Windows 8 im Test: Alle Neuerungen im Überblick
20/26Windows Runtime und Live-Kacheln
Unter der neuen Oberfläche setzt Microsoft auf die sogenannten Live-Kacheln. Die Apps sollen dabei stets aktuelle Informationen liefern und je nach Nutzung bis zu Hunderten gleichzeitig ausgeführt werden. Damit dies nicht die Leistung des Systems sowie den Energiebedarf in die Höhe treibt, haben die Entwickler diverse Vorkehrungen getroffen. Zudem soll eine einheitliche und vereinfachte Basis für deren Programmierung zur Verfügung stehen.
Als Basis für diese Apps dient die neue Laufzeitumgebung Windows Runtime (WinRT, nicht zu verwechseln mit Windows RT für ARM-Geräte). Dank WinRT sollen bei der App-Entwicklung Elemente diverser Programmier- beziehungsweise Scriptsprachen und Standards kombiniert werden können. Hier ist zum Beispiel ein Zusammenspiel aus HTML, JavaScript und C++ möglich. Mithilfe vordefinierter Eigenschaften und Vorlagen soll die Entwicklung von Kacheln vereinfacht werden.
Für die Aktualität der Apps respektive Live-Kacheln sorgen die dafür geschaffenen Windows-Pushbenachrichtigungsdienste (WNS) in Kombination mit Web-Diensten der jeweiligen Anwendungen. Diese bilden zusammen mit einem Windows-8-Computer die sogenannte Pushbenachrichtigungsplattform. Stehen neue Informationen eines Web-Dienstes bereit, sendet dieser (via HTTP POST) eine Nachricht über die Aktualisierung an den Pushbenachrichtigungsdienst von Windows. Letzterer leitet die Nachricht an den Windows-8-PC weiter, der sich schließlich die aktuellen Daten (in obigen Beispiel ein Bild) von dem Web-Dienst besorgt und in der Live-Kachel ausgibt.
Damit kein Schindluder mit dem Pushdienst getrieben werden kann und beispielsweise Live-Kacheln durch nicht autorisierte Dienste aktualisiert werden, setzt Microsoft auf eine Technik zur anonymen Authentifizierung. Die Verbindung vom Computer zum WNS sowie vom Web-Dienst zum WNS soll dabei eindeutig identifiziert, und die Anwendung mit dem Server entsprechend verknüpft werden, damit keine Dritten Inhalte an eine Kachel senden können. Darüber hinaus läuft die gesamte Kommunikation „über einen sicheren Kanal“. Eine Anmeldung via Windows Live ID sei aber für diese Benachrichtigungsplattform nicht zwingend erforderlich.
Der obige Screenshot soll zudem verdeutlichen, dass die Live-Kacheln an sich, äußerst wenig Ressourcen (in diesem Fall RAM) benötigen. Im neuen Task-Manager lässt sich dies im Anwendungsverlauf nachvollziehen.
Connected Standby
Um bei längerer Inaktivität Strom zu sparen, gibt es bei Windows 8 nach wie vor einen Standby-Modus, bei welchem Anwendungen komplett angehalten werden. Dadurch verbraucht das System zwar deutlich weniger Strom, allerdings kann es in diesem Zustand nicht aktuell gehalten werden, das heißt es werden beispielsweise keine Benachrichtigungen angezeigt oder E-Mails abgerufen. Mit dem sogenannten Connected Standby soll nun beides möglich sein.
Hierfür wird allerdings eine Hardware-Plattform benötigt, die über einen sehr niedrigen Energiestatus verfügt, in welchen sie bei Inaktivität wechselt, sich allerdings nicht komplett abschaltet. Aktuelle SoCs verfügen über einen solchen Modus. Intel bezeichnet dies zum Beispiel beim neuen Atom-SoC Z2760 („Clover Trail“) sowie der kommenden „Haswell“-Architektur als „active Idle“, also eine Art aktiver Leerlaufzustand.
Wie die Grafiken von Microsoft zeigen, werden beim normalen Standby-Modus sowohl die Desktop- als auch Modern-UI-Apps schlafen geschickt. Auf einem Computer, der Connected Standby unterstützt, werden jedoch nur die Desktop-Anwendungen beendet, die ehemals als Metro-Apps bezeichneten Applikationen der neuen Oberfläche laufen hingegen eingeschränkt weiter. Hier kommen die zuvor beschriebenen Hintergrundaktivitäten zum Tragen. Im Connected Standby sollen sich somit beispielsweise E-Mails oder Kurznachrichten empfangen lassen und die Live-Kacheln, ihrem Namen gemäß, stets mit aktuellen Daten versorgt werden. Hierfür ist natürlich erforderlich, dass bestimmte Treiber und Dienste (sporadisch) weiter ausgeführt werden. Gegenüber dem klassischen Standby-Modus wird Connected Standby zwar etwas mehr Energie benötigen, aber immer noch deutlich weniger als der aktive Betriebszustand. Das Primärziel, die Akkulaufzeit auf mobilen Computern zu verlängern und trotzdem dauerhaft „online“ zu sein, will Microsoft damit erreicht haben.
Ob die neuen Windows-RT-Tablets im Connected Standby tatsächlich Akkulaufzeiten von rund zwei Wochen erreichen, wie Microsoft angekündigt hatte, müssen allerdings erst unabhängige Tests zeigen. Die aktive Laufzeit soll demnach mit acht bis 13 Stunden, je nach Modell, ebenfalls ordentlich ausfallen.
Leistungsaufnahme
Das Thema Leistungsaufnahme spielt auch bei Windows 8 eine wichtige Rolle. Denn es stellt sich zwangsweise die Frage, in wie weit sich diese mit den Modifizierungen gegenüber Windows 7 geändert hat. Wir greifen dazu auf unsere Ergebnisse des Spieletests unter Windows 8 zurück, in dem wir entsprechende Tests bereits durchgeführt haben.
Und dort zeigt sich, dass in der Desktop-Ansicht ein Gleichstand zwischen den beiden Betriebssystemen herrscht. Auf einer AMD-Grafikkarte ist Windows 8 ein Watt sparsamer, bei der Nvidia-Hardware gibt es keinen Unterschied.
Interessant ist noch ein Vergleich mit der Modern-UI-Oberfläche, die anscheinend nicht nur optisch anspruchsvoller ist, sondern ebenso technisch. Zumindest steigt die Leistungsaufnahme unter Windows 8 minimal an, wenn man auf das neue Design wechselt. Auf der Radeon-Karte liegt der Unterschied bei zwei Watt, auf dem GeForce-Pendant ist es ein Watt.
Wie die vorangegangenen Abschnitte zum Thema Energieverwaltung in Windows 8 schon gezeigt haben, liegt der Fokus dabei klar auf akkubetriebenen Geräten auf SoC-Basis. Daher sind bei herkömmlichen Desktop-PCs nur wenig bis gar keine Einsparungen beim Energiebedarf zu erwarten, wie unsere Testresultate bestätigen.