Smartphones oder „Wanzen mit Telefonfunktion“?
Werden Smartphones ihrem Namen noch gerecht? Diese etwas skurril anmutende Diskussion führen aktuell Datenschützer in den USA, allerdings mit ernstem Hintergrund. Aufgrund der hohen Anzahl von Verbindungs- und Standortdatenabfragen von den US-Behörden empfinden jene Smartphones eher als „Peilsender mit Telefonfunktion“.
Die Diskussion folgte auf eine Anfrage des Kongresses, der von den Mobilfunkbetreibern wissen wollte, wie oft US-Behörden Verbindungs- und Standortdaten abfragen. Die Anzahl der Abfragen lag im letzten Jahr mit 1,3 Millionen Versuchen (beziehungsweise 3.500 Anfragen pro Tag) deutlich über den Erwartungen der Datenschützer, zumal die Zahl nicht mal vollständig ist, weil die Ergebnisse von T-Mobile fehlen. Datenschützer fragen sich nun, wer eigentlich mehr von Smartphones profitiere: die Nutzer oder die Ermittlungsbehörden.
Nun starten sie in den USA den Versuch, mit einer Umbenennung die Wahrnehmung der Nutzer auf die weniger positiven Seiten von Smartphones zu lenken – also eine Beeinflussung gemäß des Framing-Effekts. Die Bezeichnung Smartphone sei ohnehin unpräzise, laut einer Studie von o2 liegt Telefonieren in der Rangliste der meistgenutzten Funktionen nur noch auf Platz 5, erklären Journalisten Peter Maass und Megha Rajagopalan von der New York Times.
Die beiden Journalisten beschreiben Smartphones als eine Art Wanze, mit der man zufällig telefonieren könne. „Tracker“, also ein „Aufspürer“ oder „Fährtenfinder“, wäre ihrer Ansicht nach die passendere Beschreibung. Der Dozent und Journalist Jeff Jarvis schlägt den im englischen Sprachraum unüblichen deutschen Begriff „Handy“ vor – schlicht weil die Geräte größenmäßig in eine Hand passe.