HTC 8X im Test: Windows-Phone-Flaggschiff von HTC

 6/7
Sasan Abdi
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Windows Phone 8 im Alltag

Besonders machen das HTC 8X bekanntlich weder das Äußere noch die inneren Werte, sondern der Umstand, dass man es hier mit einem der ersten Windows-Phone-8-Smartphones zu tun hat. An dieser Stelle soll deswegen noch einmal auf unsere Alltagserfahrungen mit dem neuen Betriebssystem eingegangen werden. Im Folgenden steht also nicht WP 8 als solches, sondern unser erster Eindruck im Vordergrund (eine allgemeine Besprechung findet sich in Form unseres Berichts zum Start).

WP 8 – Neuer Startscreen
WP 8 – Neuer Startscreen

Dazu lässt sich zunächst sagen, dass der Wechsel von Version 7 auf Version 8 trotz einiger handfester Neuerungen unter der Haube – Stichwort: Systemarchitektur – ohne nennenswerte „Aha“-Effekte von der Hand geht. Wer die bewusst einfach gehaltenen Oberfläche von WP 7 kannte, wird sich auch unter WP 8 sofort zurechtfinden.

WP 8 – Neuer Startscreen
WP 8 – Neuer Startscreen

Ursächlich hierfür ist, dass die grundlegende Menüführung zwar an einigen Ecken angepasst wurde, im Prinzip aber erhalten bleibt. So fällt vor allem die Überarbeitung des Homescreens ins Auge, dessen Aufbereitungsmöglichkeiten über die „Live-Tiles“ genannten Kacheln sinnvoll erweitert werden: Der rechte Rand, der unter Windows Phone 7 und 7.5 noch vorhanden war und am oberen Ende per Pfeil auf die Appliste hinwies, ist verschwunden. Dafür gibt es nun wesentlich mehr Platz für mehr Kacheln nebeneinander. Doch nicht nur dadurch erhält der Nutzer die Möglichkeit, seinen Startbildschirm geräumiger zu nutzen: Windows Phone 8 gibt Anwendern zusätzlich die Option, die Größe der Kacheln in drei Stufen – klein, mittel und groß – zu verändern und auf diese Weise mehr Ordnung und Überblick zu schaffen. Um dies einzurichten, ist es lediglich notwendig, den Fingern lange auf einer Kachel gedrückt zu halten und anschließend über einen kleinen Pfeil die Größe der ausgewählten Kachel zu ändern.

Bei diesen Anpassungsmöglichkeiten handelt es sich um ein Detail mit großer Wirkung, da der Homescreen nun wesentlich individueller gestaltet werden kann. So können weniger wichtige aber dennoch noch relevante Informationen ebenfalls zentral platziert werden, ohne dass dabei viel Platz verloren gehen würde. Der überarbeitete Lockscreen bietet ebenfalls mehr Möglichkeiten zur individuellen Gestaltung. Neben verschiedenen Bezugsquellen für das Hintergrundbild steht vor allem das Darstellen von Informationen im Vordergrund. So können auf Wunsch am unteren Rand Hinweise zu neuen E-Mails, Anrufen in Abwesenheit oder andere Dinge eingeblendet werden. Dabei ist man aber nicht nur auf vorinstallierte Programme beschränkt, auch Drittanbieter-Software kann auf diese Schnittstelle zugreifen, was den Nutzen gegebenenfalls weiter erhöhen kann.

Was man sich im Alltag allerdings beim Stichwort „Informationen“ nach wie vor vergeblich wünscht, ist ein vollwertiges Benachrichtigungssystem. In dieser Hinsicht lässt Microsoft seine Plattform unverständlicherweise weiterhin hinterherhinken, auch wenn bereits angekündigt wurde, dass eine entsprechende Übersicht in der Mache ist und nachgereicht werden wird.

Wiederum positiv ist, dass man zur Synchronisation von WP-8-Geräten nun (zumindest unter Windows) nicht mehr auf Zune angewiesen ist. Statt über die überladene Software können beispielsweise Multimedia-Dateien nun einfach per Drag-and-Drop auf das Smartphone gezogen werden, was insbesondere bei der ersten Einrichtung wesentlich intuitiver und entspannter ist und beispielsweise dazu einlädt, die Musik-Playlist regelmäßiger aufzufrischen.

