Apple iPhone 5 im Test: Das erste iOS-Smartphone mit vier Zoll
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In der Geschichte des iPhones gab es bislang nur eine Änderung: Während die ersten drei Generationen mit Bildschirmdiagonalen von 3,5 Zoll und einer Auflösung von 480 × 320 Pixeln auf den Markt kamen, wurde die Zahl der Bildpunkte beim iPhone 4 auf 960 × 640 erhöht. Die unter der Bezeichnung Retina Display bekannt gewordene Anzeige erhöhte die Schärfe schlagartig von 164 auf 329 ppi, ein bis dahin konkurrenzloser Wert. Nun, zwei Jahre später, hat man beim iPhone 5 die zweite große Überarbeitung des Bildschirms vorgenommen.
Nicht nur, dass dessen Diagonale nun auf vier Zoll gewachsen ist, gleichzeitig hat man die Auflösung auf 1.136 x 640 Pixel erhöht, was eine Abkehr vom bislang verwendeten 3:2-Format bedeutet. Die Bildpunktdichte ist hingegen minimal auf 325 ppi geschrumpft. Zum Vergleich: Das Samsung Galaxy S III kommt auf 306 ppi, das HTC One X auf 312 ppi. Nach dem Sony Xperia S mit 342 ppi wird auch Nokias Lumia 920 das iPhone 5 in dieser Kategorie schlagen. Aus 4,5 Zoll und 1.280 × 768 Pixeln ergeben sich beim Lumia 920 eine Dichte von 332 ppi.
Aber nicht nur an der Oberfläche, sondern auch darunter hat sich beim Display etwas getan. Denn Apple setzt hier auf die In-Cell-Technik, bei der eine Schicht eingespart werden kann. Üblicherweise bestehen die LC-Touchscreens aus insgesamt drei Lagen, dem Panel, der Sensorik sowie der Glasabdeckung. Die In-Cell-Lösung vereint im Gegensatz dazu Panel und Sensoren, wodurch das komplette Display dünner ausfallen kann. Im Gegenzug wird die Fertigung jedoch aufwändiger, dafür steigt jedoch die Darstellungsqualität: Die Farbraumabdeckung ist größer, die Ablesbarkeit im direkten Sonnenlicht besser.
Als optimalen Weißpunkt sehen wir D65 an, also eine Farbtemperatur von 6.500 Kelvin (K). Dies entspricht nach gängiger Definition einem mittlerem Tageslicht und ist der Weißpunkt der gängigen Farbräume sRGB und AdobeRGB. Eine Abweichung von einigen hundert bis etwa 1000 K ist bei Mobiltelefonen als noch akzeptabel anzusehen, einige Displays – bauartbedingt vor allem OLED-Modelle – liegen allerdings beim Weiß und noch mehr bei Grautönen oft im Bereich um 10.000 K, was bereits als deutlicher Blaustich wahrnehmbar ist. Sehr viele Displays von Smartphones und Notebooks treffen zwar den Weißpunkt von 6.500 K relativ genau, weichen aber bei Grautönen und anderen mittleren Farbtönen deutlich mit einem Blaustich ab. Vor allem bei gleichzeitigem Auftreten von Grau und Weiß ist diese ungleichmäßige Graubalance wahrnehmbar.
Gegenüber der LCD-Technik weisen OLED-Bildschirme einige Besonderheiten auf, die sich teilweise in unseren Messungen niederschlagen und erklärungsbedürftig sind. Zum einen ist das der bekanntermaßen hohe Kontrast, der bei OLED durch die selbstleuchtenden Pixel möglich ist – es gibt hier kein Backlight, welches durch das Panel mehr oder weniger stark abgedunkelt wird, sondern ein schwarz angesteuerter Pixel ist tatsächlich komplett schwarz und leuchtet nicht. Da das Kontrastverhältnis den Quotienten zwischen der Helligkeit von Weiß und Schwarz angibt, ergibt die Kontrastmessung bei OLED-Displays theoretisch eine Division durch Null und damit ein nicht definiertes Ergebnis – in der Praxis gibt es bei der Schwarzmessung immer eine gewisse Resthelligkeit durch Streulicht und ein Signalrauschen beim Messgerät, sodass Kontrastergebnisse im fünfstelligen Bereich entstehen. Da die Darstellung dieser Kontrastwerte im Balkendiagramm den irreführenden Eindruck erzeugen, der Kontrast wäre bei OLED sichtbar um viele Größenordnungen besser, haben wir uns entschieden als Kontrast maximal 5000:1 darzustellen und auf diese Erklärung zu verweisen. Im Alltag ist der Unterschied allenfalls in sehr dunklen Umgebungen deutlich wahrnehmbar, bei Tageslicht sind Faktoren wie die Reflexionen der Displayoberfläche wesentlich wichtiger.
Die zweite Besonderheit ist die beim derzeitigen Stand der Technik verhältnismäßig geringe Lebensdauer der blauen Leuchtelemente bei OLED-Displays. Dies veranlasst die Hersteller dazu, zur Steigerung der Lebensdauer bei einigen Displays die klassische RGB-Subpixelmatrix durch alternative Anordnungen abzulösen. Bekannt ist dabei beispielsweise Samsungs „PenTile“-Matrix, deren Hauptmerkmal die Vergrößerung der blauen und roten Subpixel ist – allerdings bei gleichzeitiger Halbierung ihrer Anzahl. Das bedeutet, dass bei gleicher Nennauflösung diese Displays eine geringere Anzahl von Subpixeln aufweisen als Displays mit der bewährten RGB-Matrix. Jeder Pixel verfügt weiterhin über seinen eigenen grünen Subpixel, teilt sich aber den jeweiligen roten und blauen Subpixel mit seinem Nachbarpixel. Das ganze führt bei gleicher Nennauflösung zu einer geringeren tatsächlichen Auflösung und an Kontrastkanten zu Farbsäumen, die vor allem die Lesbarkeit von Text deutlich verringern können.
Im Test bestätigte sich die höhere Qualität des Displays. Mit 544 Candela pro Quadratmeter landet das iPhone 5 in dieser Kategorie nur knapp hinter dem LG Optimus 4X HD auf dem zweiten Rang – das iPhone 4S wird um zehn Prozent übertroffen. Durch weniger Spiegelungen als beim Vorgänger ist die Ablesbarkeit in der Tat höher, in Kombination mit der hohen Helligkeit kommt es auch im Freien zu keinen Problemen. In puncto Kontrast muss sich das aktuelle Modell jedoch klar von zahlreichen Konkurrenten geschlagen geben. Zwar reicht ein Verhältnis von 1.208:1 noch für das obere Drittel; das HTC One X zeigt jedoch, dass auch mit großen IPS-Anzeigen mehr möglich ist – von OLED-Displays wie im Samsung Galaxy S III ganz zu schweigen.
Subjektiv betrachtet fällt die Farbdarstellung weitaus besser als beim iPhone 4S aus, auch einige Konkurrenten fallen hier zurück. Ob man allerdings in diesem Zusammenhang die OLED-Technik bevorzugt, die nochmals intensivere Farben ermöglicht, ist eine Frage des eigenen Geschmacks.