Sleeping Dogs im Test: GTA mit ungewöhnlicher Handlung in Fernost
2/5Plot
Betrachtet man zunächst nur die Grundlagen, lässt sich „Sleeping Dogs“ schon für die Wahl des Settings loben. Statt einer beliebigen US-Metropole siedeln die Entwickler die Handlung nämlich in der Ex-Kronkolonie Hongkong an, die heute mehr denn je alle positiven und negativen Seiten der Moderne in sich vereint und damit ein sehr spannendes Umfeld darstellt. Allein aus diesem Grund darf sich der Spieler deswegen auf Kontraste wie die glitzernde Skyline der Finanzwelt und angesagte Touristen-Hotspots, aber auch auf schäbige Seitengassen und schummrige Nachtclubs einstellen.
In dieser Umgebung schlüpft man in die Rolle des Protagonisten Wei Shen, der seine Jugend im weniger feinen Teil der Hongkonger Gesellschaft zugebracht hat, um dann in die USA auszuwandern. Was die wenigsten seiner alten Freunde wissen, ist, dass Shen in seiner neuen Heimat als Polizist gearbeitet hat – und dieser Profession auch nach seiner Rückkehr in die chinesische Metropole noch nachgeht: Er lässt sich als Undercover-Cop bei den Triaden „Sun On Yee“ einschleusen, um die Organisation von innen heraus zu zerstören.
Dieser für sich genommen auf den ersten Blick nicht so richtig innovative Ansatz wird in der Folge spannend ausgebaut. So steht zum einen vor allem Shens innere Zerissenheit im Vordergrund: Auf der einen Seite muss er den Anforderungen des Triaden-Daseins entsprechen und darf sich dementsprechend nicht scheuen, selbst tödliche Gewalt anzuwenden; auf der anderen Seite steht der normative Anspruch eines Gesetzeshüters, der den Alltag der Gangster eigentlich natürlicherweise verabscheuen und bekämpfen muss. Garniert wird dieser ebenfalls eher klassische Konflikt eines Undercover-Cops schließlich mit einer Portion Familiengeschichte, da Shens Schwester ebenfalls im Umfeld der Sun On Yee verkehrte und eines Tages an einer Überdosis starb.
Mit Blick auf diese grundlegenden Koordinaten kann der Story von „Sleeping Dogs“ keine sonderlich bahnbrechende Kreativität zugesprochen werden. Dank einer stringenten, wenig vorhersehbaren Erzählung, einigen überraschenden Wendungen und dem ungewöhnlichen, mutigen Setting wird man allerdings bis zur letzten Minuten in Summe sehr gut unterhalten, was die erste wichtigste Erkenntnis bei der Auseinandersetzung mit dem Titel darstellt.