Razer Naga 2012 und Logitech G600 im Test: Vieltastenmäuse im Vergleich

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Martin Eckardt
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Logitech G600

Der Lieferumfang der G600 fällt ausgesprochen spartanisch aus. Lediglich dokumentarisches Beiwerk in Form gedruckter Garantie- und Installationsanleitungen begleitet die knapp 70 Euro teure Spielermaus, welche wahlweise in der hier vorgestellten weißen oder in einer einheitlich schwarzen Variante verfügbar ist. Wie beim Razer-Pendant gibt es die zusätzliche Software zur Feinjustierung der Mausparameter nur als Download auf der Herstellerwebseite. Im Gegensatz zur kalifornischen Variante unterstützt die G600 des Peripheriegiganten dabei jedoch nur Windows-Plattformen. Zumindest im Plug-and-Play-Betrieb ist der USB-gebundene MMO-Flitzer allerdings auch unter Mac OS zu betrieben.

Knappe Lieferbeigaben bei Logitech
Knappe Lieferbeigaben bei Logitech
Ummanteltes USB-Kabel
Ummanteltes USB-Kabel
Ein Dutzend Zusatztasten für den Daumen
Ein Dutzend Zusatztasten für den Daumen

Aus ergonomischer Sicht unterscheiden sich G600 und Naga wie Tag und Nacht. Im Gegensatz zur schlanken, griffigen Razer füllt die insbesondere in der Breite üppig dimensionierte G600 die aufgelegte Hand im „Palm-Grip“ fast vollkommen aus und bietet kleineren Händen kaum eine sinnvolle Haltung. Für schnelles Umsetzen fehlt es der G600 etwas an markanter Seitengestaltung und Leichtigkeit. Immerhin bringt der Logitech-Tastengigant ohne Kabel bereits 136 Gramm auf die Waage und ist damit knapp 20 Gramm schwerer als die kalifornische Konkurrenz.

Wer mit der Tastenausstattung der Naga noch nicht zufrieden ist, kommt unter Umständen mit der G600 auf seine Kosten. Im direkten Vergleich kann sie zusätzlich mit einem 4-Wege-Scrollrad sowie einer dritten, ergonomisch ausgeformten Haupttaste aufwarten, welche den Ringfinger bei Bedarf vollwertig ins Klickgeschehen einbindet. Die drei Haupttasten mit hochwertigen Omron-Switches weisen einen klaren, präzisen Druckpunkt mit hellem, aber relativ leisem Auslösegeräusch auf, besitzen entspannt jedoch etwas Spiel in ihren Aufhängungen und neigen somit leider minimal zum Klappern. Der Kraftaufwand zum Auslösen fällt wie bei der Naga 2012 relativ gering aus.

Die Daumentasten der G600 sind in Relation zur Naga abweichend konzipiert. Logitech formiert das Dutzend in zwei haptisch durch die gewinkelte Tastenanstellung klar voneinander abgetrennten Sechsergruppen. Der aufgelegte Daumen, dessen Kuppe bei normaler Handhaltung vorwiegend auf dem vorderen Tastensextett verweilt, kann somit ohne große Mühe oder zusätzliche Hilfsmittel jedes einzelne Element klar identifizieren, allerdings muss die Handhaltung zum bequemen Erreichen der hinteren sechs Tasten deutlich angepasst werden. Fehlklicks sind trotz der Fülle an Möglichkeiten nur bedingt zu erwarten, da die Auslösung der Daumentasten sehr stramm gewählt wurde.

Leicht abkippende Ergonomie für Rechtshänder
Leicht abkippende Ergonomie für Rechtshänder
Beleuchtung der Zusatztasten je nach Profil
Beleuchtung der Zusatztasten je nach Profil
Großzügiger Mauskörper für die ganze Hand
Großzügiger Mauskörper für die ganze Hand

Das Mausrad der G600 ist etwas kleiner als jenes der Naga und muss ohne Beleuchtung auskommen, dafür besitzt es durch entsprechend registrierte Kippbewegungen die Fähigkeit zum horizontalen Bildlauf. Abseits davon wartet das griffige Gummirad mit einer punktgenauen, nicht zu strammen Rasterung auf, die auch akustisch nicht negativ auffällt. Zur Betätigung des Scrollrades als mittlere Maustaste wird vom Anwender vergleichsweise viel Kraft abverlangt. Im Spiel sind derart hart eingestellte Mechaniken an den peripheren Elementen nicht selten von Vorteil und daher gern gesehen.

Abgerundet wird das umfangreiche Angebot an frei konfigurierbaren Bedienelementen, das inklusive der horizontalen Scrollfunktion von Logitech auf 20 Tasten quantifiziert wird, von den zwei scrollradnahen Zusatztasten auf der Mausoberseite, welche je nach Geschmack typischerweise als Profil- oder cpi-Schalter belegt werden.

Aus gestalterischer Sicht besitzt die G600, insbesondere in der weiß-schwarzen Ausführung, ob ihrer klaren Linien und starken Kontraste einen erfrischend hohen Wiedererkennungswert. Dabei verzichten auch die schweizerischen Entwickler auf so genannte Soft-Touch-Oberflächen und vertrauen weitgehend auf unlackierten Kunststoff, welcher im Vergleich zur Naga 2012 allerdings spürbar weniger rau ausfällt. Einzig an der rechten Mauskante hat Logitech, um die Haftung für den kleinen Finger etwas zu erhöhen, einen schmalen Gummiüberzug etabliert.

Spartanische Unterseite mit Sensoriköffnung
Spartanische Unterseite mit Sensoriköffnung
Ablage für den kleinen Finger fehlt
Ablage für den kleinen Finger fehlt
Drei Haupttasten als Besonderheit
Drei Haupttasten als Besonderheit

Die Unterseite der Maus hält keine Überraschungen bereit. Zwei großformatige Gleitflächen sorgen für geringen Führwiderstand auf Textil-, Kunststoff- und Holzuntergründen. Dabei steht die G600 der Naga in ihren hervorragenden Gleiteigenschaften kaum nach, zollt jedoch dem etwas höheren Gewicht im Blick auf die Gesamtagilität geringen Tribut.

Im Gegensatz zu Razer setzt Logitech bei der Sensorik auf das derzeitige Spitzenprodukt für Computermäuse aus dem Hause Avago. Der ADNS-9800-Laser wartet dabei mit einer maximalen Abtastgenauigkeit von beachtlichen 8.200 cpi auf. Unabhängig dieser Papierdaten davon sehen wir die Sensorik der G600 auch ergonomisch vor der Twin-Eye-Abtastung der Naga 2012.