Ignorierte Apple Fehlermeldungen von Entwicklern zu Apple Maps?
Mit seinem eigenen Kartendienst Apple Maps wollte sich Apple weiter vom Konkurrenten Google lösen. Bereits kurz nach der Veröffentlichung sah sich das Unternehmen aber großer Kritik bezüglich der Qualität der Software ausgesetzt. Jetzt melden sich vermehrt Entwickler zu Wort, dass Apple Einwände ignoriert haben soll.
Da viele Entwickler in ihren Programmen noch bis iOS 5 auf Kartenmaterial von Google Maps zurückgegriffen haben, mussten diese zur Einführung von iOS 6 auf den neuen Kartendienst aktualisiert werden. In Folge dieser Anpassungen fielen den Entwicklern zahlreiche Schwachstellen in der neuen Karten-Applikation auf, welche diese unverzüglich an Apple weiterleiteten.
Nun wurden Äußerungen laut, dass das frühzeitige Hinweisen auf die gefundenen Fehler von Apple ignoriert worden sei. Demnach habe Apple den Dienst trotz aller Warnungen im jetzigen Zustand in das System integriert. Cnet zitiert diverse Entwickler, welche ihren Namen aus Angst vor Sanktionen durch Apple nicht veröffentlichen möchten, mit entsprechenden Aussagen:
Die Stimmung unter den Entwicklern war, dass die Karten-App so schockierend schlecht war, dass es sinnlos gewesen wäre, jeden einzelnen Fehler zu melden.
Weiter wird erklärt, dass die Entwickler kein Formular für einzelne Fehlermeldungen benötigt hätten, sondern es als sinnvoller angesehen haben, gleich ganze Regionen auswählen zu können, weil angeblich alles falsch gewesen sein soll. Apple soll aber auf keine dieser Meldungen eingegangen sein, denn die vorab gemeldeten Fehler fanden sich immer noch in der am Ende veröffentlichten Version wieder.
Dieser Zustand birgt für die Entwickler aber noch andere Probleme: Damit ihre Software weiterhin vernünftig arbeitet, suchen sie nach Möglichkeiten, vorhandene Fehler zu umgehen, da bestimmte Funktionen nicht mehr verwendet werden können. Apple selbst soll hierzu keine Lösungen angeboten haben, womit die Entwickler sich von dem Unternehmen im Stich gelassen fühlen. Schwerwiegend dürfte hinzukommen, dass Apple immer betont habe, dass lediglich das Kartenmaterial ausgetauscht werden soll, es soll aber nie die Rede davon gewesen sein, dass auch ganze Funktionen der Aktualisierung zum Opfer fallen würden. Zudem sollen noch kurz vor der Veröffentlichung von Apple Maps umfangreiche Änderungen an den APIs des Kartendienstes vorgenommen worden sein, was es den Autoren diverser Applikationen noch schwieriger gestaltet habe, ihre Software rechtzeitig auf den neuen Dienst umzustellen, wobei auch die zur Verfügung gestellten APIs noch viele Fehler aufweisen sollen.
Einige Aussagen gegenüber Cnet gehen sogar so weit, dass Apple noch mindestens ein Jahr brauchen würde, um alle Fehler im Kartendienst zu beseitigen. Daher sollte Apple seinen Kunden erlauben, auch weiterhin die Kartendienst-App von Google zu verwenden. Es gilt aber als unwahrscheinlich, dass Apple dem zustimmen würde. Als Apples CEO Tim Cook sich Ende September für die Probleme mit Apple Maps entschuldigte, gab dieser seinen Kunden zwar den Rat, auf Angebote anderer Anbieter auszuweichen, ging dabei aber nicht auf das dadurch fehlende Zusammenspiel mit anderen Applikationen ein.
Da Google Maps nicht mehr Bestandteil von iOS 6 ist, steht dieses diversen Applikationen auch nicht mehr zur Verfügung – auch dann nicht, wenn Google eine neue Version des Kartendienstes für iOS 6 über den AppStore veröffentlichen würde.
Es gibt aber Bestrebungen, das Problem zu beseitigen: So sollen bereits einige Entwickler an Lösungen arbeiten, um Kartendaten der webbasierten Versionen von Google Maps oder Bing Maps in ihre Anwendungen zu integrieren, um nicht mehr gänzlich von Apple Maps abhängig zu sein.