BlackBerry Curve 9320 im Test: Eine gute Tastatur ist nicht genug des Guten
3/7Bedienung & Display
Der besagte knackige Druckpunkt ist allerdings nicht nur in puncto Verarbeitung, sondern auch für die Bedienung entscheidend. Da der Begriff „BlackBerry“ nach wie vor auch und gerade mit dem Begriff „gute Tastatur“ zusammenhängt, ist hervorhebenswert, dass RIM in dieser Hinsicht auch für den 9320 einen hohen Standard bietet, sodass sich alle QWERTZ-Freunde binnen kürzester Zeit auf dem übersichtlichen, ausreichend dimensionierten Layout (siehe Bild unten) bestens zurechtfinden dürften.
Eine sicher auch dem Preissegment geschuldete Einschränkung ist dabei, dass kein Touchdisplay zum Einsatz kommt. Statt über die Berührung des Bildschirms wird der Testkandidat über das typische Trackpad gesteuert, das im Prinzip die gleichen Möglichkeiten wie der von älteren Modellen (z.B. dem Bold 9000) bekannte und mittlerweile in Rente geschickte Trackball liefert, dabei aber weniger anfällig für (vor allem schmutzbedingte) Ausfälle ist.
Die so geartete Bedienung geht in Verbindung mit den im letzten Abschnitt erwähnten weiteren Knöpfen flüssig von der Hand – dennoch dürften nicht wenige Nutzer die Möglichkeit vermissen, diese etwas altbackene Bedienung über die intuitiveren Touch-Eingaben zu komplementieren.
Letztere würde auf dem nur 2,44 Zoll großen Display allerdings auch keinen allzu großen Spaß machen. Und auch bei der Auflösung von 320 x 240 Pixel wird deutlich, dass der Fokus beileibe nicht auf der großzügigen Darstellung von Multimedia-Inhalten oder ähnlichem liegt. Die grundsätzliche Darstellung geht bei 164 ppi aber in Ordnung, auch wenn man sich bei großflächigeren Inhalten wie einer nicht-optimierten Webseite durchaus immer wieder mehr Fläche wünscht – in dieser Hinsicht bieten Geräte wie das Huawei Ascend G300 zu einem nahezu identischen Preis einfach eindeutig mehr.
Als optimalen Weißpunkt sehen wir D65 an, also eine Farbtemperatur von 6.500 Kelvin (K). Dies entspricht nach gängiger Definition einem mittlerem Tageslicht und ist der Weißpunkt der gängigen Farbräume sRGB und AdobeRGB. Eine Abweichung von einigen hundert bis etwa 1000 K ist bei Mobiltelefonen als noch akzeptabel anzusehen, einige Displays – bauartbedingt vor allem OLED-Modelle – liegen allerdings beim Weiß und noch mehr bei Grautönen oft im Bereich um 10.000 K, was bereits als deutlicher Blaustich wahrnehmbar ist. Sehr viele Displays von Smartphones und Notebooks treffen zwar den Weißpunkt von 6.500 K relativ genau, weichen aber bei Grautönen und anderen mittleren Farbtönen deutlich mit einem Blaustich ab. Vor allem bei gleichzeitigem Auftreten von Grau und Weiß ist diese ungleichmäßige Graubalance wahrnehmbar.
Gegenüber der LCD-Technik weisen OLED-Bildschirme einige Besonderheiten auf, die sich teilweise in unseren Messungen niederschlagen und erklärungsbedürftig sind. Zum einen ist das der bekanntermaßen hohe Kontrast, der bei OLED durch die selbstleuchtenden Pixel möglich ist – es gibt hier kein Backlight, welches durch das Panel mehr oder weniger stark abgedunkelt wird, sondern ein schwarz angesteuerter Pixel ist tatsächlich komplett schwarz und leuchtet nicht. Da das Kontrastverhältnis den Quotienten zwischen der Helligkeit von Weiß und Schwarz angibt, ergibt die Kontrastmessung bei OLED-Displays theoretisch eine Division durch Null und damit ein nicht definiertes Ergebnis – in der Praxis gibt es bei der Schwarzmessung immer eine gewisse Resthelligkeit durch Streulicht und ein Signalrauschen beim Messgerät, sodass Kontrastergebnisse im fünfstelligen Bereich entstehen. Da die Darstellung dieser Kontrastwerte im Balkendiagramm den irreführenden Eindruck erzeugen, der Kontrast wäre bei OLED sichtbar um viele Größenordnungen besser, haben wir uns entschieden als Kontrast maximal 5000:1 darzustellen und auf diese Erklärung zu verweisen. Im Alltag ist der Unterschied allenfalls in sehr dunklen Umgebungen deutlich wahrnehmbar, bei Tageslicht sind Faktoren wie die Reflexionen der Displayoberfläche wesentlich wichtiger.
Die zweite Besonderheit ist die beim derzeitigen Stand der Technik verhältnismäßig geringe Lebensdauer der blauen Leuchtelemente bei OLED-Displays. Dies veranlasst die Hersteller dazu, zur Steigerung der Lebensdauer bei einigen Displays die klassische RGB-Subpixelmatrix durch alternative Anordnungen abzulösen. Bekannt ist dabei beispielsweise Samsungs „PenTile“-Matrix, deren Hauptmerkmal die Vergrößerung der blauen und roten Subpixel ist – allerdings bei gleichzeitiger Halbierung ihrer Anzahl. Das bedeutet, dass bei gleicher Nennauflösung diese Displays eine geringere Anzahl von Subpixeln aufweisen als Displays mit der bewährten RGB-Matrix. Jeder Pixel verfügt weiterhin über seinen eigenen grünen Subpixel, teilt sich aber den jeweiligen roten und blauen Subpixel mit seinem Nachbarpixel. Das ganze führt bei gleicher Nennauflösung zu einer geringeren tatsächlichen Auflösung und an Kontrastkanten zu Farbsäumen, die vor allem die Lesbarkeit von Text deutlich verringern können.
Beim Blick auf die ermittelten Display-Werte wird schließlich deutlich, dass „klein“ nicht per se „schlecht“ bedeuten muss. Mit einer Maximalhelligkeit von rund 460 cd/m² und Kontrastwerten von 661:1 gehört der Testkandidat zur Speerspitze (Helligkeit) bzw. zum unteren Mittelfeld (Kontrast), was für ein Einsteiger-Smartphone völlig in Ordnung geht.