VAO – Österreichisches Konkurrenzprojekt zu Google Maps

Maximilian Schlafer
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Das österreichische Verkehrsministerium und relevante Einzelanbieter in Sachen Verkehrsinformationen arbeiten derzeit an einem zentralen Verkehrsauskunftsservice für Österreich. Dieser soll die derzeit recht heterogene Landschaft der Auskunftsdienste in einer zentralen Anlaufstelle für den nutzungswilligen Bürger zusammenführen.

Derzeit ist die Summe der Verkehrsinformationen in Österreich über mehrere Angebote verstreut. Die Bundesbahnen ÖBB haben ebenso ihr eigenes System wie es die Autobahnbetreibergesellschaft ASFINAG, der öffentlich rechtliche Sender Ö3 oder der österreichische Automobilclub ÖAMTC. Durch die jeweilige Spezialisierung dieser Dienstleister sind deren Daten zwar in aller Regel hochqualitativ, aber eben auch recht spezifisch. Letzteres zwingt einen nach umfassenderen Informationen Suchenden daher logischerweise, die anderen Dienste ebenfalls abgrasen zu müssen.

Um diesen Nachteil zu beseitigen, wurde von den schon in der Einleitung angesprochenen Akteuren eine Zusammenführung der Daten unter dem Dach eines einzelnen Portales beschlossen. Durch diesen Schritt sollen die angebotenen Daten übersichtlicher und umfassend angezeigt werden. Ebenso soll durch die Abstimmung des Kartenmaterials untereinander die Wahrscheinlichkeit widersprüchlicher Angaben minimiert beziehungsweise die Möglichkeit widersprüchlicher Empfehlungen eingeschränkt werden. Zu guter Letzt soll der neue Service aber auch eine Verkehrslenkung sein, die ihre Nutzer hin zu einer „flexiblen, ökologischeren und effizienteren“ Mobilität führt.

VAO System-Design
VAO System-Design (Bild: verkehrsauskunft.at)

Dieser Lenkungseffekt soll durch das mittels der breiten Informationspalette mögliche Anzeigen von alternativen Verkehrsmitteln erfolgen. Man geht derzeit von einer damit möglichen Reduktion des Automobilverkehres von rund sechs Prozent aus.

Eine weitere Motivation zur Verwirklichung dieses Projektes entstand neben den obigen Zielen durch bestimmte Unzulänglichkeiten der international agierenden Karten- und Verkehrsinformationsdienstleister wie Google oder TomTom, was lokale Besonderheiten anbelangt. So würde es unter anderem bei Stauungen dazu kommen, dass der Verkehr dann einfach durch Wohngebiete oder an Krankenhäusern vorbei gelotst werde, was aus öffentlichem Interesse heraus eigentlich vermieden werden sollte. Ebenso ist es auch schon zwischen Google und den österreichischen Bundesbahnen zu Problemen gekommen, als letztere ihren Fahrplan änderten, Google diesen aber nicht übernahm. Als Folge davon kam es zu mannigfachen Fehlinformationen und verärgerten Kunden. Solche Probleme soll der neue Dienst verhindern.

Die bereitgestellten Daten umfassen herkömmliche Navigationsdaten, Verkehrslage- und Reisezeitberechnungen sowie auch aktuelle Verkehrsmeldungen. Dargestellt wird dies alles mittels der Graphenintegrationsplattform GIP.at / GIP.gv.at, die sich hinsichtlich der Kartenmaterialien und einzelner Detailinformationen aus dem umfassenden Fundus der jeweiligen Gebietskörperschaften speist.

Die finanzielle Ermöglichung beruhte im Wesentlichen auf der Bereitschaft der Bundesregierung, sich über den Klima- und Energiefonds an 50 Prozent der anfallenden Projektkosten zu beteiligen.

Entgegen den bisherigen kommerziellen Anbietern solcher Dienste will man diesen Service im Sinne von Open Data jedoch kostenlos und frei anbieten. Auch Drittanbieter sollen die Daten unter bestimmten Regeln nutzen dürfen. Die Verfügbarkeit des Dienstes soll ab März 2013 bestehen, Mitte 2015 ist eine Erweiterung geplant. Nutzbar soll das Angebot über Webbrowser sowie mittels iOS- und Android-Apps sein.