EU stellt neue Cloud-Computing-Strategie vor
Die EU-Kommission hat eine Cloud-Computing-Strategie vorgelegt, die europaweit geltende technische und rechtliche Standards sowie die Förderung von Cloud-Anwendungen durch öffentliche Projekte vorsieht. Davon verspricht sich die Kommission bis 2020 ein wirtschaftliches Wachstum von 280 Milliarden Euro.
Die Strategie unterteilt den Handlungsbedarf auf drei Kernbereiche, die neue Regelungen bei den Standards sowie im Vertragsrecht vorsehen und eine EU-weite Partnerschaft bei der Förderung von Cloud-Projekten. Diese sollen einhergehen mit weiteren anstehenden Reformen für die digitale Wirtschaft – etwa die geplante EU-Datenschutzverordnung, eine Überarbeitung des Urheberrechts sowie neue Regelungen für den Online-Handel.
An einheitlichen Standards arbeitet derzeit das European Telecommunications Standards Institute (ETSI), unter dessen Regie verschiedene Gruppen und Organisationen Vorschläge einreichen. Bis 2013 soll eine Roadmap vorliegen, in der detaillierte Standards in den Bereichen Sicherheit, Kompatibilität sowie Datenübertragung und Wiederherstellungsfähigkeit. Bei den geplanten Änderungen für das Vertragsrecht soll das europäische Recht an technischen Gegebenheiten durch Cloud Computing angepasst werden. So wird etwa dem Datenschutz und der Datensicherheit eine hohe Priorität eingeräumt, ebenso sollen gesetzlichen Reglungen für Unternehmen auf Cloud-Nutzung auslegt werden.
Die European Cloud Partnership (ECP) soll Cloud-Dienste im öffentlichen Sektor fördern, indem zuerst ermittelt werden soll, welche Voraussetzungen für öffentliche Cloud-Projekte bestehen. Die darauf aufbauenden Cloud-Dienste sollen dann an den Bedürfnissen der Nutzer ausgerichtet werden. Der IT-Branchenverband Bitkom begrüßt diese Strategie. „Im öffentlichen Sektor steckt ein großes Potenzial, die IT-Ausgaben durch Cloud-Services zu senken und gleichzeitig Angebote für die Bürger zu verbessern“, sagte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder.
Der Verband zeigt sich grundsätzlich zufrieden mit der Cloud-Computing-Strategie der EU-Kommission. „Der Flickteppich rechtlicher Vorschriften hat die stärkere Nutzung von Cloud-Diensten in der EU bisher gebremst“, so Rohleder. Um innovative Dienste zu unterstützen, müsse die EU europaweite Standards für Cloud-Computing schaffen.
Für 2012 erwartet der Branchenverband in Deutschland einen Umsatz von 5,3 Milliarden Euro durch Cloud-Computing-Dienste, eine Steigerung um 47 Prozent. Zudem nutzen derzeit 28 Prozent aller Unternehmen Cloud-Computing. Gleichzeitig speichern oder veröffentlichen vier von fünf Internetnutzern Daten und Inhalte im Web. Mit 57 Prozent entfällt gut die Hälfte des Marktes auf Cloud-Dienste für Geschäftskunden, zum Beispiel die Nutzung von betrieblichen Online-Anwendungen oder das Abrufen von Speicher- oder Rechnerkapazität über das Internet. Private Nutzer greifen überwiegend auf Unterhaltungsdienste wie Online-Spiele sowie Musik- oder Video-Streamings zu.