Guild Wars 2 im Test: Erste Eindrücke aus der Beta
2/4GW 2 Beta im Überblick
Kaum ein Rollenspiel, das nicht mit der Erstellung des Charakters beginnen würde: Auch in „Guild Wars 2“ gilt es zunächst, über einen insgesamt gelungenen Editor nach eigenen Vorstellungen einen Helden oder eine Heldin zu erstellen. Dabei lassen sich die äußeren Merkmale ziemlich individuell anpassen – eine etwas größere Vielfalt an fest definierten Gesichtern wäre als Basis allerdings wünschenswert, da die dann folgenden Optionen vor allem für das Feintuning gedacht sind. Letztere können sich aber wirklich sehen lassen, sodass man aus einem guten Dutzend Frisuren wählen, Details wie die Größe und Stellung von Augen, Mund und Nase anpassen und die Farbgestaltung der Bekleidung sehr detailliert gestalten kann.
Die wichtigste Entscheidung steht aber noch vor dieser Maßarbeit an. So gilt es zunächst, aus einem von insgesamt fünf Völkern zu wählen. Neben den Menschen stehen dabei die hünenhaften Norn, die in Tiergestalt daherkommenden, auf Ehre und Kampf bedachten Charr, die cleveren, auf die Verbindung von Magie und Technik spezialisierten Asura und die grazilen, elfenartigen Sylvaria zur Auswahl.
Diese Rassen bringen nicht nur ein unterschiedliches Aussehen, sondern auch unterschiedliche inhaltliche Schwerpunkte mit, was sich in unterschiedlichen Handlungssträngen bzw. persönlichen Geschichten niederschlägt und so starke Anreize liefert, die unterschiedlichen Völker auszuprobieren. Auch wenn bei der Klassenwahl keine völkerbedingte Beschränkung existiert, dürfte die Wahl des Volkes deswegen die meisten Spieler durchaus lange beschäftigen.
Während die Wahl der Ethnie zunächst vor allem über die Startwelt und damit über inhaltliche Aspekte entscheidet, hält die ebenfalls zu Beginn notwendige Klassenwahl einige Implikationen zum Spielmechanismus bereit. An dieser Stelle stehen die üblichen Fragen im Vordergrund: Will man sich als Krieger an vorderster Front in die Schlacht schmeißen? Oder die Gegner als Waldläufer per Fernkampf aufs Korn nehmen? Leichte Rüstung, schwere Rüstung? Pistole? Schwert? Zauberei? Technik? Heiler? All diese Fragen fließen in die Wahl der Klasse ein, was deutlich macht, dass hier eine schwierige Entscheidung ansteht, der in der finalen Version von „Guild Wars 2“ am besten unter Nutzung eines Planers und der Hinzunahme der Talentbäume begegnet wird.
Ist der Charakter einmal erstellt, wird man auch gleich in die Startwelt des jeweiligen Volkes verfrachtet. Hier stehen erste Aufgaben an, die nicht nur inhaltlich einleiten, sondern auch spielerisch an die für Neulinge nicht ganz einfache Materie eines MMORPG heranführen. Wichtig ist dabei, dass ArenaNet vom klassischen, bücherfüllenden Questsystem Abstand nimmt. Stattdessen ist ein einmal freigeschaltetes Gebiet mit jeder Menge Gefahrenherden bestückt, die einem beim Eintreffen in aller Regel von einem NPC geschildert werden. Löblich ist dabei das dynamische Matchmaking, das zugleich Neid und das Hintergehen von Mitspielern beim Verteilen von Erfahrungspunkten und Ausrüstung durch die gleichmäßige Aufteilung minimiert: Gelangt man zu einem Hotspot, wird man automatisch in ein laufendes Event integriert, sodass man wirklich zu keiner Zeit das Gefühl hat, alleine zu spielen. Im Unterschied zum dahingehend doch sehr anders konzipierten „Star Wars: The Old Republic“, bei dem man sich durchaus häufiger alleine auf Grind-Touren begab, hat sich „Guild Wars 2“ deswegen eindeutiger das Prädikat „MMO“ verdient.
Zur großen inhaltlichen Stärke gehören wie angedeutet die unterschiedlichen, mit den Völkern verbundenen Handlungsstränge, die zunächst mit der Biographie des jeweiligen Helden verknüpft sind. Mit einem menschlichen Charakter verschlägt es den Spieler beispielsweise in die Hauptstadt der Ethnie Götterfels, die außerhalb der hohen Mauern von Banditen und marodierenden Zyklopen geplagt wird – klar, dass es da für einen starken Helden einiges zu tun gibt. Auf dem Weg durch die Teil-Gebiete findet man immer wieder instanzierte Gegenden für die Durchführung von Kernhandlungen vor; diese durchläuft man zunächst alleine oder mit einem NPC-Mitstreiter. Erst mit steigendem Level eröffnen sich PvE-Instanzen, die aufs Gruppenspiel ausgelegt sind – eine Konstellation, die sich im Rahmen der zeitlich sehr begrenzten Beta-Wochenenden nicht umfassend testen ließ, sodass sich erst zeigen muss, inwieweit das Balancing in dieser Hinsicht den Anforderungen gerecht wird.
Im PvP-Bereich konnten zwei Modi gespielt werden. Bei dem einen („Eroberung“) handelt es sich um eine auf schnellen Spielspaß ausgelegte Variante von „Capture-the-Flag“, bei der zwei Teams versuchen müssen, möglichst viele dynamische Punkte auf einer Karte einzunehmen und nebenbei auch noch Sekundärziele erfüllen können. Der Zugang ist dabei grundsätzlich unkompliziert, da alle Teilnehmer auf maximales Level gestuft und mit entsprechender Ausrüstung und Fähigkeiten versehen werden. Im von uns nur rudimentär getesteten World-versus-World-Modus treten dagegen gleich drei Server zu großangelegten Massenschlachten an, wobei die drei Fraktionen möglicherweise über Tage versuchen, Zielgebiete zu erobern und die Gegner zurückzudrängen. Dabei spielen auch NPCs eine Rolle, die beispielsweise temporär als Söldner angemietet werden können, was einige Abwechslung und spannende, hin- und herwogende Schlachten verspricht.