Apple verzichtet auf EPEAT-Zertifizierung
Umweltschutz wird in der IT-Branche immer wichtiger und zeichnet sich zudem als ein zum Teil wichtiges Kaufargument der Kunden aus. Für Unternehmen werden für diesen Zweck mehrere Zertifizierungen von unterschiedlichen Umweltorganisationen angeboten, die umweltbewusste Produkte auszeichnen.
Eine davon ist die EPEAT-Organisation mit der gleichnamigen EPEAT-Zertifizierung, bei der insgesamt 48 Unternehmen ihre Produkte auf umweltschädigende Stoffe untersuchen lassen. Eines davon war bis vor kurzem das aus Cupertino stammende Unternehmen Apple, das jetzt jedoch auf der Liste der teilnehmenden Konzerne fehlt. Zudem fehlen bei den aktuellen Umweltberichten des Unternehmens mit dem Apfel das zuvor dort angegebene EPEAT-Goldlabel, das sich Apple mit der Einhaltung der Mindestbedingungen und drei Viertel der optionalen Anforderungen verdient hat. Dabei werden unter Anderem die verwendeten Materialien, Recyclingfähigkeit, Lebensdauer, Energieverbrauch, Verpackung sowie Existenz und Qualität eines Rücknahme- und Recyclingservices betrachtet.
Laut einem vom Wall Street Journal mit dem EPEAT-CEO Robert Frisbee geführten Gespräch, soll der im neuen MacBook Pro mit Retina-Display mit dem Gehäuse verklebte Akku der Grund für die fehlende Zertifizierung sein. Dieser soll eine Reparatur sowie ein Recycling erschweren. Im Jahr 2010 hat Greenpeace Apple noch für den kompletten Verzicht auf PVC und BFR als erster PC-Hersteller gelobt.
Des Weiteren könnte dies auch Auswirkungen auf die Verkaufszahlen in den Vereinigten Staaten haben. Dem dortigen staatlichen Beschaffungsreglement zufolge müssen Behörden bei der Anschaffung von Geräten auf eine EPEAT-Auszeichnung achten, diese bevorzugt behandeln und eine Ankaufquote von 95 Prozent erreichen. Zudem schreiben einige in den USA ansässige Unternehmen wie Ford ihren leitenden Mitarbeitern zum Teil selbiges vor. Eine offizielle Stellungnahme seitens Apple gibt es noch nicht.
Wie das Wall Street Journal nun berichtet, möchte das Amt für Umweltangelegenheiten in San Francisco in den nächsten zwei Wochen in einem Schriftstück allen 50 Stadtämtern mitteilen, dass Produkte von Apple nicht mehr vom Budget getragen werden.
Zudem hat sich die Sprecherin Kristin Huguet zum ersten Mal bei The Loop über den Wegfall der Zertifizierung geäußert. Ihrer Meinung nach erfüllen die Geräte mit der Energy Star 5.2-Zertifizierung nach wie vor „die striktesten Anforderungen der US-Regierung“ bezüglich der Energieeffizienz. "Wir sind führend in der Industrie, was die Veröffentlichung der Klimagasemissionen jedes unserer Produkte anbetrifft." Einen konkreten Grund für den Verzicht auf die EPEAT-Zertifizierung nannte Huguet dagegen nicht.
In einem offenen Brief verkündet Bob Mansfield, seines Zeichens Senior Vice President of Hardware Engineering, dass Apple die EPEAT-Zertifizierung ab sofort für alle bereits geprüften Produkte wieder einführt. „Das Verhältnis zwischen Apple und EPEAT ist durch diesen Zwischenfall stärker geworden“, meint Mansfield und versichert, dass man die Zusammenarbeit in der Zukunft erfolgreich weiterführen möchte.
Um die Verwirrung um den Konflikt zwischen Apple und EPEAT komplett zu machen, finden sich nun auch die neuen MacBook-Pro-Modelle mit Retina-Display unter den mit „Gold“ zertifizierten Geräten auf der Webseite der EPEAT wieder. Dieser Schritt ist mehr als überraschend, wurde bisher doch davon ausgegangen, dass eine verwehrte Zertifizierung aufgrund des hohen Wartungs- und Recycling-Aufwands – nicht zuletzt aufgrund des verklebten Akkus – für den vollständigen Rückzug Apples aus der EPEAT-Zertifizierung ausschlaggebend gewesen ist. Mit 21 von möglichen 27 Punkten erhält das „Retina-MacBook-Pro“ dabei dieselbe Bewertung wie die herkömmlichen MacBook Pro.
Die Unabhängigkeit der EPEAT-Zertifizierung für diesen Moment vorausgesetzt, kann dieser Schritt nur bedeuten, dass Apple der Organisation glaubhaft dargelegt hat, dass der Wartungs- und Recyclingaufwand beim Retina-Modell zwar erhöht sind aber keine Hürden darstellen, die eine Abwertung rechtfertigen. Wir haben sowohl EPEAT als auch Apple um eine Stellungnahme gebeten.