Fachkräfte-Bedarf in der IT-Branche steigt
Der Branchenverband BITKOM teilt mit, dass in diesem Jahr erneut 5.000 unbesetzte IT-Stellen hinzugekommen seien. Damit sind zur Zeit rund 43.000 offene Stellen ausgewiesen, was einem Zuwachs von 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. BITKOM stellt die Ergebnisse in einer entsprechenden Studie heute in Berlin vor.
Damit hat sich die Zahl der offenen Stellen im IT-Bereich in den letzten 3 Jahren mehr als verdoppelt, wie die Befragung durch das Meinungsforschungsinstitut Aris bei 1.500 Geschäftsführern und Personalverantwortlichen von Unternehmen aller Branchen ergab. Jedes zweite der befragten Unternehmen konstatiere derzeit einen Mangel an IT-Fachkräften. Demnach haben die „etwas eingetrübten Wachstumsaussichten der Gesamtwirtschaft noch keine Auswirkungen auf den IT-Arbeitsmarkt.“, so die BITKOM-Studie. Die Hälfte der Unternehmen erwartet zudem keine baldige Besserung der Situation, sondern eher eine Verschärfung des Mangels.
Rund 18.000 der freien Stellen sind in der ITK-Branche selbst zu besetzen, 15.000 davon bei Anbietern von Software- und IT-Dienstleistungen. Hardwarehersteller und Produzenten von Unterhaltungselektronik suchen zur Zeit rund 2.400 IT-Experten, weitere 600 werden von TK-Dienstleistern gesucht.
Drei Viertel der Unternehmen mit freien Stellen suchen Software-Entwickler, mit Abstand folgen IT-Berater, Marketing- und Vertriebsspezialisten, Anwendungsbetreuer und Administratoren sowie Projektmanager und IT-Sicherheits-Experten.
Zum ersten Mal wurde in dieser Umfrage erhoben, für welche Aufgabenbereiche die IT-Spezialisten gesucht werden. Hier liegen mit 31 Prozent betriebswirtschaftliche Anwendungen vorne, dicht gefolgt von IT-Sicherheit mit 28 Prozent und Cloud-Computing mit 27 Prozent. Gut nachgefragt waren auch die Themen Social Media mit 13 Prozent sowie die Programmierung von mobilen Webseiten und Apps mit 12 Prozent.
Der Großteil der offenen Stellen liegt mit rund 25.000 im Bereich der Anwender von ITK-Lösungen. Fast jedes achte Unternehmen in diesen Branchen, das IT-Kräfte braucht, sucht Administratoren und Anwendungsbetreuer. IT-Berater suchen 24 Prozent, elf Prozent würden Software-Entwickler einstellen. Auch hier wurden erstmals die Aufgabenbereiche abgefragt, für die IT-Spezialisten gesucht werden. Wie in der ITK-Branche selbst spielen auch hier betriebswirtschaftliche Anwendungen mit 62 Prozent die Hauptrolle. Dahinter liegen mit großem Abstand die Themen IT-Sicherheit und Cloud-Computing.
„Die Beschäftigtenzahl in der Branche könnte noch viel höher sein, wenn mehr Fachkräfte vorhanden wären, um den Bedarf der Unternehmen zu decken.“ sagt BITKOM-Präsident Professor Dieter Kempf. Der Verband schlägt eine Strategie mit drei Punkten vor, um die Situation zu verbessern. Demnach soll eine Reform des Bildungssystems, eine Qualifizierungsoffensive um unter anderem auch mehr weibliche Fachkräfte gewinnen zu können, und verstärkte Zuwanderung zu mehr Fachkräften führen. Mit der von der Bundesregierung für deutsches Recht umgesetzten „Blaue Karte EU“ können seit dem 1. August Stellen früher von qualifizierten Fachkräften aus Nicht-EU-Ländern besetzt werden als es bisher möglich war.
Die vom Branchenverband BITKOM, der die Interessen von 1.700 deutschen und ausländischen Firmen mit deutschen Betriebsstätten im IT-Bereich vertritt, in Auftrag gegebenen quartalsmäßigen Erhebungen, die jeweils zu teils fast gleichlautenden Pressemitteilungen führen, werden oft an anderer Stelle konterkariert. So geben bei Befragungen große Firmen wie etwa AMD oder SAP an, keinerlei Probleme zu haben ihre freien Stellen mit hochqualifizierten Anwärtern zu besetzen.
Der gebetsmühlenartig vorgetragene Wunsch nach einer Vereinfachung bei der Einstellung ausländischer Fachkräfte als eine der Säulen in der 3-Punkte-Strategie des BITKOM ist wahrscheinlich der Tatsache zu schulden, dass die Branche gerne Akademiker einstellen möchte, sich aber oft genug scheut, deren Lohnvorstellungen zu befriedigen. Bekanntermaßen gehen viele dieser Fachkräfte ins Ausland, wo entsprechende Gehälter erzielbar sind.
Im letzten Jahr ging der BITKOM aufgrund der Kritik an seinen Erhebungen in die Offensive. In der Aktion 50 × 50 wurden 50 Firmen gelistet, die mindestens 50 freie Stellen im IT-Bereich zu besetzen haben. So wurden laut dem Verband rund 10.000 offene Stellen belegt. Befragt wurden allerdings fast ausschließlich Mitglieder, wie ein Vergleich mit der Mitgliederliste zeigt.