Far Cry 3 im Test: Vaas geht ab?!
4/5Technik
So diskussionswürdig Far Cry 3 inhaltlich ist: Grafisch gehört die Ubisoft-Produktion ohne Zweifel zu den Highlights des Spielejahres 2012. Auf Basis der bereits beim Vorgänger zum Einsatz kommenden, für den dritten Teil deutlich überarbeiteten hauseigenen Dunia-Engine setzen die Entwickler die paradiesische Vegetation der Rook Islands fantastisch um. So darf man sich über tolle Lichtverhältnisse im dichten Dschungel, malerische Wasseroberflächen und atmosphärische Buchten sowie tiefe Höhlen, verlassene Gehöfte und eine – es wurde deutlich – sehr belebte Umwelt samt realistischen (aber leider flimmernde) Schatten freuen.
Basis der neuen Engine ist die moderne DirectX-11-API, wobei auf DirectX 10 sowie DirectX 10.1 verzichtet wird und alternativ nur DirectX 9 zur Verfügung steht. Dementsprechend gibt es zahlreiche neue Techniken, wie zum Beispiel einen Deferred Renderer inklusive MSAA-Support (MSAA funktioniert entsprechend nicht unter DirectX 9), globale Beleuchtung aus dynamischen, direkten und indirekten Lichtquellen, Ambient Occlusion (SSAA, HDAO sowie HBAO) beschleunigt per Compute Shader, „Contact Hardening Soft Shadows“ (verschieden hart gezeichnete Schatten) sowie transparentes Super-Sampling-AA für Alpha-Test-Texturen.
Diese die Schönheit von „Far Cry 3“ bedingenden Späße fordern allerdings auch ihren Hardware-Tribut, sodass für maximale Details durchaus ein sehr aktuelles System zur Verfügung stehen sollte. Auf unserem Spiele-Testsystem lief der Titel dementsprechend auf „Ultra“ und in einer Auflösung von 1920 x 1080 nicht mehr ideal, sodass zwischen stabilen Bilderraten von 40 bis 55 zwischendurch in sehr fordernden Situationen Einbrüche auf bis zu 30 FPS den Spielspaß trübten, weswegen wir schnell dazu übergegangen sind, auf „Hoch“ zu spielen. Eine umfassende Übersicht zur Performance und zur Technik liefert auch in diesem Fall wieder unsere News zum Thema.
Über fast jeden Zweifel erhaben ist auch die Sprachausgabe. Auch in dieser Hinsicht lässt sich Ubisoft nicht lumpen und spendiert eine deutsche Synchronisation, die sich über weite Strecken auf allerhöchstem Niveau bewegt. Besonders gefällt dabei die deutsche Stimme von Vaas, die von Simon Jäger stammt (vor allem: Matt Damon) und die besser kaum passen könnte. Störend ist einzig die ab und an merkliche Asynchronität von Stimmen und Mundbewegungen: Hier hätte etwas mehr Feintuning gut getan.
Ein Lob verdient sich auch die KI, die zwar nur im höchsten der drei Schwierigkeitsgrade effektiv zielen kann und ab und an mit Aussetzern zu kämpfen hat, insgesamt aber durchaus clever ist, was insbesondere mit Blick auf den Open-World-Charakter von FC 3 beeindruckt. So lassen sich die Piraten nicht ohne Weiteres abschütteln, werden schnell misstrauisch und verstehen es gut, den Spieler einzukreisen und mit Sperrfeuer und Granaten unter Druck zu setzen. Etwas übertrieben wurde das „Stein“-Feature, bei dem der Spieler die Aufmerksamkeit der Gegner per Tastendruck über einen geworfenen Stein in eine bestimmte Richtung lenken kann: Dass dies auch nach dem zehnten Mal bei ein und demselben Wachhabenden funktioniert, ist nun wirklich nicht mehr glaubwürdig.
Aus technischer Sicht stellt dennoch nur die Steuerung einen kleinen Wermutstropfen dar. Auch wenn diese nicht negativ auffällt und im Prinzip den Genre-Standard bietet, fällt doch vor allem bei der Menüführung und den vielen Tätigkeiten, bei denen eine Taste länger gedrückt gehalten werden muss, auf, dass man es hier wie gehabt mit einer Multi-Plattform-Entwicklung zu tun hat.
Ebenfalls nicht ganz optimal ist schließlich, dass man nur außerhalb der Missionen frei speichern kann, denn sofern möglich bietet es sich an, sehr häufig zu speichern. Nervig ist in diesem Zusammenhang, dass es keinen Quicksave gibt, sodass man fürs Abspeichern ständig ins Menü wechseln muss.
Multiplayer & Editor
Für alle Mehrspieler-Freunde stellt die Koop-Kampagne einen netten Zusatz dar. In dieser stürzt man sich mit bis zu drei Mitspielern auf eine separate Handlung, die ebenfalls auf den Rook Islands und im direkten Vorfeld zu den Geschehnissen aus der Hauptkampagne spielt. Hier wurden vier Besatzungsmitglieder eines Schiffes von ihrem Kapitän hinters Licht geführt und ausgesetzt – klar, dass in der Folge jede Menge Schlachten geschlagen werden müssen, wobei weniger die Handlung als vielmehr die Action zu viert im Vordergrund steht.
Darüber hinaus kann man sich auch in einem klassischen Multiplayer versuchen, der allerdings auch im Falle von FC 3 nicht auf dedizierten Servern basiert. Ubisoft hat hier stets den Team-Aspekt betont, sodass sich Team-Mitglieder wiederbeleben und per Kriegsgeschrei kurzfristige Boni verschaffen können. Außerdem können Gegner für die Mitspieler markiert werden, was im auf satte Action ausgelegten Spiel ein wirksames Instrument gegen Camper sein soll.
Auf diesen Wegen sammelt man sogenannte „Team Support“-Punkte, die in wirkungsmächtige Boni investiert werden können. Zu diesen gehört unter anderem das sogenannte Psychogas, das die Gegner verwirrt und kurzzeitig nicht mehr Freund und Feind unterscheiden lässt. Natürlich werden aber auch individuelle Erfahrungspunkte gesammelt, die in neue Ausrüstung und Perks investiert werden können.
Bei den Modi wird neben dem klassischen Team-Deathmatch auch ein Feuersturm-Modus angeboten, bei dem zwei Teams versuchen, das Nachschubdepot des jeweils anderen in Brand zu setzen. Bei „Übertragung“ handelt es sich dagegen eher um einen Capture-the-Flag-Modus, bei dem nicht Flaggen, sondern Sender im Zentrum des Interesses stehen.
Die tatsächliche Güte des Multiplayer-Angebots lässt sich bisher kaum abschätzen, da das Spiel erst zum Ende unseres Testzeitraums erschienen ist. Insgesamt dürfte man es hier aber mit einer netten Dreingabe zu tun haben, die einige weitere Stunden unterhalten kann, dabei aber kein bahnbrechendes oder sonderlich innovatives und damit länger durchschlagendes Spielerlebnis bietet.
Wer abseits der vielen Ballerei auch ein wenig kreative Zeit mit „Far Cry 3“ verbringen möchte, kann schließlich auf den Map-Editor zurückgreifen, mit dem sich vergleichsweise einfach eigene Inseln erstellen lassen.