Topre Realforce 105 UB Variable im Test: Einzigartiges Schreibgefühl
4/5Rollover und Co
Die Topre Realforce ist aufgrund ihres sehr speziellen Charakters eine Tastatur, welche tendenziell eine umfangreichere Eingewöhnungsphase benötigt. Insbesondere Anwender, die nicht mit mechanischen Keyboards oder zumindest Rubberdome-Tastaturen mit großem Tastenhub vertraut sind, könnten in den Anfangstagen durchaus ihre Schwierigkeiten haben. Dabei gilt wie so häufig in der Peripheriewelt, dass wertende Einschätzungen vorrangig persönlichen Präferenzen obliegen und immer eine subjektive Note besitzen. Letztlich muss jeder Anwender aus der Fülle des Marktes die für sich ideale Hardware herauspicken – ein Selbstversuch ist dabei meist unabdingbar. Einschätzungen Fremder können häufig nur eine grobe Richtung vorgeben.
Die Topre Realforce offenbart ihr gesamtes Talent im Vielschreibereinsatz. Das taktile Anschlagsgefühl, bei welchem zunächst ein hoher Widerstand überbrückt wird, die Tasten anschließend noch vor der Signalauslösung fast von selbst ins Tastenbett sinken und erst kurz vor Erreichen der Maximaldistanz gedämpft werden, wird auf diese Art von keiner anderen Tastentechnik geboten. Das Einsinken erfolgt dabei vollkommen präzise und ohne Hakler, die Tastenstifte besitzen kaum seitliches Spiel und vermitteln einen angenehm definierten Lauf. Auch beim Entspannen der gedrückten Tasten werden die Finger durch die simultane Relaxation von Feder und Gummiglocke gut unterstützt.
Was für das Schreiben ein Segen sein kann, verfehlt seine Wirkung beim Spielen. Aufgrund der charakteristischen Anschlagsdynamik ist es mit der Topre Realforce ausgesprochen schwer, die Tasten zur Anschlagweg- und Zeitersparnis gezielt im Bereich um ihren Auslösepunkt zu verwenden. Bei Tastern mit einer linearen Kraftkennlinie ist dies beispielsweise kein Problem, weshalb sich diese allgemein gut zum Spielen eignen. Im Falle der Topre Realforce muss der Spieler die betätigte Taste fast vollkommen entspannen lassen, bevor die Rückmeldung entsprechend gegeben ist. Auch die variablen Druckpunkte (30, 45 und 55 Gramm) sind nicht ideal für den Spieleeinsatz, zumal sie auch im WASD-Bereich anzutreffen sind. Spieler setzen also besser auf ein Keyboard mit konstanter Auslösung.
Ein erheblicher Nachteil mechanischer Tastaturen ist die recht intensive Lärmentwicklung beim energischen Tippen. Auch die Topre Realforce ist beileibe kein Flüster-Keyboard. Das markante Geräusch, ausgelöst durch das Aufschlagen der Tastenkappen bei maximaler Auslenkung, ist im direkten Vergleich zur Cherry-MX-Konkurrenz jedoch spürbar leiser. Überdies präsentiert sich der Klangcharakter bedingt durch die üppige Tastaturmasse und die erfahrene Gummiglocken-Dämpfung erheblich dumpfer, hohler und weicher.
Die Topre Realforce 105 UB wird per USB mit dem Computer verbunden und bietet dabei die typische 6-Key-Rollover-Fähigkeit (6KRO), die per USB-Limitierung vorgegeben ist. Dies bedeutet, dass der Anwender sechs beliebige Tasten, deren Signal fehlerfrei übermittelt wird, gleichzeitig betätigen kann. Hinzu gesellt sich die Kombinationsmöglichkeit mit den Modifier-Tasten wie „Shift“, „Strg“ oder „Alt“, deren Erfassung ergänzend zu den sechs beliebigen Elementen geschieht.
Während bei normalen mechanischen Tastaturen mit 6KRO-Ausprägung, etwa auf Cherry-MX-Basis, bei sechs gedrückt gehaltenen Tasten jede weitere blockiert ist, stellt sich dies bei der Topre mit ihren kapazitiven Schaltern etwas anders dar. Hier werden die Signale der Folgetasten problemlos erfasst und umgesetzt, dafür wird jedoch eine der vorherigen Betätigungen gestrichen (obwohl die Taste nach wie vor gedrückt gehalten wird). Die Deaktivierung zuvor gedrückter Tasten erfolgt nicht immer chronologisch.
Mit der Realforce ist es nicht möglich, herkömmliche USB-auf-PS/2-Adapter zu nutzen und damit die Rollover-Fähigkeiten zu erhöhen. Ghosting-Effekte stehen bei einer Tastatur dieser Bauart ohnehin nicht auf dem Programm.