Gigabyte Osmium im Test: Cherry-Schalter und Wahlräder für die Helligkeit
3/5Tastencheck
Für die Osmium greift Gigabyte auf die „roten“ Cherry-MX-Schalter zurück, welche wie ihre Geschwister eine durchschnittliche Lebensdauer von 50 Millionen Anschlägen versprechen. Dabei bleibt das Tippgefühl durch die Verwendung von mechanischen Federn stets gleich, während die günstigen „Rubberdome“-Modelle auf Basis einer Gummimatte ihr Eingabeverhalten durch materialbedingte Alterungsprozesse verändern. Nachteil der mechanischen Schalter ist jedoch unter anderem neben der teils deutlich gesteigerten Lärmentwicklung beim Tippen ihr immenser Fertigungsaufwand, da für jedes Exemplar drei Einzelteile hergestellt werden müssen. Das treibt die Kosten entsprechend in die Höhe. Allerdings wird für Cherry-Schalter, ähnlich Apple-Produkten, eine ganze Bandbreite an Zubehör angeboten, das wie beim Hersteller aus Cupertino mit recht vielen Münzen bezahlt werden will. Erhältlich sind unter anderem Caps in verschiedenen Fertigungsverfahren und Designs sowie beispielsweise „O-Ringe“. Hierbei handelt es sich im Prinzip um Unterlegscheiben aus Gummi, die zwischen Cap und Schalter geklemmt werden. Diese verhindern das „klackernde“ Geräusch, das durch das Ausnutzen des gesamten Anschlagweges der Schalter entsteht und die Lärmkulisse effektiv reduziert.
Die in der Osmium verbauten, rot kodierten Cherry-Schalter verfügen über einen Federweg von insgesamt vier Millimetern bei linear steigendem Widerstand. Ein Signal wird im Gegensatz zu Rubberdome-Tastaturen jedoch schon bei der Hälfte des Tastenweges und rund 45 Gramm Kraftaufwand übertragen. Das vollständige Durchdrücken der Schalter ist damit ebenso wie das Überwinden eines spezifischen Widerstandes, der bei den günstigen „Gummiglocken“ bei etwa 50 bis 60 Gramm liegt, nicht nötig. Dies kann die Tippgeschwindigkeit insgesamt erhöhen, da Tasten in etwas schnellerer Reihenfolge hintereinander gedrückt werden können. Der Vorteil liegt durch das Fehlen eines Signalpunktes speziell in der Möglichkeit, während des Drückens einer Taste bereits eine weitere „auf den Weg“ zu schicken. Weil aufgrund dieser Bauart außerdem keine Auslösebestätigung abseits einer Eingabe auf dem Bildschirm erfolgt, können geübte Nutzer das bei der Nutzung entstehende Geräuschniveau mit etwas Übung erheblich verringern, indem sie die Schalter nicht bis zum Schaftende herunterdrücken. Dies setzt idealerweise aber „Touch Typing“, also das 10-Finger-System voraus. Eine sogenanntes „taktiles“ Feedback beim Tippen mit einem deutlich höheren Widerstand vor dem Signalpunkt auf mechanischer und wahlweise akustischer Ebene vermitteln erst braun oder blau codierte Schalter.
Alltagserfahrungen
Durch die roten MX-Schalter vermittelt natürlich auch die Osmium ein Tippgefühl wie alle anderen Tastaturen mit gleicher Ausstattung. Im Gegensatz zu Versionen mit schwarzer Bestückung, etwa der Mionix Zibal 60 oder günstigen Rubberdome-Varianten, gehen Eingaben dank des geringeren Auslösewiderstandes aber prinzipiell deutlich leichter und mithin auch schneller von der Hand. Durch das hohe Gehäuse sowie die Höhe der Tasten selbst, letztere nicht ungewöhnlich, ist allerdings die Verwendung der Handballenauflage dringend ratsam. Dank eines Abstandes von vier Millimetern in vertikaler und 6,5 Millimetern in horizontaler Richtung lassen sich einzelne Tasten auch ohne Blickkontakt gut differenzieren, was die Orientierung beim Tippen erleichtert. Eine längere Eingewöhnungsphase kann dennoch gerade aufgrund des für Umsteiger ungewohnten Fehlens eines Auslösewiderstandes in Verbindung mit dem recht frühen Signalpunkt der Schalter bei der Hälfte des Federweges unerlässlich werden. Entsprechend besteht mit diesen Switches zunächst die Gefahr von Vertippern hinsichtlich doppelt auftauchenden oder aufgrund der speziellen Charakteristik der linearen Schalter versehentlich eingegebenen Tastenkommandos.
Im direkten Vergleich mit den MX-Blacks erweisen sich die roten Varianten zumindest für das subjektive Empfinden des Autors als die bessere Version: Schnelle und – wie bei allen mechanischen Schaltern – präzise Eingaben lassen sich hier deutlich unangestrengter und im längeren Einsatz ermüdungsfreier tätigen. Der geringe Auslösewiderstand hilft zudem bei der Reduzierung von Lärmemissionen: Zum Einen ist es hier einfacher, Tasten nur bis zum Signalpunkt zu drücken, zum Anderen verringert sich durch diese Eigenheit die Gefahr, die Schalter mit viel Kraft – klack, klack – bis zum Anschlag zu prügeln. Ohnehin gehören die sogenannten „Reds“ zu den leiseren Cherry-Schaltern, welche mithin, abhängig vom Nutzer, nicht lauter als herkömmliche Rubberdome-Varianten sein müssen. Profis erreichen aber auch das Niveau guter „Notebook-Tastaturen“, indem sie die Tasten nicht komplett auslenken. Dann verbleibt lediglich das Schaben der Schalter in ihren Führungen als Geräuschquelle.
Abseits des geschmacksabhängigen Schalterfeedbacks sorgt lediglich die Position der Mediatasten in Verbindung mit dem dafür benötigen FN-Schalter für Grund zur Kritik: Beim normalem Tippen ist das eine komfortable Lösung, da die Greifwerkzeuge kaum aus der Normalposition entfernt werden müssen, beim Spielen hingegen – laut Marketing-Charts der Daseinszweck der Osmium – jedoch deutlich weniger praktikabel. Hier reicht eine Hand schlicht nicht ohne wilde und unbequeme Verrenkungen zum Betätigen aus. Glücklicherweise lassen sich die selben Funktionen noch einmal auf die „G“-Tasten legen, was direkt zum nächsten Kritikpunkt führt. Denn die Osmium speichert zwar ihre Beleuchtungseinstellungen, nicht jedoch das aktive Profil beim Herunterfahren des Rechners. Zwar können Windows-Funktionen auf das erste, blau kodierte Profil gelegt werden, schön ist diese Lösung für Freunde alternativer Farben jedoch nicht. Ein Detail, das in dieser Preisklasse eindeutig an Relevanz gewinnt.
Andere Gaming-Funktionen beherrscht das Luxusgerät deutlich besser. So waren im Testbetrieb weder Ghosting noch Blocking festzustellen und auch die Rollover-Fähigkeiten entsprechen, soweit sie ausgereizt werden konnten, dem Beworbenen. Zwar lassen sich derart viele Tasten auch mit drei Händen nicht einmal annähernd gleichzeitig drücken, eine ganze Menge Eingaben konnten dennoch gleichzeitig getätigt werden. Bei Makros wird die Schluckfähigkeit der Tastenmatrix dann zumindest theoretisch limitiert, da nicht mehr als 14 Kommandos gleichzeitig möglich waren. Auch das liegt allerdings über dem üblichen Limit eines USB-Anschlusses mit 6-Key-Rollover.