Windows Phone 8: Das ist Microsofts neues Windows für Smartphones
2/6Elektronische Geldbörse
In den USA können Smartphone-Nutzer schon seit einigen Monaten vielerorts mit ihrem Handy bezahlen – zumindest, so lange es sich dabei um ein Android-Gerät mit NFC-Unterstützung handelt. Denn die Mitte 2011 von Google gestartete elektronische Geldbörse Google Wallet verwandelt in Kooperation mit verschiedenen Finanzinstituten das Handy oder Tablet nach und nach in einen Geldbeutel. Mit Windows Phone 8 will nun auch Microsoft auf diesen Zug aufspringen und am – nach Einschätzung verschiedener Analysten – (finanziellen) Erfolg der boomenden elektronischen Geldbörse teilhaben.
Das Prinzip dahinter ist denkbar simpel: In der entsprechenden Software hinterlegt der Nutzer seine Daten, unter anderem Bankverbindung oder Kreditkartenangaben, via NFC werden die Daten verschlüsselt an das Kassensystem des Händlers übermittelt; bestätigt wird die Transaktion dann per PIN. Hardware-seitig ist dafür allerdings mehr als nur ein NFC-Modul erforderlich: Auch ein sogenanntes Secure Element (SE) muss vorhanden sein. In diesem Punkt unterschieden sich allerdings die Systeme von Google und Microsoft, mit unter Umständen erheblichen Auswirkungen für den Nutzer.
Denn während Googles Konzept eine Implementierung des SE in das Endgerät selbst vorsieht, setzt Microsoft auf eine sogenannte Secure SIM. Dabei handelt es sich um einen modifizierte SIM-Chip, der notwendigen Informationen enthält, bei einem Gerätewechsel stehen diese also auch dort sofort zur Verfügung. Der Nachteil: Bietet der jeweils genutzte Mobilfunkanbieter keine Secure SIM an, kann die elektronische Geldbörse nicht oder nur stark eingeschränkt verwendet werden. Im Falle von Windows Phone 8 kommt auf künftige Nutzer hier ein zumindest temporärer Nachteil hinzu. Denn vorerst wird lediglich das französische Unternehmen Orange mit Microsoft kooperieren, weitere Anbieter sollen dann nach und nach ab 2013 folgen.
Entscheidend für den Erfolg ist aber auch die Zusammenarbeit mit Partnern wie Banken und Zahlungsdienstleistern, aber auch mit Betreibern von Rabattkartensystemen. Diese können ihre jeweiligen Applikationen mit dem Wallet-Hub verbinden, das dann als zentrale Anlaufstelle fungieren soll. Apples Passbook zeigt in Deutschland derzeit noch eindrucksvoll, wie wenig alltagstauglich ein solches System ohne entsprechende „Inhalteanbieter“ ist. Hinzu kommt aber auch: In Deutschland steckt das Bezahlen per NFC noch in den Kinderschuhen, einzig in einigen wenigen Regionen können so kleinere Einkäufe gezahlt werden. Mit GiroPay steht zudem in puncto Bezahlen ein von einigen großen Finanzinstituten unterstütztes Konkurrenzsystem bereit.
Microsoft muss hier also von Anfang an Partner an Bord haben, um die Wallet-Funktion als Argument für Windows Phone 8 verwenden zu können.
Neuer Browser & neue Karten
Der Browser ist bei jedem halbwegs aktuellen Smartphone eine der wichtigsten Komponenten. Nicht, weil er für den Betrieb essentielle Programmroutinen beinhaltet oder Hardware anbindet, sondern weil kaum eine Funktion so häufig genutzt wird wie das Surfen im Internet. Bislang hinkte Microsoft hier mit Windows Phone 7.5 im Vergleich zur Konkurrenz hinterher, der integrierte Internet Explorer war ein wenig langsamer und ärmer an Funktionen und Kompatibilität zu HTML5. Hier soll mit Windows Phone 8 vieles besser werden, denn die neue Betriebssystemversion wird mit dem Internet Explorer 10 daherkommen – trotz der Namensgleichheit handelt es sich selbstredend nicht um eine 1:1-Umsetzung der PC-Variante. Microsoft verspricht nicht weniger als eine deutlich höhere Geschwindigkeit beim Seitenaufbau, in puncto JavaScript soll die Leistung ganze 400 Prozent höher liegen, HTML5 wird deutlich besser als bislang unterstützt. Erste Benchmarks scheinen dies zu belegen: In Sunspider 0.9.1 wurden in ersten Tests Werte erreicht, die im Bereich des iPhone 5 oder Galaxy Note II lagen.
Gut für Windows Phone 8, schlecht für Nokia: So könnte das Urteil über den Wechsel bei der Kartenapplikation lauten. Denn wo bislang Microsoft unter dem Label Bing selbst Kartenmaterial und -Software beisteuerte, wird nun Nokias Gegenstück – wie bei Lumia-Modellen üblich – verwendet. Damit wird die Plattform als ganzes aufgewertet, Nokia-Endgeräte verlieren jedoch eines ihrer Alleinstellungsmerkmale. Allgemein gelten die Karten der Finnen sowie die darum angelegte App als sehr ausgereift und reich an Funktionen. Anders als bislang bei Windows Phone steht das Kartenmaterial somit auch ohne bestehende Datenanbindung bereit, auch die von Nokia Maps her bekannte Turn-by-Turn-Navigation mit all ihren Stärken wird Einzug halten. Immerhin werden einige Karten-abhängige Dienste wie Nokia Drive den Lumias vorbehalten bleiben – auch den Namen Nokia Maps wird man weder auf Geräten von HTC noch von Samsung finden.