Google zeigt seine Server-Infrastruktur
Millionen von Menschen nutzen täglich die Dienste von Google, doch was sich hinter den Kulissen alles abspielt, das wissen die wenigsten. Normalerweise gibt man sich zu Details der Server-Infrastruktur eher bedeckt. Google gewährt nun detaillierte Einblicke in seine Rechenzentren und erklärt die Funktionsweise der Komponenten.
Um die alltägliche Flut von Anfragen zu bewältigen betreibt das Unternehmen aus Mountain View ein über den gesamten Globus gespanntes Netz an Rechenzentren. Einblicke in diese Infrastruktur bekommen üblicherweise nur Mitarbeiter des Konzerns. Über die Seite „Where the Internet lives“ kann nun aber auch Otto Normalverbraucher einen Eindruck über die schiere Größe von Google gewinnen. In Zusammenarbeit mit der Fotografin Connie Zhou entstanden Bilder, die neben der rein technischen Dokumentation auch einen schon fast künstlerischen Aspekt der Installationen zum Vorschein bringen. Neben endlos langen Korridoren voller Server-Racks, schlängeln sich bunte Rohre quer durch die Gebäude und versorgen so die Systeme mit Wasser, das zur Kühlung dient. Jedes Netzwerkkabel ist speziell farblich markiert um es so seinem Einsatzgebiet zuordnen zu können. Dabei kommen auch in diesem Fall die für Google typischen Farben zum Einsatz. Bedarf es der Wartung eines Servers, so können sich die Mitarbeiter mit einem kleinen Fahrrad namens „G-Bike“ zum Einsatzort begeben.
Daten sind das A und O von Google, ohne die das Unternehmen nicht funktionieren würde. Um diese zu speichern greift man auf ein gigantisches Arsenal an Festplatten zurück. Dass dabei auch die eine oder andere Festplatte ihren Dienst quittiert versteht sich als selbstverständlich. Zur Risikominimierung sichert Google die Daten der Nutzer aber mehrfach und speichert diese sogar auf tausenden Bandlaufwerken. Die mit Barcodes versehenen Sicherungsbänder werden durch einen Roboter sortiert und verwaltet. Defekte und daher ausgediente Festplatten werden mittels einer Presse durchbohrt und erst dann entsorgt.
Neben mehreren Standorten in den USA betreibt das Unternehmen auch Rechenzentren auf dem europäischen Kontinent. Google wählt dabei die Standorte so aus, dass ein möglichst effizienter Betrieb gewährleistet werden kann. Kalte Regionen eignen sich dabei besonders, da so die Kühlung der Server einfacher zu realisieren ist. Die Energieversorgung und Kühlung der Standorte möchte Google auf eine möglichst ökologische Art und Weise bewerkstelligen. So kommt zum Beispiel in Hamina, Finnland nur sogenanntes Grauwasser für die Kühlung in Frage. Dieses muss im Gegensatz zu Trinkwasser deutlich weniger aufwendig aufbereitet werden. Für den Fall eines Feuers greift man aber auf das komplette Gegenteil zurück. Hier kommt nur extrem sauberes Wasser in Frage, damit die Elektronik im Ernstfall keinen allzu großen Schaden nimmt.
Neben dem technischen Aufbau seiner Anlagen gewährt Google auch Einblicke in die Arbeit der Mitarbeiter. So werden einzelne Schritte wie die Wartung von Servern, Switches oder Leitungen in einer weiteren Galerie präsentiert. Auch von außen können die verschiedenen Anlagen begutachtet werden. Ein besonderes Schmankerl stellt aber das per StreetView begehbare Rechenzentrum in Lenoir, North Carolina dar. Neben den Außenanlagen kann hier nämlich auch das Innere im Detail betrachtet werden. Durch den Haupteingang betreten und vorbei an den Bereichen für Mitarbeiter stehen die Türen offen für einen Rundgang durch das Datacenter. Wo normalerweise eine Sicherheitsschleuse den Zugang versperrt, kann nun ein Spaziergang durch die langen Gänge voller Server-Racks getätigt werden. Einzig ein aus Star Wars stammender und stramm stehender Stormtrooper scheint die Korridore zu überwachen.
Mit dem Autor Steven Levy des Magazins Wired durfte erstmals ein Nicht-Mitarbeiter den schlicht als „The Floor“ bezeichneten Raum voller Server im Rechenzentrum in Lenoir, North Carolina betreten. In seinem Artikel spricht er mit den Architekten der Infrastruktur und beleuchtet die Geschichte und Evolution von Googles Rechenzentren. Seit den Gründungsjahren von Google, als Larry Page und Sergey Brin dies noch als ein studentisches Forschungsprojekt betrieben, hat sich in Sachen Größe und Aufwand einiges getan. Vorbei sind die Zeiten in denen billige Server aus der Serienfertigung in kreativer Weise gestapelt wurden. Steven Levy berichtet von heutzutage circa 20 Milliarden Webseiten, die pro Tag indexiert werden. Hinzu kommen mehr als drei Milliarden Suchanfragen pro Tag und die Abwicklung der gezielt platzierten Werbung. Für etwa 425 Millionen Nutzer von Gmail und mehreren Millionen Videos auf YouTube muss der entsprechende Speicherplatz zur Verfügung gestellt werden. Über Googles „Green Blog“ sollen in den kommenden Tagen weitere Erläuterungen zu den heute präsentierten Fotografien folgen.