HTC 8X im Test: Windows-Phone-Flaggschiff von HTC
3/7Display
Nicht ganz so exzellent wie die Verarbeitung gestaltet sich das Display, auch wenn die Darstellung in unseren Augen subjektiv zu dem Besten gehört, das uns in diesem Jahr untergekommen ist. Bei einer Größe von 4,3-Zoll sorgt eine solide Auflösung von 1.280 × 720 nicht nur dafür, dass 720p-Inhalte lokal nativ wiedergegeben werden können; auch die Punktdichte ist bei 342 ppi hervorragend, sodass eine scharfe, knackige Darstellung ermöglicht wird.
Auf dieser Basis weiß die Darstellung des LC2-Displays in unterschiedlichsten Lebenslagen zu gefallen, auch wenn die Maximalhelligkeit durchaus besser ausfallen könnte und auch wenn man bei anderen HTC-Geräten schon stabilere Blickwinkel gesehen hat.
Als optimalen Weißpunkt sehen wir D65 an, also eine Farbtemperatur von 6.500 Kelvin (K). Dies entspricht nach gängiger Definition einem mittlerem Tageslicht und ist der Weißpunkt der gängigen Farbräume sRGB und AdobeRGB. Eine Abweichung von einigen hundert bis etwa 1000 K ist bei Mobiltelefonen als noch akzeptabel anzusehen, einige Displays – bauartbedingt vor allem OLED-Modelle – liegen allerdings beim Weiß und noch mehr bei Grautönen oft im Bereich um 10.000 K, was bereits als deutlicher Blaustich wahrnehmbar ist. Sehr viele Displays von Smartphones und Notebooks treffen zwar den Weißpunkt von 6.500 K relativ genau, weichen aber bei Grautönen und anderen mittleren Farbtönen deutlich mit einem Blaustich ab. Vor allem bei gleichzeitigem Auftreten von Grau und Weiß ist diese ungleichmäßige Graubalance wahrnehmbar.
Gegenüber der LCD-Technik weisen OLED-Bildschirme einige Besonderheiten auf, die sich teilweise in unseren Messungen niederschlagen und erklärungsbedürftig sind. Zum einen ist das der bekanntermaßen hohe Kontrast, der bei OLED durch die selbstleuchtenden Pixel möglich ist – es gibt hier kein Backlight, welches durch das Panel mehr oder weniger stark abgedunkelt wird, sondern ein schwarz angesteuerter Pixel ist tatsächlich komplett schwarz und leuchtet nicht. Da das Kontrastverhältnis den Quotienten zwischen der Helligkeit von Weiß und Schwarz angibt, ergibt die Kontrastmessung bei OLED-Displays theoretisch eine Division durch Null und damit ein nicht definiertes Ergebnis – in der Praxis gibt es bei der Schwarzmessung immer eine gewisse Resthelligkeit durch Streulicht und ein Signalrauschen beim Messgerät, sodass Kontrastergebnisse im fünfstelligen Bereich entstehen. Da die Darstellung dieser Kontrastwerte im Balkendiagramm den irreführenden Eindruck erzeugen, der Kontrast wäre bei OLED sichtbar um viele Größenordnungen besser, haben wir uns entschieden als Kontrast maximal 5000:1 darzustellen und auf diese Erklärung zu verweisen. Im Alltag ist der Unterschied allenfalls in sehr dunklen Umgebungen deutlich wahrnehmbar, bei Tageslicht sind Faktoren wie die Reflexionen der Displayoberfläche wesentlich wichtiger.
Die zweite Besonderheit ist die beim derzeitigen Stand der Technik verhältnismäßig geringe Lebensdauer der blauen Leuchtelemente bei OLED-Displays. Dies veranlasst die Hersteller dazu, zur Steigerung der Lebensdauer bei einigen Displays die klassische RGB-Subpixelmatrix durch alternative Anordnungen abzulösen. Bekannt ist dabei beispielsweise Samsungs „PenTile“-Matrix, deren Hauptmerkmal die Vergrößerung der blauen und roten Subpixel ist – allerdings bei gleichzeitiger Halbierung ihrer Anzahl. Das bedeutet, dass bei gleicher Nennauflösung diese Displays eine geringere Anzahl von Subpixeln aufweisen als Displays mit der bewährten RGB-Matrix. Jeder Pixel verfügt weiterhin über seinen eigenen grünen Subpixel, teilt sich aber den jeweiligen roten und blauen Subpixel mit seinem Nachbarpixel. Das ganze führt bei gleicher Nennauflösung zu einer geringeren tatsächlichen Auflösung und an Kontrastkanten zu Farbsäumen, die vor allem die Lesbarkeit von Text deutlich verringern können.
Die Maximalhelligkeit liegt mit Werten von 330 cd/m² nur im Mittelfeld. In der dunklen Jahreszeit reicht diese allerdings spielend aus, um Inhalte selbst bei direkter Sonneneinstrahlung gut lesen zu können. Gut möglich allerdings, dass sich dies bei bester Sommersonne anders verhält.
Schade ist in jedem Fall, dass man die Display-Helligkeit auch unter WP 8 nach wie vor nicht stufenlos verstellen kann. Unter „Mittel“ bewegt sich die Helligkeit nämlich nur noch bei rund 120 cd/m², was im November in den meisten Fällen ausreichen kann, spätestens im Frühling aber nur noch in Innenräumen eine dauerhafte Wahl darstellen dürfte.
Auch bei den Kontrastwerten liegt das Display des 8X nur im Mittelfeld, was auch insofern ein wenig enttäuschend ist, weil vorab mancherorts die Hoffnung gesät wurde, wonach HTC möglicherweise dasselbe exzellente Panel wie im HTC One X einsetzen würde.
Diese objektiven Abstriche fließen am Ende in die Bewertung des Displays ein, ändern allerdings nicht daran, dass uns das Gebotene subjektiv in hohem Maße überzeugen kann.