Hitman: Absolution: Agent 47 ist zurück!
2/3Hitman: Absolution
„Hitman: Absolution“ führt inhaltlich die Geschehnisse aus den Vorgängertiteln fort: Agent 47 wurde von seiner Organisation und den engsten Vertrauten verraten und wird als persona non grata nun nicht mehr nur von der Polizei gejagt. Um Antworten auf entscheidende Fragen finden und die riesige Verschwörung, in der er ein entscheidendes Puzzle-Teil zu sein scheint, aufdecken zu können, muss der Protagonist wieder bis an die Grenzen gehen und seine Fähigkeiten als Profikiller in unterschiedlichsten Situationen einsetzen.
Im Rahmen einer Presse-Präsentation von Publisher Square Enix und der zuständigen Spieleschmiede IO Interactive hatten wir die Möglichkeit, die PlayStation-3-Version des Titels anzuspielen. Dabei stand das zweite Kapitel inklusive einleitender und abschließender Videosequenzen zur Verfügung.
Storytechnischer Hintergrund ist in diesem Teil des Spiels, dass Nummer 47 einen Mafiaboss in China Town ausschalten soll, um an Informationen bezüglich der Metahandlung des Spiels gelangen zu können. Das Setting ist dabei ein quirliger Markt, auf dem einer großen, sich hin und her verschiebenden Menschenmenge allerlei Köstlichkeiten feilgeboten werden.
Bei der Verfolgung des Missionsziels wird schnell deutlich, dass die Entwickler deutlich am Design geschraubt haben. „Hitman“ bleibt auf der Metaebene zwar auch mit dem fünften Teil absolut linear – im Kleinen erhält der Spieler innerhalb der Missionen aber noch mehr unterschiedliche Optionen zur Zielverfolgung an die Hand.
In unserem Falle bezogen sich die Optionen auf die unterschiedlichen Möglichkeiten, den besagten Mafia-Boss um die Ecke zu bringen: Man kann rabiat zugreifen und das Ziel auf „konventionellem“ Wege mit einer Schusswaffe, einem Messer, den Händen oder der legendären Klavierseite ausschalten. Man kann aber auch gewiefter vorgehen und beispielsweise eine Bombe am Auto der Zielperson platzieren, um diese dann durch das Auslösen der Alarmanlage anzulocken. Erschwert wird das Ganze durch die Menschenmasse und die in der Gegend patrouillierenden korrupten Polizisten, wobei die Zielperson zudem durch die Interaktion mit einem Drogendealer – den der Spieler ebenfalls in sein Vorgehen einbauen kann – immer in Bewegung bleibt.
Bei den soeben beschriebenen Vorgehensweisen handelt es sich nur um einige von vielen Möglichkeiten, mit denen man in der Preview zum Ziel gelangen konnte. Das Ziel einer solchen Konzeption ist, den Wiederspielwert zu erhöhen – ein Unterfangen, das gut gelingen könnte, wenn sich die Vielfalt, die uns präsentiert wurde, auch auf die anderen Missionen erstrecken sollte.
Zugleich hat man es hier auch mit dem neuen kompetitiven Element von „Hitman“ zu tun, da das Vorgehen über einen Score und ein Ranking visualisiert und bei Bedarf für Freunde sichtbar wird, sodass man sich beim Meistern der Missionen direkt miteinander messen kann. Wer besonders raffiniert vorgeht und die unterschiedlichen, allerdings stets nur angedeuteten Optionen bravourös wahrnimmt, erhält mehr Punkte als bei einer konventionellen Spielweise. Die Wertung wird dabei auch durch dritte Faktoren bestimmt, sodass es beispielsweise Punktabzug für alle in Mitleidenschaft gezogenen Zivilisten gibt. Zugleich sind damit bestimmte Challenges verbunden, zu denen beispielsweise gehört, eine Mission ohne das Wechseln des Outfits oder gänzlich unbemerkt zu bestehen. Im Kern wird die Varianz in der Durchführung in diesem Beispiel also durch die unterschiedlichen Zugriffsmethoden, aber auch durch das dabei angewandte Vorgehen erzeugt.
Alles in allem hat man es hier letztlich auch mit einer Art Institutionalisierung zu tun, die vor allem der eingefleischten Community Arbeit abnimmt: Mussten in der Vergangenheit Vorgehensweisen mühsam per Video oder Text beschrieben werden, soll das neue „Hitman“ bei Bedarf direkten Einblick samt einer Bewertung und Aufschlüsselung von bzw. zu ebendiesem bieten.
Als weiteres Schmankerl für eingefleischte „Hitman“-Spieler, aber auch als Erleichterung für Einsteiger kann verstanden werden, dass fünf unterschiedliche Schwierigkeitsgrade zur Verfügung stehen. Diese variieren unter anderem nach KI-Kompetenz und dem Grad der sogenannten „Instinct Hints“. Bei letzteren handelt es sich um in Teilen an „Assassin’s Creed“ erinnernde Instinkte, die den Spieler im schwierigen Situationen aus der Patsche helfen. So ist es beispielsweise per Tastendruck möglich, sich in einer Menschenmasse das Primärziel anzeigen zu lassen – oder man lässt Agent 47 geschickt die Kopfbedeckung ins Gesicht ziehen, um von den vorbeilaufenden Polizisten nicht erkannt zu werden. Im schwersten der fünf Modi wird es allerdings so gut wie keine Anzeigen geben, sodass man sich gänzlich ohne Hilfen durch die Missionen schlagen kann.
Visuell machte die PlayStation-3-Version von „Hitman: Absolutions“ einen guten Eindruck. Überzeugend fiel vor allem die Crowd-Funktion der Glacier-2-Engine aus, mit der mehrere Hundert NPCs realisiert werden können, die allerdings nicht nur als Kulisse dienen, sondern durchaus auf ihre Umwelt reagieren und von Agent 47 als graue Masse zum Untertauchen verwendet werden können. Auch in diesen Momenten macht „Hitman: Absolutions“ durchaus Anleihen bei „Assassin’s Creed“. Allerdings ließ die Reaktion der KI ab und an zu wünschen übrig: So verwundert beispielsweise, dass ein explodierendes Appartement keine nennenswerte Panik auslöste und eine offen zur Schau getragene Schusswaffe lange Zeit nur begafft wurde – hier würde ein wenig Feintuning noch gut tun, da die Menschenmassen dem Kapitel ansonsten einen sehr authentischen Eindruck verliehen.
Auch die Physik scheint auf den ersten Blick recht ausgefeilt zu sein, sodass Gegenstände bei Explosionen realistisch durch die Luft gewirbelt werden. Letztere können sich selbst in den Konsolenfassungen sehen lassen – wenn die PC-Version obendrein etwas aufgebohrter in die Läden kommt, könnte sich „Absolution“ gar als grafisches Bonbon entpuppen, auch wenn die Hoffnungen dahingehend aufgrund der Konsolenportierung nicht allzu groß ausfallen sollten.
Auch die englische Synchronisation verdient sich ein Lob. Vor allem in den ebenfalls gelungenen Videosequenzen wirkten die Sprecher bestens ausgewählt – zur Güte der deutschen Vertonung lässt sich allerdings noch nichts sagen.