Medal of Honor: Warfighter im Test: Wieder eine Call-of-Duty-Kopie

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Sasan Abdi (+1)
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„MoH: Warfighter“ im Überblick

Das letzte „Medal of Honor“ präsentierte sich als zweischneidiges Schwert: Auf der einen Seite standen eine abgekupferte Spielmechanik und kleinere technische Mängel, auf der anderen Seite eine Handlung, die im krassen Kontrast zum bombastisch-übertriebenen „Call of Duty“ (CoD) durchaus die Prädikate „nachdenklich“ und „innovativ“ verdiente. Denn wo sich in CoD US-Spezialeinheiten und Marines im Setting des 3. Weltkriegs unter Anwendung von angestaubten Feindbildern munter – und unrealistisch – durch die Gegend ballerten, versuchte sich „Medal of Honor“ an einem ernsten und aktuellen Thema: Dem Afghanistan-Krieg.

Dieser realistische Schwenk wurde tragischerweise und auch aufgrund der angedeuteten Unzulänglichkeiten an der (virtuellen) Ladentheke nicht so recht belohnt. Obendrein bekamen die Entwickler von Danger Close damals auch verbal ordentlich auf die Mütze, weil sich vor allem im US-amerikanischen Raum schnell eine empörte Öffentlichkeit fand, die den (vergleichsweise!) echten Krieg mit schießenden Taliban verteufelte.

Die wichtigste Feststellung zum neuen MoH lautet vor diesem Hintergrund, dass die Entwickler diesen „Fehler“ nicht noch einmal begehen. Dementsprechend wirkt die Handlung von „Warfighter“ im Vergleich zu jener des Vorgängers deutlich weichgespülter, will heißen: Deutlicher an „Call of Duty“ orientiert. Aus diesem Grund nimmt der Plot einigen Abstand von allzu authentischen Themen, um stattdessen den globalen Kampf gegen den Terror zu thematisieren.

Ganz dem überstrapazierten Begriff „global“ entsprechend stürzt sich der Spieler dazu nicht mehr an einem Schauplatz, sondern gleich an mehreren in die Schlacht. So gilt es beispielsweise, einen Waffenhändler in Pakistan zu stellen, Geiseln auf den Philippinen zu befreien und somalische Piraten aufs Korn zu nehmen. Auch wenn die Geschehnisse in Teilen laut den Entwicklern auf wahren Begebenheiten beruhen, kommt „Warfighter“ auf dieser Basis doch nur sehr selten über die Standard-Atmosphäre eine konventionellen Kriegsshooters hinaus.

Medal of Honor: Warfighter im Test
Medal of Honor: Warfighter im Test

Da hilft es dann auch wenig, dass in den sehr gelungenen Zwischensequenzen immerhin das tragische Schicksal eines der Protagonisten erzählt wird, der zwischen dem Kriegstreiben und der Zukunft seiner Familie hin und her gerissen ist. Und selbst hier gilt: So solide die Ambivalenz eines „Warfighters“ dargestellt wird, so aufgesetzt wirkt diese Parallel-Erzählung phasenweise, sodass man sich schon fragen kann, ob ein grundsätzlich ernsteres Setting statt dieser Alibi-Lösung nicht der bessere Weg gewesen wäre.

Sieht man von dieser Betrachtung ab, kann festgestellt werden, dass „Warfighter“ im engen Rahmen des CoD-mäßigen Standard-Kriegsshooters durchaus kurzweilig zu unterhalten weiß. Akzeptiert man nämlich den Standard-Charakter, wird man einigermaßen spannend und abwechslungsreich unterhalten, auch wenn echte Überraschungen bis zum Schluss der gewohnt kurzen Einzelspieler-Kampagne ausbleiben.

Die Spielmechanik folgt dabei wie schon im Vorgänger ebenfalls der des Platzhirschen. Frei nach dem in dieser Ausgestaltung schon irgendwie ziemlich rassistischen Motto „ein Araber kommt selten allein“ gilt es deswegen, in jeder Mission einem Vorgesetzten folgend zahlreiche nach dem „Masse-statt-Klasse“-Prinzip in engen Schlauchleveln gespawnte Gegner niederzumetzeln. Ist dies geglückt, löst ein Script in aller Regel das nächste Ereignis aus, was für ein hohes Maß an (Pseudo-)Dynamik sorgt.

Aufgepeppt wird das Missionsdesign durch die gängigen aber angenehmen Gimmicks des Genres: Man gibt als Scharfschütze Deckung, überrascht die Gegner mit einem ferngesteuerten Kriegsbot, verfolgt zu Fuß oder im Auto sitzend flüchtige Personen und nimmt hinter unterschiedlichsten wuchtigen Geschützen Platz, um die gegnerische Meute in Schach zu halten.

So standardmäßig die Einzelspielerkampagne, so standardmäßig der über EAs Battlelog funktionierende Mehrspielermodus. Hier können die Spieler auch nach dem Ritt durch die Handlung in den gängigen Modi weitere Stunden mit MoH verbringen. Nicht von ungefähr fühlt man sich dabei ab und an an das aus demselben Hause stammende „Battlefield 3“ erinnert, wobei – wohl aus produktstrategischen Gründen – nie der „Drive“, der Umfang und die Spieltiefe des großen Bruders erreicht wird. Dennoch reicht es dank gelungener Karten und einer guten Optik locker für einige spaßige Gefechte: Ein MP-Überflieger sieht zwar anders aus; für solide Nebenbei-Unterhaltung ist das Gebotene aber durchaus ausreichend.

Technisch lässt sich im Vergleich zum Vorgänger schließlich eine echte Verbesserung feststellen. Auf Basis der Frostbite 2 Engine macht das neue „Medal of Honor“ eine gute Figur. Ob in den staubigen Straßen von Karatschi, auf den von einem Hurrikan geplagten Philippinen oder im Rahmen der vielen, der Handlung einen Kitt gebenden Zwischensequenzen: Die visuelle Umsetzung trägt maßgeblich zu Spielatmosphäre und Spielspaß bei. Ganz perfekt ist allerdings auch dieser MoH-Titel nicht. So hatten wir immer mal wieder mit Crash-to-Desktops zu kämpfen; obendrein fror die Anwendung im Testzeitraum zweimal ein.

Die gelungene visuelle Umsetzung fordert allerdings auch ihren Preis: Wer „Warfighter“ auf hohen Details genießen möchte, sollte schon über ein Highend-System verfügen. Auf unserem Testsystem waren in einer Auflösung von 1680 x 1050 Bilderraten möglich, die sich überwiegend bei rund 50 FPS bewegten, zwischendurch aber durchaus auch mal in den Keller gehen konnten. Auf der nächsten Seite stellen wir zur besseren Einschätzung der Performance des Titels mit einem anderen Testsystem durchgeführte, ausführliche Benchmarks bereit.

Medal of Honor: Warfighter im Test
Medal of Honor: Warfighter im Test

Und auch audiotechnisch gibt es nichts zu beanstanden. Dies gilt insbesondere für die exzellente dynamische Vertonung, aber auch für die deutsche Synchronisation. Diese überzeugt mit passenden, engagierten Hauptsprechern und wird nur minimal durch etwas demotivierte Nebensprecher getrübt.