WP 8 – Kinderecke
WP 8 – Kinderecke

In unserem Praxistest war es irrelevant, doch dürften sich Eltern von Kindern im Smartphone-fähigen Alter durchaus über die „Kinderecke“ freuen, mit der sich binnen weniger Minuten Apps und Bereiche definieren lassen, die von den Sprösslingen uneingeschränkt verwendet werden dürfen. Alle anderen Funktionen sind dagegen passwortgeschützt, sodass man per einfacher Zuweisung von Anwendungen und Multimedia-Dateien überraschend genau und unkompliziert festlegen kann, welche Aspekte tatsächlich zur Verfügung stehen – eine Option, die nicht nur für Kinder interessant sein kann, sondern beispielsweise auch beim kurzzeitigen Verleihen des Gerätes eine Fremdnutzung erfahren könnte.

Sehr gelungen gestaltet sich auch die Integration des neuen Kartendienstes, wobei in der täglichen Nutzung insbesondere die Offline-Verfügbarkeit immer wieder positiv auffällt. In dieser Hinsicht macht Microsoft mit Nokia Maps alles richtig, wobei man sich in Redmond aufgrund des kleinen Desasters rund um die neuen Karten von iOS ins Fäustchen gelacht haben dürfte. Einige kartenabhängige Dienste wie Nokia Drive bleiben jedoch den Lumias vorbehalten – auch den Namen Nokia Maps wird man weder auf Geräten von HTC noch von Samsung finden.

WP 8 – Browser
WP 8 – Browser

Auch der neue Internet Explorer weiß zu gefallen. Im Alltag fällt in dieser Hinsicht das auf, was bereits im Abschnitt „Performance“ objektiv belegt wurde: Surfen geht unter WP 8 richtig schnell von der Hand, was nicht nur wegen dem grundsätzlichen hohen, täglichen Aufkommen dieser Tätigkeit wichtig ist, sondern auch, weil Version 7 im Vergleich zur Konkurrenz hier noch nennenswert hinterher hinkte.

Fasst man unsere im Rahmen einer gut einwöchigen Testzeit gesammelten Erfahrungen mit Windows Phone 8 auf dem HTC 8X zusammen, lässt sich vor diesem Hintergrund sagen: Auch wenn man fundamentale Veränderungen erwartungsgemäß vergebens sucht, gleicht Microsoft seine Plattform was die Usability und Funktionen angeht doch in vielerlei Hinsicht gekonnt an den State-of-the-Art an.

Ob man diese Angleichungen im Einzelnen und im Vergleich besser oder schlechter findet, ist letztlich eine sehr individuelle, subjektive Angelegenheit. Objektiv kann Windows Phone 8 in jedem Fall bescheinigt werden, das Gros der Kinderkrankheiten der Vorgänger auszumerzen.

WP 8 – Wallet
WP 8 – Wallet

Was schließlich als Kritik bleibt, sind einzelne Aspekte, wobei allen voran das nach wie vor vergleichsweise übersichtliche Angebot des Windows Phone Store angeführt werden muss. Doch selbst hier hat sich mit In-App-Pay-Möglichkeiten und erweiterten Zahlungsmöglichkeiten etwas getan, wobei man in diesem Kontext darauf gespannt sein darf, inwiefern WP 8 im kommenden Jahr tatsächlich von der NFC-Unterstützung und seinem Wallet-Dienst profitieren wird.

Darüber hinaus werden schließlich auch exzessive Google-Nutzer mit Recht die weiterhin mäßige Integration der entsprechenden Dienste bemängeln. So macht sich die Konkurrenzsituation in dieser Hinsicht nach wie vor bemerkbar, sodass native Apps für die einschlägigen Dienste vergeblich gesucht werden. Dies stellt je nach Nutzertyp durchaus eine Einschränkung dar; ein richtig solider Kritikpunkt sieht allerdings anders aus, da sich schon die Frage stellt, weshalb Microsoft bei aller Güte der Anwendungen die Dienste eines direkten Konkurrenten prominent integrieren sollte.