Deutsche Telekom verteilt IPv6-Adressen an Privatkunden
Als Nachfolger für die vierte Version des Internetprotokolls steht seit 1998 das IPv6-Protokoll mit einem vergrößerten Adressraum bereit. Doch bis jetzt konnte sich die neue Version des zukunftsweisenden Internetprotokolls unter Privatnutzern nicht durchsetzen, da die Provider die entsprechenden Adressen nur sporadisch vergeben.
Doch nun vermeldet die Deutsche Telekom auf dem in Potsdam stattfindenden IPv6-Gipfel, dass das Unternehmen seit September 2012 entsprechende IPv6-Adressen an Festnetzkunden vergibt, welche einen neuen Internet-Anschluss beauftragen. Somit können den Angaben von Bruno Jacobfeuerborn, seines Zeichens Geschäftsführer der Technikabteilung bei Telekom Deutschland, zufolge mehrere 10.000 Privatkunden des Bonner Konzerns bereits IPv6 nutzen. Dazu erhalten diese eine dynamische IPv6-Adresse, welche sie nur mit einem Neustart des Routers wechseln oder über dessen Oberfläche ein neues IPv6-Präfix anfordern können. Die bislang bei DSL alle 24 Stunden übliche Unterbrechung der Verbindung fällt weg, so Jacobfeuerborn.
Für Geschäftskunden stellt die Deutsche Telekom das IPv6-Protokoll bereits seit März 2012 zur Verfügung, jedoch erhalten jene statische IPv6-Adressen. Zudem können die Unternehmen, anders als Privatkunden, auch bei bestehenden Verträgen zur neuen Generation des Internetprotokolls wechseln. Im Mobilfunk will die Telekom IPv6 erst im kommenden Jahr ebenfalls per Dual-Stack einführen, sodass IPv4 und IPv6 gleichzeitig genutzt werden können.
Mit IPv6 befürchten Kritiker jedoch ein Zurückdrängen der Anonymität im Internet durch die mit dem neuen Protokoll mögliche zeitlich stabilere und weiter reichende öffentliche Adressierung. Dies sieht Bundesdatenschützer Peter Schaar ebenfalls so und weist auf dem Gipfel darauf hin, dass aufgrund des deutlich vergrößerten Adressraum theoretisch jedem Gerät eine eigene, statische IP zugewiesen werden kann und somit jeder Nutzer jederzeit wiedererkannt werden kann. Dies würde Cookies bezüglich des Trackings überflüssig machen.
Zwar unterstützen die meisten gängigen Betriebssysteme die sogenannte IPv6-Privacy-Extension, aber in den wenigsten Fällen seien diese standardmäßig aktiviert. Die nachträglich in das IPv6-Protokoll integrierte Datenschutzerweiterung sorgt dafür, dass die zweite Hälfte einer IPv6-Adresse nicht an eine MAC-Adresse und damit ein Gerät fest gebunden wird, sondern automatisch in festen Zeitabständen gewechselt wird.
Jedoch hat Schaar ebenfalls eine andere Lösung für das Problem parat: Jedem Nutzer sollen die Provider mehrere, sowohl statische als auch dynamische, IPv6-Adressen zuweisen. Diese sollen anschließend abhängig vom Dienst genutzt werden, sodass die statische Adresse beispielsweise bei Punkt-zu-Punkt-Verbindungen wie bei der Internettelefonie und die dynamische beim Surfen im Internet Anwendung finden würde. Den Aussagen von Jacobfeuerborn zufolge will die Telekom in Zukunft solche Lösungen anbieten.