Fast jeder vierte Bundesbürger liest digital
Lange Zeit fristeten elektronische Lesemedien ein Nischendasein. Mit immer günstiger werdenden Geräten und Inhalten verändert sich die öffentliche Wahrnehmung solcher Medien, denn mittlerweile liest neben traditionellen Publikationen fast jeder vierte Bundesbürger digitale Medien über mobile Endgeräte.
Laut einer zum Auftakt der Buchmesse in Frankfurt veröffentlichten aktuellen Umfrage ist der E-Book-Markt um mehr als das doppelte gewachsen. Bei einer vorherigen Umfrage im Jahr 2010 erklärten noch 2,9 Millionen Befragte, dass sie den Kauf eines E-Books erwägen, was in etwa vier Prozent der Bundesbürger entspricht.
Interessant ist auch, dass nicht elektronische Bücher die meistgelesenen Medien darstellen, sondern aktuelle Medien. Zeitungen werden aktuell von 13 Prozent der Befragten konsumiert, Zeitschriften (sowohl in elektronischer Form als auch im Zuge einer Applikation) hingegen von elf Prozent. Wissenschaftliche Publikationen und Fachliteratur verlieren dagegen ein wenig an Zustimmung, sie werden nur von sechs Prozent der Bundesbürger auf elektronischen Endgeräten gelesen. Comics stellen mit nur zwei Prozent das Schlusslicht dar.
Verkauf von Lese-Geräten und Inhalten steigt an, Preise sinken weiterhin
Dass mittlerweile 23 Prozent der Bürger auf elektronische Publikationen zurückgreifen, ist unter anderem dem Preisverfall bei den Endgeräten und der damit steigenden Verbreitung zuzurechnen. Mittlerweile kosten diese im Durchschnitt 97 Euro, was einer Preissenkung von 24 Prozent gegenüber 120 Euro im letzten Jahr entspricht, Anfang 2010 lagen diese noch bei weit über 200 Euro. Auch der Einstieg in den E-Book-Bereich ist deutlich gesunken, sind doch mittlerweile Einstiegsgeräte bereits ab 50 Euro erhältlich.
Laut Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder sei die teilweise Lösung des „Henne-Ei-Problems“ ein Grund für gestiegene Verkäufe. Seiner Meinung nach gibt es mittlerweile einen Ausgleich zwischen leistungsstarken Endgeräten und attraktiven Lesestoff. Laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag des Spiegels vor einem Jahr standen zu diesem Zeitpunkt noch 85 Prozent der Befragten E-Books ablehnend gegenüber.
Aber nicht nur der Verkauf von Endgeräten konnte deutlich anziehen, auch der Verkauf von elektronischen Büchern steigt weiter: So berichtet PwC über eine Absatzsteigerung bei E-Books für das Jahr 2012 von 260 Prozent auf 175 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr. Alleine im Belletristik-Segment erwartet der PwC bis 2016 einer Steigerung des Verkaufes von 68 Prozent jährlich um am Ende ein Volumen von 650 Millionen Euro zu erreichen.
Die Entscheidung zum Kauf eines E-Books machen Konsumenten vor allem vom Preis gegenüber der gedruckten Version abhängig: So entscheiden sich 60 Prozent der Befragten nur dann für einen Kauf, wenn die elektronische Variante deutlich günstiger gegenüber der gedruckten Version zu erstehen ist. Die preisliche Differenz der beiden Publikationsarten liegt im Moment durchschnittlich bei 20 Prozent. Einen Grund für diesen geringen Preisunterschied sieht das Unternehmen auch in den unterschiedlichen Sätzen der Mehrwertsteuer: Während bei gedruckten Veröffentlichungen ein verminderter Steuersatz von sieben Prozent zum Tragen kommt, fällt bei den elektronischen Exemplaren der volle Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent an. Die Möglichkeiten, diesen Mehrwertsteuersatz für gedruckte und elektronische Bücher anzugleichen, werden derzeit aber von der EU-Kommission geprüft.
Unterschiede in der Nutzung
Unterschiede in der Nutzung fallen, je nach Geschlecht und Alter, teilweise sehr deutlich aus. Wie das Marktforschungsinstitut Forsa bei einer Befragung von 1.000 Bürger ab 14 Jahren herausfand, nutzen Männer elektronische Publikationen eher zur zielgerichteten Informationsbeschaffung, während Frauen eher „schmökern“. 16 Prozent der Männer lesen elektronische Zeitungen und zwölf Prozent Sachbücher. Bei Frauen fällt der Anteil mit zehn Prozent bzw. vier Prozent weit geringer aus. Im Gegenzug lesen Frauen mehr belletristische E-Books, wie Romane oder Erzählungen, als Männer. Hier liegt der Anteil bei zehn Prozent gegenüber acht Prozent. Eine generell geringe Benutzung von E-Books ist bei den Senioren zu beobachten, hier liegt der Anteil bei gerade einmal drei Prozent.
Letztlich gibt es einen Unterschied bezüglich der alten und der neuen Bundesländer: In den alten Bundesländern lesen zwölf Prozent der Befragten elektronische Publikationen, in den neuen Bundesländern sind es derer nur acht Prozent.