Hitman: Absolution im Test: Lautlos ist es am besten

 2/5
Sasan Abdi
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„Hitman“ im Überblick

Auch im fünften Teil von „Hitman“ steht natürlich wieder die Story im Vordergrund. Konzipiert als Quasi-Kinoerlebnis mit interaktiven Elementen, lebt auch „Absolution“ ganz maßgeblich von dem Kitt und „Flow“ gebenden Effekten der Handlung.

Diese beginnt – wie könnte es anders sein – mit einem Auftrag. Dabei handelt es sich allerdings nicht um Alltägliches: Die Mission könnte brisanter kaum sein, denn im Fokus steht nicht irgendeine Person, sondern Nr. 47 alter Führungskontakt, Diana Burnwood. Letztere hat der Agency den Rücken gekehrt und soll sogar Hochverrat begangen haben – Grund genug für die obersten Tiere, sie zum Abschuss freizugeben.

Auch bei unserem zweiten Durchlauf offenbart die Kampagne an dieser Stelle ihre einzige größere Schwäche: Nachdem man in das Haus von Burnwood eingedrungen ist, gibt der Hitman in einer Zwischensequenz ganz den erbarmungslosen Killer und fragt nicht etwa nach den Gründen für den Verrat an der Organisation, sondern schießt sofort auf die Zielperson – um sie erst hinterher kurz vor ihrem Ableben ins Verhör zu nehmen.

Dieser logisch nicht ganz nachvollziehbare Einstieg ist deswegen nötig, weil es im Folgenden im Kern um die Beziehung zwischen Nr. 47 und der Tochter der Getöteten geht. Ganz glaubwürdig wirkt dies nicht, da nicht ganz verständlich ist, warum Nr. 47 zunächst den ersten Teil des Auftrags – den Mord – reuelos erfüllt, um dann in bester moralischer Manier den zweiten Teil – die Auslieferung des irgendwie besonderen Mädchens – zu verweigern.

Hitman: Absolution im Test
Hitman: Absolution im Test

Stattdessen bringt Nr. 47 das Mädchen in Sicherheit und fängt selbst an, Nachforschungen über das Mädchen und die Pläne seiner Organisation anzustellen. Auch wenn der Einstieg etwas wackelt, entspinnt sich die Handlung dieser Kampagne im Folgenden solide. Nr. 47 verkörpert nunmehr in Personalunion den Jäger und Gejagten: So stellt ihm nicht nur die Polizei wegen eines fingierten Mordes an einem Zimmermädchen nach; auch seine (alte) Organisation setzt alles daran, den illoyalen Auftragskiller loszuwerden, während dieser weiterhin versucht, hinter das Geheimnis des Mädchens und die damit zusammenhängenden Pläne seiner neuen Feinde zu kommen.

Entscheidend ist dabei, dass sich die in der Vorschau gehegten Hoffnungen an den weiteren Fortgang der Story, die wir nur zu einem Drittel spielen konnten, erfüllen: Das neue „Hitman“ bleibt auch nach dem ersten Drittel spannend, sodass man gerne am Ball bleibt und tatsächlich an den von Agent 47 aufgedeckten Informationen interessiert ist. Aufgepeppt und zusammengehalten wird das Ganze durch exzellente Erzähltechniken, die große Anleihen beim Kino machen und dementsprechend immer wieder mit gelungenen Video- und Dialogsequenzen arbeiten, sodass man sich schnell in die düstere, glaubwürdige Spielwelt hineingezogen fühlt.

Hitman: Absolution im Test
Hitman: Absolution im Test

Schade ist aber, dass die am Anfang sehr deutlich gemachte Kehrtwende des Klon-Killers im weiteren Verlauf nur noch am Rande thematisiert wird. Wie kommt es, dass ein völlig unmoralischer, fast schon maschinenhafter Typ sich plötzlich für moralische Kategorien wie „gut“ und „böse“, „richtig“ und „falsch“ interessiert? Was reitet ihn, dass er sich plötzlich um das Schicksal eines Mädchens schert, das obendrein auch noch die Tochter jener Frau ist, die seine „Familie“ – die Organisation, der er stets treu ergeben war – verraten hat? Diese für den Charakter des „Hitman“ entscheidenden Fragen bleiben überwiegend im Dunklen, sodass leider festgehalten werden muss, dass der unstimmige Einstieg auch im späteren Verlauf kaum aufgefangen und erklärt wird.

Dies ändert allerdings glücklicherweise nichts daran, dass der Plot in bester Hollywood-Thriller-Manier überzeugt, auch wenn man inhaltlich keine avantgardistischen Ansätze erwarten sollte und stattdessen eher konventionelle Kost geboten wird.