Windows 8 im Test: Alle Neuerungen im Überblick
21/26Optimierungen für Mobilfunknetzwerke
Netzwerkverbindungen über Funk nehmen eine immer wichtigere Stellung ein und sind für die Mobilität von Computern unerlässlich. Gerade mobile Breitbandverbindungen nehmen jetzt erst richtig Fahrt auf, das Internet soll nicht nur überall dabei, sondern vor allem auch zügig sein.
Gegenüber dem Vorgänger hat Microsoft besonders am Komfort bei der Herstellung solcher Verbindungen gearbeitet. Zwar unterstützt Windows 7 bereits mobile Breitbandverbindungen, allerdings war die Herstellung einer Verbindung oftmals schwierig, wie Microsoft selbst zugibt. Zusätzlich zur Hardware in Form eines Dongles oder eines integrierten (UMTS-)Moduls waren entsprechende Treiber und teils auch Software von Drittanbietern nötig, welche zunächst über eine andere Internetverbindung heruntergeladen und anschließend installiert werden mussten.
Um die Verbindung mit mobilen Funknetzen zu erleichtern, hat Microsoft in Zusammenarbeit mit Herstellern von Breitbandhardware sowie Mobilfunkanbietern eine Hardwarespezifikation für entsprechende Produkte entwickelt. Windows 8 kommt nun mit einem Klassentreiber für Breitbandfunk daher, welcher bei allen nach dieser Spezifikation gefertigten Geräten zusätzliche Treiber überflüssig machen soll. Per Windows Update werde der Treiber darüber hinaus stets aktuell gehalten.
Die beschriebene Hardwarespezifikation wurde im November 2011 vom USB Implementers Forum (USB-IF) unter der Bezeichnung Mobile Broadband Interface Model (MBIM) 1.0 (PDF) veröffentlicht. Im Aufsichtsrat des USB-IF sind neben Microsoft weitere Branchenriesen vertreten, wie unter anderem HP und Intel. Seitdem hätten führende Hardwarehersteller diesen Standard bei der Produktentwicklung bereits berücksichtigt. Die Spezifikation ist dabei auch für andere Betriebssysteme vorgesehen und unterstützt diverse Generationen der Mobilfunkstandards 3G und 4G (LTE).
Mit entsprechend angepasster Hardware muss lediglich das Mobilfunkgerät (Dongle, SIM-Karte) mit dem Computer verbunden werden, darauf startet die Installation automatisch. Ist das Gerät bereits mit einem Datentarif verknüpft, muss lediglich die Verbindung hergestellt werden. Alternativ steht eine Liste mit verfügbaren Anbietern zur Verfügung, aus welcher der bevorzugte ausgewählt werden kann, sofern das Gerät keine Anbietersperre (Lock) besitzt. Sollte der Nutzer noch keinen Datentarif besitzen, kann er auf einen Anbieter klicken, worauf eine Weiterleitung zu dessen Mobile-App oder Website erfolge, auf welcher dieser erworben werden kann. Dies setzt natürlich eine bestehende Internetverbindung voraus.
Wie das Microsoft-Video verdeutlicht, sollen Netzwerkverbindungen und insbesondere Mobilfunkverbindungen in Windows 8 mithilfe einer einheitlichen Oberfläche leichter verwaltet werden. Zudem gibt es erstmals einen aus dem Handy-Bereich bekannten „Flugzeugmodus“ auch für PCs, bei welchem sich sämtliche Funkverbindungen mit einem Klick deaktivieren lassen. Bei der automatischen Verbindungsherstellung wird WLAN wie beim Smartphone priorisiert. Ist ein vertrautes WLAN vorhanden, wird diese Verbindung, statt der meist langsameren und je nach Tarif auch kostspieligen und im Datenvolumen beschränkten Mobilfunkverbindung, genutzt und die Verbindung zur letzteren getrennt. Ist allerdings kein vertrautes WLAN verfügbar, wird wiederum automatisch eine Verbindung mit dem bevorzugten Mobilfunknetz hergestellt. Windows 8 erstellt dabei auf Basis des Nutzerverhaltens eine Liste mit bevorzugten Netzwerken, in welcher jene mit häufiger Nutzung weiter oben stehen als jene, die eher selten bevorzugt werden.
Darüber hinaus wurden durch Optimierungen im Netzwerkstapel sowie die Bereitstellung der Netzwerkliste und Verbindungsinformationen für den WLAN-Adapter eine deutlich beschleunigte Neuverbindung beim Verlassen des Standbymodus' erzielt. Laut Microsoft dauere die Verbindung zu einem bekannten WLAN dann nur etwa eine Sekunde, sodass diese oftmals schneller verfügbar sei als das Bild auf dem Monitor.
Um hohe Kosten bei der Verwendung von Mobilfunknetzen zu vermeiden, beziehungsweise diese zu kontrollieren, können Funknetzwerke als „getaktet“ markiert werden, wobei die ungefähre Datenmenge der Verbindung ermittelt und angezeigt wird. Dies ist vor allem bei Tarifen nützlich, die bei einer Überschreitung einer gewissen Datenmenge hohe Gebühren fordern, den Zugang drosseln oder die Geschwindigkeit drastisch reduzieren. Solche „getakteten“ Netzwerke würden zudem nicht für Windows-Updates genutzt, diese sollen erst bei bestehender „nicht getakteter“ Verbindung (z.B. WLAN) heruntergeladen werden. Darüber hinaus stellt Microsoft spezielle APIs für Entwickler von Windows-Apps bereit, welche das Verhalten der Anwendung beeinflussen können, sodass diese bei Verbindung über ein getaktetes Netzwerk zum Beispiel niedriger aufgelöste Bilder oder Videos verwenden, was entsprechend den Datendownload reduziert.
Zudem ermögliche Windows 8 den Mobilfunkanbietern ihren Kunden mitzuteilen, dass die Grenze ihres Daten- oder Zeitvolumens allmählich erreicht wird. Informationen zum eigenen Datentarif liefern zudem die jeweiligen Live-Kacheln des Anbieters, welche bei der erstmaligen Verbindung automatisch installiert werden. Einen Überblick über das Datenaufkommen einer bestimmten App kann wiederum der App-Verlauf des neuen Task-Managers liefern.