Spec Ops: The Line im Test: Das Herz der Finsternis
4/6Technik
Grafik
Yager setzt für die technische Umsetzung auf die etwas angestaubte DirectX-9-Variante der Unreal Engine 3, was sich in einer nicht mehr bahnbrechenden, alles in allem aber doch ansehnlichen Grafik niederschlägt. Zu den kleinen Highlights von „Spec Ops“ gehören dabei vor allem gelungene Beleuchtungsmomente, auch wenn diese schnell ins Überstrahlte umschlagen können – man merkt in jedem Fall sehr schnell, dass die Entwickler die flirrende Wüstenatmosphäre vor allem über dieses Instrument erreichen wollen.
Doch auch sonst präsentiert sich die visuelle Umsetzung auf einem soliden Niveau, auch wenn man sich manchmal weichere Schatten – immerhin: flimmerfrei! – und ein etwas realistischeres Mündungsfeuer wünschen würde.
Löblich ist schließlich auch, dass man gravierende Bugs und Unstimmigkeiten vergebens sucht. „The Line“ lief während unseres Tests höchst zuverlässig, was dieser Tage leider längst keine Selbstverständlichkeit mehr darstellt.
Die grafischen Ingame-Einstellungsmöglichkeiten fallen nicht gerade üppig aus, sodass man abseits von Standards wie der Texturen- und Schattenqualität sowie der vertikalen Synchronisation herzlich wenig Feintuning betreiben kann (siehe Bild unten). Dies dürfte in den allermeisten Fällen allerdings auch nicht nötig sein, da sich „Spec Ops“ sehr hardwareverträglich präsentiert. Auf unserem praxisnahen Testsystem war daher bei maximalen Details und einer Auflösung von 1680 x 1050 stets ein absolut flüssiges Spielen bei 50 bis 60 Bildern pro Sekunde möglich, sodass selbst betagtere Systeme locker mit dem Titel klarkommen sollten.
Sound- & Sprachumsetzung
Die Bewertung der Sound- und Sprachumsetzung fällt zweigeteilt aus. Auf der Habenseite steht eine insgesamt passende und gelungene musikalische Untermalung, die insbesondere in Schlüsselmomenten mit dynamischen, rockigen Klängen zum Spielerlebnis beiträgt. Auf der anderen Seite findet sich dagegen eine deutsche Sprachausgabe, die sich in Summe nur ein „befriedigend“ verdient: Zu häufig wiederholen sich die teils ohnehin etwas zu bemüht wirkenden Sprecher von Nebencharakteren und zu nervig ist auf Dauer das ständige und monotone Kampfgeschrei der Gegner und Squad-Mitglieder.
KI
Die Kompetenz der künstlichen Intelligenz der „Spec Ops“-NPC bewegt sich auf einem sehr übersichtlichen Niveau. Statt den Spieler mit cleveren Gegnern unter Druck zu setzen, kommt hier eher genretypisch das von „Call of Duty“ geprägte Masse-statt-Klasse-Prinzip zum Einsatz: Ständig spawnen an zentralen Punkten neue Gegner, was zu absurden Situationen führen kann, wenn sich der Spieler beispielsweise neben den herabgelassenen Seilen einer Eliteeinheit positioniert und die heruntergleitenden Gegner Stück für Stück im Nahkampf beseitigt. Daran ändern auch die Mini-Bosse wie schwer gepanzerter Trooper nichts – wer geniale Computergegner sucht, wird hier auf keinen Fall fündig.
Vor diesem Hintergrund gehört es dann schon fast zu der Sternstunde der KI, wenn es den Gegnern gelingt, den Spieler samt Teammitgliedern in eine Ecke zu drängen und dort auch noch mit geschickt geworfenen Granaten unter Druck zu setzen. Darüber hinaus agieren immerhin auch die Squad-Mitglieder verlässlich, sobald man ihnen ein Ziel zuweist, und auch sonst muss man sich kaum um sie kümmern – nerviges Mikromanagement von festklemmenden Mitkämpfern fällt also nicht an.
Für einen Pokal reicht das Ganze aber dennoch nicht, sodass festgehalten werden muss: Die KI bekleckert sich nicht gerade mit Ruhm.
Steuerung
Fragt man nach der großen Schwäche von „Spec Ops“, muss eindeutig die Steuerung genannt werden. In dieser Hinsicht merkt man leider von der ersten Spielminute an, dass der Titel vor allem für Konsolen konzipiert wurde, sodass man sich bei der Verwendung der gängigen Maus-Tastatur-Kombination immer wieder über Ungenauigkeiten und lästige Doppelbelegungen ärgern muss.
Wegen letzteren kann es beispielsweise passieren, dass man aus Versehen mitten im Gefecht eine neue Waffe aufhebt, anstatt das Magazin nachzuladen. Darüber hinaus funktioniert auch das Deckungssystem, bei dem man sich per Tastendruck an eine Mauer werfen kann um aus einer gesicherten Position heraus den Gegner unter Beschuss zu nehmen, nicht ganz zuverlässig, da man über dieselbe Taste auch sprinten kann. Schade, dass hier nicht etwas mehr Zeit und Mühe investiert wurde, um die Möglichkeiten der PC-Steuerung voll auszuschöpfen.