad-Core-Grafiklösung verfügt. Damit ist Samsung nach Nvidia mit dessen in 40 nm gefertigtem Tegra 3 der zweite Hersteller, der eine Vier-Kern-CPU-Lösung auf dem Markt hat. Dem zur Seite stehen 1 Gigabyte Arbeitsspeicher, sodass sich die dahingehende Ausstattung schon auf dem Papier problemlos zur Speerspitze des aktuellen Angebots zählen lässt.
Grundsätzlich sei dazu auch in diesem Fall zunächst vermerkt, dass wir dem Thema „Benchmarks“ im Bereich der Smartphones mit Skepsis gegenüberstehen und das nicht nur, weil die Aussagekraft von (synthetischen) Benchmarks selbst in einer homogenen Geräte-Gruppe mit gleichem Betriebssystem zumindest diskussionswürdig ist. Hinzu kommt, dass eine effektive Messung über die unterschiedlichen Plattformen methodisch schwierig ist – ein weiterer Faktor, der verstärkend zu der Feststellung beiträgt, dass die hier wie anderswo präsentierten Ergebnisse nur als Richtwert, nicht aber als ultimativ-objektive Darstellung der Realität angesehen werden müssen.
Die Auswahl der Benchmarks leitet sich wie gewohnt nicht nur von der Beliebtheit, sondern auch von den Schwerpunkten ab: Während Smartbench und CF-Bench auf die Gesamt- und GLBenchmark auf die GPU-Performance abzielen, ermittelt Linpack die pure Rechenpower und SunSpider und BrowserMark zielen auf die Performance des Browsers ab, sodass alle relevanten Aspekte abgedeckt werden. Gelistet werden fast ausschließlich Geräte, die einem Test unterzogen wurden.
Gemessen wurde gleich nach der ersten Geräte-Einrichtung, wobei aus jeweils drei Messungen je Benchmark der schnellste Wert in die Wertung einfließt. Nach der Installation der Benchmarks wurde das Gerät neugestartet und für einige Minuten im Idle belassen; zwischen den Durchläufen je Benchmark wurde das Gerät ebenfalls jeweils neugestartet.
Mit Blick auf das eben Beschriebene ist klar, dass es sich bei der Bewertung der Leistung des SGS III um eine eher theoretische Einordnung in unser breites Benchmark-Testfeld und auch um einen Vergleich mit der Nvidia-Konkurrenz handelt (dazu wurden die Werte des One X separat eingefärbt), da völlig offensichtlich ist, dass die alltägliche Bedienung mit dem Samsung-Spross zu jeder Zeit ultra-flüssig von der Hand geht.
Bei der Betrachtung der ermittelten Werte wird deutlich, dass das SGS III in puncto Leistung nicht nur auf dem Papier, sondern auch in der Realität zur Oberklasse zu zählen ist. Während es sich in manchen Tests von der direkten Konkurrenz, dem auf Nvidias Tegra 3 basierenden One X geschlagen geben muss, dominiert es in anderen – vor allem im grafiklastigen GLBenchmark und in den auf das Webbrowsing abzielenden Tests – überraschend eindeutig.
Unterm Strich kann deshalb – Einschränkungen wie die Optimierung der Benchmarks auf bestimmte SoCs bzw. Kernzahlen stets im Hinterkopf – festgehalten werden, dass der neue Exynos die Nvidia-Konkurrenz entgegen mancher Prophezeiungen nicht hinter sich lässt, sondern sich vielmehr ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefert und dabei stets einen sehr guten Platz im Testfeld belegt.
Softwareseitig kommt auf dem Testkandidaten standesgemäß die neueste Android Version (4.0.4) in Kombination mit der ebenfalls neuesten Ausgabe von Samsungs eigener Benutzeroberfläche TouchWiz zum Einsatz. Diese geht in puncto Eingriff in das „Look-and-Feel“ von Android ähnlich weit wie HTCs Sense-UI, sodass nicht nur optische, sondern auch einige strukturelle Eingriffe stattfinden (siehe nächster Abschnitt für die Betrachtung der neuen S-Anwendungen und Features).
Alles in allem reicht die Güte von TouchWiz – um abermals den Vergleich zum direkten Konkurrenten, dem One X, zu bemühen – auch mit Version 4.0 nicht ganz an jene von Sense heran. Dafür wirkt Samsungs Werk weiterhin zu knallig und aufdringlich, auch wenn für die neue Version eine dahingehende Abschwächung und vor allem eine angenehme Verschlankung erkennbar ist. Hinzu kommt aber, dass sich auch hier – genauso wie bei den Knöpfen – bemerkbar macht, dass Samsung die schonende Evolution der Android-Bedienung abfedern und vereinheitlichen möchte, weswegen TouchWiz in mancherlei Hinsicht an Android „Gingerbread“ angelehnt ist.
So löblich diese Idee ist: So richtig auf geht sie nicht, sodass TouchWiz trotz der starken Farben in Kombination mit den „alten“ Knöpfen ein wenig altbacken wirkt. Auch wenn es sich hierbei wirklich um Kritik auf hohem Niveau handelt und mit Version 4 bereits einige Schritte in die richtige Richtung unternommen wurden, bleibt für die zukünftige Entwicklung deswegen vor allem zu hoffen, dass sich Samsung sich in puncto UI auf eine zurückhaltendere, die neuen Entwicklungen aufnehmende und nicht verschleiernde Konzeption konzentrieren wird.